In dieser gebundenen Gesamtausgabe des Shobogenzo werden erstmals in einem Band alle 95 Kapitel des Zen-Klassikers vereint. Die Einzelbände 1 und 2 waren einst im Theseus Verlag erschienen, die Bände 3 und 4 im Angkor Verlag. Diese vier Bände sind überwiegend vergriffen. Sie wurden überarbeitet, durch die fehlenden Kapitel ergänzt, neu geordnet und mit einem Vorwort zu Dogens Werk versehen. Dieses gilt als das wichtigste im Zen-Buddhismus der Soto-Schule und genießt unter Philosophen der ganzen Welt hohes Ansehen. Diese Übersetzung beruht im Wesentlichen auf der japanischen Ausgabe von Dôshu Okubô und der englischen von Kôsen Nishiyama Rôshi.
Inhaltsverzeichnis
[1] BENDÔWA Die Darstellung des buddhistischen Weges **
Bendô ist die buddhistische Übung, insbesondere die der Zazen-Meditation. Der Zugang zu diesem Zazen steht jedem offen, unabhängig von Geschlecht, Rang, Besitz oder Fähig-keit.
[2] MAKAHANNYA HARAMITSU Das Erreichen der großen Weisheit des Buddha
Maka heißt groß, Hannyamitsu ist die Weisheit, durch die ein Bodhisattva vom Lei-den errettet. Wer die Weisheit erlangt hat, kann dualistische Anschauungen von richtig und falsch, schön und hässlich usw. überwinden.
[3] GENJÔKÔAN Die Verwirklichung der Erleuchtung
Das, was im Rinzai-Zen die Kôan erreichen sollen, manifestiert sich im Sôtô-Zen durch die Zazen-Meditation und die alltäglichen Handlungen. Übung und Erleuchtung sind iden-tisch, ebenso selbst und andere, Aufstieg und Fall usw. Dieses Kapitel beschäftigt sich also mit der Erleuchtung jenseits aller Dualität.
[4] IKKA MYÔJU Eine klare Perle
Ikka bedeutet etwas Rundes, Myôju ein glänzender Juwel. Dieser Juwel steht für die Buddha-Natur und das gesamte Universum als Manifestation der Wahrheit. Dôgen benutzt hier, wie häufig, eine klassische Kôan-Erzählung, um seine Aussagen zu untermauern.
[5] JUUNDO SHIKI Regeln für die Wolkenhalle **
Dôgen beschreibt, wie Mönche sich in der Meditationshalle benehmen sollten, die vor allem von Novizen benutzt wurde.
[6] SOKU SHIN ZE BUTSU Unser Geist ist Buddha
Unser ursprünglicher Geist ist mit Buddha (der Erleuchtung) identisch. Alle Buddhas sind letztlich Buddha Shakyamuni selbst. Dôgen grenzt diese buddhistische Sicht gegen die verbreitete Vorstellung eines Selbst ab.
[7] SENJÔ Regeln für den Waschraum
Wenn Achtsamkeit bei weltlichen Tätigkeiten geübt wird, dienen diese auch der spirituel-len Reinigung. Dôgens Anweisungen zur Hygiene waren seiner Zeit weit voraus. Damit setzte er die Tradition seines Meisters Tendô Nyojô fort, der schon als Novize die Verant-wortung für die Waschräume übernehmen wollte.
[8] KEISEI SANSHOKU Klang des Tales, Farbe der Berge
Alle Phänomene offenbaren die Wahrheit. Doch niemand erlangt Erleuchtung, wenn er nicht die konzeptionelle Auffassung der Phänomene überwindet. Dôgen nennt Beispiele, wie durch natürliche Ereignisse Kenshô (Wesensschau) ausgelöst wurde; im zweiten Teil warnt er vor dem Streben nach Ruhm und Gewinn.
[9] SHOAKU MAKUSA Enthaltung von allem Übel
Shoaku ist Makusa und umgekehrt, es bedeutet: Nichts Böses kann getan werden. Gut und Böse hängen von der Zeit und den Dingen ab, doch die Zeit und die Dinge nicht von Gut und Böse.
