Der Roman, 'Die Tochter' von Guadalupe Nettel, ging in eine ganz andere Richtung, als ich anfangs dachte, und hat mich immer ein Stückchen mehr mitgenommen.
Die Freundinnen Alina und Laura umtreiben die gleichen Gedanken wie wahrscheinlich viele Frauen. Muttersein - ja oder nein?
Sagen beide anfangs in ihren Zwanzigern kategorisch nein, wandelt sich diese Einstellung bei Alina komplett und sie wird gewollt schwanger.
Leider läuft es nicht wie erhofft und ihr Kind wird mit einem seltenen Gen-Defekt geboren.
Hätte man jetzt vermutet, dass Laura sich von ihrer Freundin abwendet und eventuell sogar mit erhobenem Zeigefinger Reden schwingt, da täuscht man sich.
Laura hält an ihrer Einstellung, nicht Mutter sein zu wollen, fest, aber steht weiterhin zu ihrer Freundin und deren Entscheidungen und freundet sich auch mit einem kleinen Jungen und seiner Mutter an.
Ich finde, diese Thematik rund um das Thema Mutterschaft ist nicht immer einfach zu behandeln, und das ist der Autorin hier sehr gut gelungen.
Der Roman verurteilt nicht - er nimmt sich der unterschiedlichen Themen und Überzeugungen an.
Schön zu spüren und zu lesen war diese große Solidarität der Frauen untereinander.
Trotz der Zerrissenheit im Denken und Handeln. Das hat mich am meisten begeistert und auch berührt.
Die Thematik um Alina und ihre Tochter Inès ist zwar schwierig und traurig, aber auch hoffnungsvoll.
Einzig das Ende ging mir dann doch zu flott und ich hätte gerne noch ein paar Seiten Zeit gehabt, um mich aus der Erzählung zu verabschieden.
Wer gerne Bücher dieser Art liest, dem kann ich nur ans Herz legen, hierbei zuzugreifen.
Ein wirklich gutes Buch.