Nach über zehn Jahren in London kehrt Rosa wieder dahin zurück, wo sie aufgewachsen ist. Nicht unbedingt freiwillig - und das nicht nur, weil sie ein Haus verkaufen muss, um die steigenden Pflegekosten ihrer Großmutter zu bezahlen. Unfreiwillig auch, weil ein Zurückkehren bedeutet, mit den Lehrstellen ihrer Vergangenheit konfrontiert zu werden. Und davon gibt es viele. Allen voran das Internat, das ihr Zuhause war und dass es nun nicht mehr gibt. Aber auch ihre Freund:innen oder ihre Mutter, die weder ihren eigenen 30. Geburtstag erlebt hat, noch den von Rosa erleben wird.
In langen Kapiteln und Sätzen schildert Emily Marie Lara eine nicht enden wollende Spirale aus Kippen, Gin, Verdrängen und Selbstaufgabe, in der die Protagonistin ihrem 30. Geburtstag entgegenschlittert. Der Erzählstil ist wirr und manchmal schwer zu ertragen, was aber wunderbar zu der allgemeinen Stimmung des Romans passt und auf keinen Fall negativ ist.
Es ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, was es vielleicht gar nicht gibt, sondern was alle nur Spielen, manche besser und manche weniger gut. Es ist eine Geschichte über die Suche nach Identität und nach Sinn und die mögliche Antwort, dass es beides vielleicht gar nicht unbedingt geben muss.
Ich habe "Nowhere Heart Land" gerne gelesen, fand es aber gleichzeitig auch schwierig auszuhalten und habe längere Pausen machen müssen. Rosa entzieht sich nicht nur im Roman allen Erwartungen, sondern enttäuscht auch auf ganzer Linie als Protagonistin. Sie ist unsympathisch, unvorhersehbar und wenig nachvollziehbar. Aber genau das war für mich das Highlight des Romans. Sie regt auf jeden Fall dazu an, alles "was-man-halt-so-macht" zu hinterfragen.
"Nowhere Heart Land" ist auf jeden Fall ein Buch, dass es sich zu lesen lohnt. Für mich hat sich alles vielleicht ein bisschen zu sehr in die Länge gezogen (was aber andererseits wieder bestens zum Buch passt). Es ist zynisch-pessimistisch und lässt einen irgendwie mit einem desillusionierten und leicht bitterem Gefühl zurück.