Die Autorin Hattie Williams, die eigentlich Sängerin ist, veröffentlicht mit diesem Werk ihr erstes Buch, das es in sich hat.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Charlie erzählt, eine zutiefst unsichere, naive 23-Jährige, die seit dem Tod ihrer Mutter in ihrer Jugend an schweren Depressionen leidet. Sie fühlt sich nirgends zugehörig, selbst ihrem Vater, der eine neue Frau heiratet und einen Sohn mit dieser bekommt, kann sie ihren Kummer nicht anvertrauen. Sie flüchtet in die Großstadt und läuft so wortwörtlich vor ihrer Vergangenheit davon, kämpft gegen eine unausgesprochene Essstörung, ertränkt ihre Gefühle in Alkohol, hat eine starke Bindungsstörung und lebt bis sie ihren stabilen Job im Verlag erhält an der Armutsgrenze. Mit Ophelia und Eddy treten zwei Menschen in ihr Leben, die das erste Mal beständige Freunde darstellen und ihr Stabilität geben- nach all der Dunkelheit, bringen sie ihr Licht, bevor es erneut finster wird.
Als ihr Verlag das neue Buch des Autor Richard Aveling herausbringen soll, dessen Bücher Charlie über alle Maße verehrt, entsteht zwischen beiden eine überaus toxische Liebesbeziehung. Zunächst fühlt man sich auch als LeserIn in dem Charme des über 30 Jahre älteren Richard gefangen und erkennt nur sickernd die wahren Abgründe dahinter. Nicht nur dass allein der Altersunterschied verheerend wirken sollten, nein viel mehr noch drängt er Charlie in eine Abhängigkeit zu ihm und isoliert sie vollständig vom Rest ihrer früheren Welt. Die Einsamkeit, die Charlie daraufhin erlebt, fühlt sich sehr nahbar an.
Das Ende der Beziehung ist wie zu erwarten herzzerreißend schmerzvoll und lauert Charlie lange auf, bis der endgültige kraftvolle Schlussstrich folgt.
Der Roman ist herausragend geschrieben mit vielen ausschweifenden, inneren Monologen, sodass man jede Stimmung der Hauptprotagonistin authentisch mitlebt, leider auch die vielen depressiven Abgründe. Diese schwierige Atmosphäre hat mich von Beginn an gepackt und es hat sich das Lesen dadurch nicht nur positiv angefühlt, wodurch ich immer wieder innehalten musste. Trotz der außerordentlich Charakterentwicklung und -aufbau von Charlie, blieb ich am Ende verstört und zerrüttet zurück. Hattie Williams erzeugt mit dem ungleichen Machtgefälle in der Beziehung gleichzeitig Ekel, Unverständnis, Mitgefühl, Ärgernis und dann eben doch auch irgendwie Verständnis für Charlie, aufgrund ihres dramatischen Lebenslaufs.
Fazit: Ein tiefgründiger, schwerer Roman, der mich beim Lesen ein großes Spektrum an Emotionen Mitfühlen ließ und noch immer in mir nachhallt!