Ich wusste, dass dieses Buch emotional wird - aber ich war nicht vorbereitet auf die Wucht, mit der es mich getroffen hat. Der Fall Leon ist kein Roman, kein fiktionales Drama, sondern eine wahre Geschichte. Und gerade das macht sie so erschütternd. Florian Apler nimmt uns mit in seine dunkelste Zeit - mit einer Offenheit, die stellenweise kaum auszuhalten ist.Sein Bericht liest sich wie ein Albtraum, aus dem man einfach nicht aufwacht. Was als tragischer Unfall beginnt, entwickelt sich zu einem Justizdrama, das fassungslos macht. Dass ein Vater, der um sein Kind trauert, plötzlich selbst als Täter im Raum steht, ist unfassbar - und leider bittere Realität in diesem Fall.Was mich besonders berührt hat, war die ungeschönte, rohe Ehrlichkeit. Man spürt in jeder Zeile, wie viel Liebe, Schmerz und auch Wut in diesen Seiten steckt. Die Ermittlungsfehler, die einseitige Betrachtung durch die Justiz, die menschenunwürdigen Bedingungen in der U-Haft - all das macht sprachlos. Und doch schreibt Apler ohne Verbitterung, sondern mit dem klaren Wunsch nach Aufklärung und Gerechtigkeit.Auch die Perspektiven von Familie und Freunden fügen dem Ganzen Tiefe hinzu und zeigen, wie viele Menschen unter den Folgen dieser Tragödie gelitten haben. Gerade diese Abschnitte haben mir nochmal gezeigt, wie wichtig Rückhalt und Vertrauen sind - besonders, wenn alles ins Wanken gerät.Warum keine fünf Sterne? Ganz persönlich: An manchen Stellen hätte ich mir eine etwas straffere Struktur gewünscht, um den roten Faden nicht zu verlieren. Aber das ändert nichts an der Bedeutung dieses Buches.Der Fall Leon ist keine leichte Lektüre - aber eine wichtige. Und ich bin dankbar, dass ich diese Geschichte lesen durfte. Sie hallt nach. Und wird es wohl noch lange tun.- bookishlottie