[10] RAIHAI TOKUZUI Eine Niederwerfung vollziehen und das Mark erlangen
Raihai ist eine respektvolle Niederwerfung vor den Buddhas, Patriarchen und älteren Mönchen, Tokuzui heißt, hierdurch das Mark des Meisters zu erlangen. In diesem Kapi-tel betont Dôgen die Gleichstellung von Mann und Frau auf dem buddhistischen Weg.
[11] UJI Sein-Zeit
U ist Sein, Ji ist Zeit. Üblicherweise werden Raum (Sein) und Zeit gegeneinander ge-stellt, für Dôgen jedoch sind sie eins, so wie sich Anatta (die Abwesenheit eines dauernden Selbst) und Anicca (der ständige Wandel) gegenseitig durchdringen.
[12] DEN-E Die Übertragung der Kesa
Die Weitergabe der buddhistischen Robe ist die Weitergabe der buddhistischen Lehre. Juji , die Kesa zu empfangen und zu erhalten, bedeutet, sie mit Taten zu verwirklichen.
[13] SANSUIKYÔ Die Sûtra der Berge und Flüsse
Die Berge sind Mönche in Meditation, die Flüsse sind die Buddha-Natur bzw. ihre Ver-wirklichung im Fluss des Lebens.
[14] BUSSO Buddhas und Patriarchen
Eine Aufstellung der Patriarchen bis zu Dôgens Meister.
[15] SHISHO Das Siegel der Übertragung
Shisho ist die Aufzeichnung der Erben , ein üblicherweise auf Seide verfasstes Schrift-stück, das die Namen der buddhistischen Vorfahren enthält und die eigene Dharma-Übertragung bestätigt. Diese Übertragung fließt nicht nur von Meister auf Schüler, son-dern auch in die umgekehrte Richtung.
[16] HOKKE TEN HOKKE Nur eine wahre Blume zeigt ihr wahres Gesicht **
Hokke ist die Blume der Lehre, also Buddha-Weisheit. Ten Hokke bedeutet, die Bud-dha-Weisheit erläutert sich selbst. Dieses Kapitel wurde für den Mönch Edatsu verfasst, der von der Lotos-Sûtra beeindruckt war, und enthält entsprechend viele Zitate daraus.
[17] SHIN FUKATOKU (I) Der Geist, der nicht erfasst werden kann
Der Titel stammt aus der Diamant-Sûtra. Fukatoku bedeutet jenseits des Denkens, Shin ist der Geist. Dieser Geist jenseits des Denkens (und Nicht-Denkens) ist jedoch nicht von unserem unterscheidenden Denken getrennt.
[18] SHIN FUKATOKU (II) Der Geist, der nicht erfasst werden kann **
Dies ist die schriftliche Version des Kapitels (im Gegensatz zur obigen mündlichen), die erst nach Dôgens Tod ins Shôbôgenzô aufgenommen wurde und in dialektischer Form von bekannten chinesischen Zen-Meistern sagt, diese seien noch nicht weit genug gegan-gen.
[19] KOKYÔ Der Alte Spiegel
Spiegel reflektieren alles klar und gleichberechtigt, so wie es die Buddha-Natur tut. Spie-gel (die früher aus Metall waren) benötigen die Politur so, wie Erleuchtung Übung braucht, damit sie ihre Wirkung entfaltet.
[20] KANKIN Das Lesen der Sûtras
Kankin bedeutet, leise die Sûtras zu lesen. Nur wenn es keine Lücke zwischen einem selbst und den Sûtras gibt, geschieht wahres Sûtra-Lesen, also buddhistische Praxis. Die Sûtras sind Augen und Fäuste der Buddhas und eins mit dem absoluten Selbst. Hier wer-den Beispiele für dass rechte Kankin erleuchteter Meister und für das Sûtralesen im Kloster gegeben.
[21] BUSSHÔ Buddha-Natur
Allen fühlenden Wesen mangelt es weder an Buddha-Natur noch besitzen sie diese. Viel-mehr sind sie Buddha-Natur. Das rechte und falsche Verständnis der Buddha-Natur wird anhand von Kôan-Erzählungen verdeutlicht.
[22] GYÔBUTSU IIGI Die würdevollen Tätigkeiten als Buddha
Gyôbutsu bedeutet praktizierende Buddhas. Iigi ist würdevolle Tätigkeit. Dôgen be-leuchtet die Beziehung zwischen Seppô Gison und seinem Dharma-Erben Gensha Shibi, die Meister und Schüler wie auch gleichberechtigte Äbte eines Tempels waren.
