Besprechung vom 28.06.2020
Für die Tasche Es beginnt mit dem Tod des Großvaters in Nepal, einige Jahre bevor David Lama das Licht der Welt erblickte. Und der Tod ist es auch, der uns die Welt des David Lama wieder in Erinnerung ruft.
Das einstige Wunderkind des Klettersports und spätere Spitzenalpinist starb im April 2019, gerade einmal 28 Jahre alt, gemeinsam mit den nicht minder begabten Hansjörg Auer und Jess Roskelley bei einer Tour am Howse Peak in Kanada. Ein Jahr danach sind in einem Sammelband ausgewählte Texte und die Bücher "High" und "Free" erschienen, in denen der Österreicher seinen Weg vom Wettkampf- zum Big-Wall-Kletterer und Alpinisten beschreibt, der "richtig hartes Bergsteigen", O-Ton Lama, der heimeligen Kletterhalle vorzog.
David Lama war sich bewusst, dass von außen betrachtet seine Abenteuer den Anschein erweckten, er riskiere leichtfertig sein Leben. Er schrieb deshalb: "Das Risiko ist immer präsent. Maßgeblich ist, dass man hinter seinen Entscheidungen und Taten stehen kann." Sätze wie dieser, 2015 notiert, haben aufgrund von Lamas Tod am Berg eine ganz neue Aussagekraft.
Die Lektüre dieses David-Lama-Readers ermöglicht einen Einblick in eine Gedankenwelt, die selbst jenen, die mit der Materie vertraut sind, in ihrer letzten Konsequenz manches Mal zu absolut und krass ist. Gerade deshalb fehlt dem Bergsteigen einer wie David Lama.
sgr
"David Lama. Sein Leben für die Berge. Von ihm selbst erzählt", Penguin 2020, 480 Seiten, Paperback
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