Debatten über Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen sind jüngst erneut aufgeflammt und betrachten vor allem das Wahlverhalten. Wer sich jahrzehntelang im Wesentlichen durch Stereotype repräsentiert sieht, kapselt sich allerdings auch gerne mal ab. Kaum jemand fragt nach den Biografien ganz normaler Menschen im Osten, die nicht nur von der Zeitenwende 1989 geprägt wurden, sondern vor allem auch von den Ereignissen danach. In Interviews hat die Autorin Eva-Maria Siegel mit 15 Ostfrauen über ihre Lebenswege zwischen Ost und West gesprochen. Gelungen sind ihr eindringliche Porträts, die Sichtbarkeit schaffen für bislang Unerzähltes. So entsteht ein vielschichtiges Panorama, das von den Erzählungen der Ausgewiesenen und Ausgereisten über fest verwurzelte Ost-Lebensläufe bis zu denjenigen reicht, die über Erfahrung in beiden Systemen verfügen. Deutlich wird: Der Einfluss von Geburts- und Wohnumfeld bleibt bis in die Gegenwart erhalten.