[23] BUKKYÔ Die buddhistische Lehre
Die Übertragung außerhalb der Schriften und die Lehre innerhalb der Schriften sind beide, was der Buddha lehrte.
[24] JINZÛ Wundersame Kräfte
Statt der überlieferten, mysteriösen sechs Eigenschaften bezeichnet Dôgen unsere alltägli-chen Handlungen und die Nutzung unserer Sinne als wundersame Kräfte, die wir nach Abwerfen von Körper und Geist, Gier, Wut und Illusionen, auf die rechte Weise ausüben.
[25] DAIGO Die große Erleuchtung
Dai ist groß, Go ist Satori oder Kenshô, das Erwachen aus unmittelbarer, eigener Er-fahrung. Ohne Täuschung ist jedoch auch kein Erwachen möglich.
[26] ZAZEN SHIN Die Nadel für Zazen
Der Titel verweist auf ein Gedicht von Wanshi. Dôgen greift dieses Bild auf und sucht zu beseitigen, was Schüler beim Zazen behindert, so wie eine Akupunkturnadel körperliche Blockaden auflösen soll.
[27] BUTSU KÔJÔ JI Beständige Entwicklung jenseits von Buddha
Butsu Kôjô Ji heißt, jenseits von Erleuchtung und Übung zu sein, die bei Dôgen eins sind. Da dieser Zustand im Grunde unbeschreiblich ist, werden hier viele Metaphern ver-wendet.
[28] IMMO So-Sein
Immo bedeutet dies , das , etwas Unbeschreibliches und die letztgültige Realität (Wahrheit). Alle Dinge sind die Manifestation von Immo .
[29] GYÔJI Unaufhörliche Übung
Dieser längste Abschnitt des Shôbôgenzô trug im zweiten Teil ursprünglich den Titel Busso Gyôji : die unaufhörliche ( ji ) Übung ( Gyô ) der Buddhas. Dôgen beschreibt die Vielfalt der Praxis bei verschiedenen Meistern, die aber doch für den Einzelnen unendlich ist. Sie kann auch als Shugyô Jikai , als Übung unter Einhaltung der Gebote, verstanden werden.
[30] KAIIN ZAMMAI - Sâgara mudrâ samâdhi
Der Titel meint einen meditativen Zustand, der das Siegel des Ozeans trägt und in den der Buddha Shakyamuni eingetreten sein soll, ehe er die Avatamsaka-Sûtra predigte, auf die sich auch Dôgen hier reichlich bezieht. Es ist der gleiche besiegelte , d. h. autorisierte Zustand, aus dem alle Nachfolger den Ozean des Dharma, der alles enthält, darlegen sollten.
[31] JUKI Der Weg der Buddhaschaft
Dôgen ergänzt Buddha Shakyamunis Ankündigung ( Juki ), dass alle fühlenden Wesen Buddhaschaft erlangen werden, indem er sagt: Buddhaschaft wird nicht erst nach langer Übung, sondern genau hier und jetzt verwirklicht.
[32] KANNON Der Bodhisattva des Erbarmens
Kannon ist Kanzeon (Skrt. Avalokiteshvara), der die Schreie der Welt beachtet . Dieser Bodhisattva hat im Laufe der Zeit viele Formen und Geschlechter angenommen. Der Dia-log zwischen den Brudermönchen Ungan und Dôgo soll klarmachen, wie sich Mitempfin-den aus der Buddha-Natur äußert.
[33] ARAKAN Der Arhat
Ein Arhat ist ein Ehrwürdiger , der sich selbst von den Leidenschaften befreit hat. Dôgen benutzt den Ausdruck in einem umfassenderen Sinn als die südlichen Schulen des Bud-dhismus, wo der Arhat als Ideal in etwa so wichtig ist wie der Bodhisattva im Zen.
[34] HAKUJUSHI Die Zypresse
Hakuju ist eine Eiche, doch die gleichen Schriftzeichen bezeichnen im Chinesischen Pai-shu , also die Zypresse, einen immergrünen Baum. Jôshûs Zypresse im Hof ver-deutlicht, dass es keinen Unterschied zwischen Subjekt und Objekt gibt.
