Unsere Kräuterfrauen

Natürlich nicht, denn dann wären wir unsterblich. Gegen relativ harmlose Infektionskrankheiten helfen Kräuter allerdings sehr wohl. Ja, sie können sie auch verhindern, wenn man sich auch sonst entsprechend ernährt, abhärtet und viel draußen ist.In diesem Buch findet man zahlreiche Rezepte für verschiedenen Tinkturen oder Salben, die aus Wildkräutern gewonnen werden können. Dazu werden dem Leser 25 "Kräuterfrauen" vorgestellt. Das ist alles ganz wunderbar, nur nicht unbedingt zum Nachmachen geeignet. Denn bei manchen Kräutern muss man schon wissen, wo man sie findet, und wie sie überhaupt treffsicher zu bestimmen sind. Brennessel, Löwenzahn und Gänseblümchen finden man überall, sogar in städtischen Parks. Andere hingegen muss man kennen und finden können. Etwa das Lungenkraut.So schön und lehrreich dieses Buch auch ist, so viele Haken hat es letztlich auch. Neben den erwähnten Kenntnissen fehlt den meisten Menschen wohl die Zeit für eine solche Tätigkeit. Vieles von dem, was man in diesem Buch findet, wird inzwischen auch industriell hergestellt. Dann weiß man allerdings nicht wirklich, was da noch so alles in solchen Produkten drin ist. Industrielle Herstellung führt zwangsläufig zu Zusatzstoffen, die für die Produktion benötigt werden.Man kann natürlich in die Natur gehen und Löwenzahnwurzeln ausbuddeln. Das ist nicht ganz so einfach, denn die Dinger sind zäh im Boden angewachsen. Dann muss man sie zu Hause reinigen und zerkleinern. Wer das einmal gemacht hat, weiß was das für eine Arbeit ist. Die Wurzeln sind dünn, struppig und hart. Und schwer von der Erde zu trennen sind sie auch. Dann muss man sie entweder sofort verwenden oder trocknen. Und der Ertrag einer einzigen Löwenzahnwurzel ist gering. Inzwischen kann man das fertige Produkt, also getrocknete Löwenzahnwurzeln, kaufen. Es gibt sie auch in geriebenem Zustand in Kapseln.Das gilt zum Beispiel auch für Brennessel-Produkte. Ganz anders sieht das zum Beispiel bei der im Buch beschriebenen Schwarzerlentinktur aus. Dazu muss man erst einmal eine Schwarzerle finden, die Rinde abreiben oder Äste abschneiden und dann die ganze Prozedur durchführen. Eine Aspirin besitzt eine ähnliche Wirkung.Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich bin ein großer Anhänger von Wildkräutern. Aber anstatt daraus irgendwelche Tinkturen herzustellen, esse ich sie lieber roh. Da ist dann noch alles so erhalten, wie es halt ist. Das sieht dann bei der Verarbeitung zu Hause schon ganz anders aus. Da wird erhitzt und vermischt.Kurz gesagt: Das ist auf den ersten Blick ein tolles Buch, vor allem für Leute, die Zeit haben und naturnah wohnen. Und die sich ein wenig mit Pflanzen auskennen. Man sollte die Sache jedoch einfach halten und sich vor Verklärungen hüten.

Kräuterwissen mal aus einer ganz anderen Perspektive gesehen