[35] KÔMYÔ Wahres Licht
Kômyô ist das Licht in Menschen, die alle Zweifel beseitigt haben, es ist das körperliche wie geistige Licht der Buddha-Natur und das Licht der angeborenen Weisheit.
[36] SHINJIN GAKUDÔ Lernen durch Körper und Geist
Körper und Geist sind eins, und die buddhistische Übung besteht in der Verwirklichung dieser Erkenntnis.
[37] MUTCHÛ SETSUMU Einen Traum innerhalb eines Traumes erklären
Mu wird japanisch Yume gelesen und steht für den Traum (im Schlaf) wie die Vision (im Wachzustand). Im Zen ist jedoch auch die Sphäre des Traums eine des Erwachens.
[38] DÔTOKU Das Sprechen vom Weg
Dôtoku bedeutet tiefgründige Worte , also eine spirituelle Erkenntnis auszudrücken.
[39] GABYÔ Der Reiskuchen
Gedanken können die direkte Erfahrung nicht ersetzen. Was wir unmittelbare Erfahrung nennen, ist oft nur vom Geist fabriziert.
[40] ZENKI Die ganze Aktivität von Leben und Tod
Buddha-Natur wirkt in Leben und Tod. Zenki beschreibt das darauf fußende freie Han-deln eines Zen-Mönchs.
[41] SESSHIN SESSHÔ Den Geist bekunden, die wahre Natur bekunden
Den eigenen Geist ausdrücken (sesshin) ist letztlich eins mit die eigene Absicht ausdrü-cken (sesshô). Es bedeutet, der Buddha-Natur Ausdruck zu verleihen, indem man anderen auf dem Weg zum Erwachen hilft.
[42] DHÂRANÎ Die mystische Formel
Dhâranî sind gebetsartige Anrufungen von Buddhas und Bodhisattvas, die auch Bittgesu-che enthalten können. Dôgen beschreibt weitere Formen solcher Ehrerbietung, wie die Niederwerfung vor dem eigenen Meister.
[43] TSUKI Vollkommene Erfüllung
Tsuki , der Mond, ist eine Metapher für die inhärente Buddha-Natur, die für vollkom-mene Erfüllung steht.
[44] KÛGE Die Blume der Leerheit
Der Ausdruck Kûge stammt aus der Shûrangama-Sûtra und meint das illusionäre Erbli-cken von Blumen am Himmel. Dôgen beschreibt damit jedoch das Erblühen der Buddha-Natur und der Dinge, so wie sie sind.
[45] KOBUTSU SHIN Der ursprüngliche, unwandelbare Buddha-Geist
Kobutsu ist ein alter Buddha, der die wahre Natur des Geistes ( Shin ) verwirklicht hat. Ziegel und Steine, selbst und andere, alle sind Kobutsu .
[46] BODAISATTA SHISHÔBÔ Vier Wege eines Bodhisattva, Menschen nützlich zu sein **
Methoden, mit denen ein Bodhisattva andere Wesen errettet, sind: Wohltätigkeit, Zärt-lichkeit, Güte und Mitempfinden.
[47] KATTÔ Geistige Verstrickung
Kattô sind Efeu oder Glyzinien, die sich um etwas wickeln und winden, im übertrage-nen Sinne Verwicklungen . Dôgen wendet den Begriff ins Positive, indem er damit die Meister-Schüler-Beziehung charakterisiert.
[48] SANGAI YUISHIN Die drei Welten sind nur Geist
Die Welt der Begierde, der Form und der Nicht-Form alle Dinge hängen vom Geist ab, sind mit ihm eins.
[49] SHOHÔ JISSÔ Die wahre Form aller Dinge
Alle Dinge sind die Manifestation der einen Wahrheit.
[50] BUKKYÔ Buddhistische Sûtras
Bukkyô sind die Lehren Buddhas. Dôgen attackiert Rinzai und Ummon, zwei der fünf chinesischen Schulen des Zen. Konfuzianismus und Taoismus für dem Buddhismus eben-bürtig zu halten, sei falsch.
[51] BUTSUDÔ Der buddhistische Weg
Dôgen sagt, dass es nur einen buddhistischen Weg und daher auch keine fünf Schulen des Zen mit eigenen Übungsmethoden geben könne. Entscheidend sei die Übertragung des Shôbôgenzo, der Schatzkammer des Wahren Dharma.
[52] MITSUGO Geheime Lehren
Mitsugo spielt auf eine Sprache an, die nur Eingeweihte verstehen, auf die unmittelbare Übertragung der Patriarchen und die vertraute Kommunikation zwischen Meister und Schüler.
[53] HOSSHÔ Dharmatâ, die wirkliche Natur der Phänomene
Hosshô meint zwar die Buddha-Natur, aber nicht als objektive Wahrheit, sondern in Form alltäglicher Handlungen, die mit dem buddhistischen Weg identisch sind.
[54] MUJÔ SEPPÔ Die Verkündigung des Gesetzes durch unbelebte Wesen
Zu einem nicht-fühlenden Wesen (wie Baum, Stein usf.), das den Dharma verbreitet, wird auch, wer sich von Gier, Hass, Illusionen und der Sklaverei seiner sechs Sinne befreit hat.
[55] SENMEN Das Gesicht waschen
Das Gesicht zu reinigen und das heißt auch Mund, Zähne und Zunge ist ein spiritueller Akt.
[56] ZAZENGI Unterweisung im Zazen
Dieses Kapitel enthält Dôgens Lehren aus dem Fukanzazengi , der Allgemeinen Emp-fehlung des Zazen .
[57] BAIKA Pflaumenblüten
Pflaumenblüten sind Vorboten des Frühlings und eine Metapher für Shakyamuni Buddha und die Buddha-Natur. Dôgen erläutert hier vor allem Gedichte seines eigenen Meisters.
[58] JIPPÔ Das ganze All
Jippô sind die zehn Richtungen, also das gesamte Universum und wahre Selbst.
[59] KEMBUTSU Den Buddha sehen
Den Buddha sehen, über ihn meditieren, mit der Buddha-Natur eins werden all dies ist Kembutsu .
[60] HENZAN Direktes Studium bei einem Meister
Henzan besagt, dass sich ein Novize im ganzen Land auf die Suche nach einem Meister begibt. Bei Dôgen bedeutet es die Suche nach dem Meister in sich selbst.
[61] GANZEI Erleuchtete Sicht
Ganzei sind die Augen, auch das Auge der Weisheit und das Dharma-Auge der Übertra-gung.
[62] KAJÔ Das alltägliche Leben
Ka ist das häusliche Leben, jô heißt gewohnheitsmäßig. Tee und gekochter Reis ( Sa-han ) sind für Dôgen Grundnahrungsmittel, so wie wir täglich von Zazen zehren sollten.
[63] RYÛGIN Das Brüllen des Drachen
Dieses Geräusch ähnelt dem Wind, der durch eine Gruppe verdorrter Bäume fährt. Als verdorrte Bäume bezeichnet man auch die Wesen, die ihre Leidenschaften abgelegt haben. Das Brüllen des Drachen ist die mächtige Verkündigung des Dharma.
[64] SHUNJÛ Frühling und Herbst
Frühling und Herbst stehen für alle Jahreszeiten, für Kälte und Hitze. Dôgen kommentiert Lehren von Tôzan, u. a. die Goi (Fünf Prinzipien), die das Verhältnis von Relativem zu Absolutem beschreiben.
[65] SOSHI SERAI I Warum der erste Patriarch vom Westen kam
Ausgehend vom Kôan des Berges am Abgrund wird die Frage aufgeworfen: Warum ei-gentlich üben?
[66] UDONGE Die Udumbara-Blüte
Diese Blume blüht so selten, wie ein Shakyamuni Buddha in der Welt erscheint. Wenn wir den Weg verwirklichen, haben wir die Blume angenommen.
[67] HOTSU MUJÔ SHIN Den höchsten Geist entwickeln
Dôgen erläutert zunächst seinen Gebrauch von Metaphern. Dann geht er auf den höchsten, den Bodhi-Geist ein. Dieser Vortrag wurde am gleichen Tag gehalten wie der zu Hotsu Bodai Shin , richtete sich aber eher an Laien.
[68] NYORAI ZENSHIN Der universelle Körper des Tathâgata
Dieser Abschnitt basiert auf der Lotos-Sûtra. Der Körper eines Tathâgata ist universell und die wahre Form aller Dinge. Er enthält auch die Reliquien und Lehren Buddhas.
[69] ZAMMAI-Ô ZAMMAI Der König aller Samâdhis
Die höchste Form der Versenkung ist Zazen, das Sitzen in Kekkafuza , dem vollen Lotus. Der Geist des Zazen soll auf jede Tätigkeit ausgedehnt werden.
[70] SANJÛSHICHIHON BODAI BUMPÔ
Die siebenunddreißig Methoden auf dem Weg zur Erleuchtung
Diese Methoden stammen aus alten Schriften. Dôgen kommentiert den Achtfachen Pfad, insbesondere das Rechte Handeln. Er unterscheidet zwischen Laien und Mönchen bzw. denen, die ihr Zuhause verlassen haben ( Shukke ), und betrachtet kritisch die Rolle des Laien Vimalakirti.
[71] TEMBÔRIN Das Rad des Gesetzes drehen
Wenn ein Buddha eine fragwürdige Quelle zitiert, kann sogar diese zum Drehen des Rades des buddhistischen Dharma werden.
[72] JISHÔ ZAMMAI Selbst-erleuchtendes Samâdhi
Zunächst erläutert Dôgen, was die rechte Einstellung des Geistes ist, wenn man nach sei-ner wahren Natur sucht. Dann kritisiert er Daie, den Rinzai-Meister, der die Kôan-Schulung erfand.
[73] DAISHUGYÔ Die große Übung des Weges
Anhand von Hyakujôs (Pai-changs) Geschichte vom wilden Fuchs wird die Frage erör-tert, ob ein Erwachter noch dem Gesetz der Kausalität unterworfen ist.
[74] MENJU Direkte Übertragung von Angesicht zu Angesicht
Dôgen behandelt Fragen zur Übung und zum Kenshô. Dharma-Übertragung kann auch von einem verstorbenen Meister geschehen, muss aber von einem lebenden bestätigt werden.
[75] KOKÛ Umfassende Leerheit
Kokû ist das Unbegrenzte, auch die Weisheit Buddhas. Diese Rede war die erste, die Dôgen in seinem neuen Tempel Daibutsu-ji hielt, der später zum Eihei-ji wurde.
[76] HATSU-U Die Schale
Die Schale des Mönches dient der Aufnahme von Nahrungsmitteln und Spenden. Sie ist ein Symbol für die Übung, alles anzunehmen.
[77] ANGO Die Übungsperiode
Die Übungsperiode im Sommer heißt Ge-Ango , die in der Regenzeit U-Ango . Sie dauert vom 15. April bis 15. Juli bzw. vom 15. Oktober bis 15. Januar und steht auch Laien offen.
[78] TASHINTSÛ Den Geist anderer lesen
Dôgen arbeitet seinen Kommentar aus Kapitel 18 zum Gespräch zwischen dem National-lehrer Echû und dem Tripitaka-Meister Daini auf und verwirft verschiedene überlieferte Interpretationen.
[79] Ô SAKU SENDABA Der Wunsch des Königs
Sendaba (Skt. Saindhava) sind Erzeugnisse aus dem Sind-Distrikt am Fluss Indus, die in Indien sehr begehrt waren. Sie stehen also für das Beste, was man sich wünschen und was man geben kann, und sind darum ein Abbild der Meister-Schüler-Beziehung.
[80] JIKUIN MON Anweisungen für die Küche **
Dieser Text hängt in der Küche eines Klosters und richtet sich an den Koch und alle ande-ren, die Speisen zubereiteten.
[81] SHUKKE Der Welt entsagen
Shukke (Sktr. Pravrayâ) bedeutet, das Zuhause zu verlassen, die Gebote anzunehmen und Mönch zu werden und zu sein. Dôgen sagt, dass es keinen Buddha gegeben hätte, der nicht Mönch wurde.
[82] SHUKKE KUDOKU Die Tugend des Weltverzichtes *
Das Zuhause zu verlassen bedeutet auch, weltliche Angelegenheiten und Leidenschaften abzulegen. Dies ist die Voraussetzung für das vollständige Verwirklichen der Buddhaschaft.
[83] JUKAI Die Gebote empfangen *
Die Zeremonie des Gebotenehmens gründet auf der Brahmajala-Sûtra. Diese Bodhisattva-Gebote für Laien und Novizen unterscheiden sich von den zahlreichen Klosterregeln für Mönche und Nonnen.
[84] KESA KUDOKU Das Verdienst des Kesa-Tragens *
Im Unterschied zu Kapitel 12 zitiert Dôgen hier ausgiebig chinesische Übersetzungen der Sûtras.
[85] HOTSU BODAI SHIN Den Buddha suchenden Geist erwecken *
Vgl. Kapitel 67. Dieser Vortrag dürfte sich vor allem an Mönche gerichtet haben.
[86] KUYÔ SHOBUTSU Verehrung der Buddhas *
Kuyô bedeutet, ehrerbietig Opfer darzubringen. Ohne Eigensucht Buddhas, Stûpas usf. zu ehren, bringt unendliches Verdienst. Dieser Text enthält Auszüge aus Schriften Nâgârjunas und ist einer von zwölf, die Dôgen nicht mehr vor seinem Tod beenden konn-te.
[87] KIE SAMBÔ Zuflucht zu den Drei Schätzen nehmen *
Dieser Diskurs ist auch als Kie Buppôsô Bô bekannt, Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha nehmen. Er blieb unvollendet und enthält etliche Zitate, die Dôgen nicht mehr alle belegen konnte.
[88] JINSHIN INGA Tiefer Glaube an die Kausalität *
Dôgen greift wie in Kapitel 73 das Motiv von Hyakujôs Fuchs auf und verwirft einige überlieferte Gedichte zum Gesetz von Ursache und Wirkung, um zu zeigen, dass niemand davon frei ist.
[89] SANJI GÔ Karmische Vergeltung in drei Zeitabschnitten *
Gute und schlechte Taten werden entsprechend in diesem, dem nächsten oder einem da-rauf folgenden Leben vergolten. Das erklärt, warum bösartige Menschen im gegenwärti-gen Leben Glück haben und gutartige Menschen leiden können.
[90] SHIME Die vier Pferde *
Das Unterweisen von vier Arten von Schülern bezüglich der Unbeständigkeit wird mit dem Dressieren von vier Arten von Pferden verglichen.
[91] SHIZEN BIKU Der Mönch auf der vierten Stufe des Samâdhi *
Dôgen räumt mit Missverständnissen bezüglich meditativer Erfahrungen auf und grenzt den Buddhismus vom Taoismus und Konfuzianismus ab.
[92] SHÔJI Leben und Tod **
Shôji ist Geburt und Tod, als Momente innerhalb des Flusses von Leben und Sterben.
[93] DÔSHIN Der Wille zur Wahrheit **
Dieser Abschnitt richtet sich in seiner Direktheit wohl an Laien. Dôshin ist Bodhicitta, der Geist des Weges und der Wahrheit. Auch wenn einige Kopien dieses undatierten Tex-tes den Titel Butsudô tragen, handelt es sich nicht um eine alternative Version von Kapi-tel 51.
[94] YUI BUTSU YO BUTSU Nur ein Buddha kann an einen Buddha übermitteln **
Der Titel stammt aus der Lotos-Sûtra: Jeder Buddha ist für sich selbst, gemeinsam mit allen Buddhas, in der Lage, die wahre Form aller Gedanken und Dinge vollständig zu verwirklichen.
[95] HACHI DAININGAKU Die acht Verwirklichungen der Erleuchtung *
Dies ist der letzte Text, den Dôgen verfasste, und er zitiert aus Buddhas letzter Rede vor dessen Eintritt ins Parinirwâna.
[Addendum] IPPYAKUHACHI HÔMYÔMON Die 108 brillanten Lehren des Dharma *
Der Text besteht vor allem aus einem langen Zitat des Butsu Hongyô Jikkyô , einer Biografie Gautama Buddhas, das Dôgen am Ende kurz kommentiert. Es handelt sich hier um jenes (elfte) Kapitel der zwölfbändigen Shôbôgenzô-Ausgabe, das in Versionen mit 95 Kapiteln fehlen kann.