»Zwergenfreund und Vogelsprachler«: Wilhelm und Jacob Grimm haderten mit ihrem kaum bekannten jüngeren Bruder Ferdinand. Der war in ihren Augen faul, seltsam, renitent, verschlossen. Und wohl schwul. Vor allem war er ein genialer Märchenerzähler und brillanter Schriftsteller. Jutta Person, Süddeutsche Zeitung
Boehncke/Sarkowicz machen diesen nie beachteten Ferdinand Grimm endlich sichtbar: mit seinen meist kurzen Volkssagen, den »Burg- und Bergmärchen«, die erst nach seinem Tod erschienen, der Schlüsselerzählung »Tante Henriette«, den Texten aus dem Nachlass und auch mit Briefen, die am Schluss in der ausführlichen, reich illustrierten biografischen Erkundung mitgeteilt werden. Neues Deutschland
"Der fremde Ferdinand , wie das ebenso produktive wie akribisch vorgehende Rechercheteam und Autorenduo Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz sein neues und wunderschön gestaltetes Buch überschrieben hat, versammelt nicht nur die im Untertitel angekündigten Märchen und Sagen des unbekannten Grimm-Bruders , sondern unternimmt zugleich den Versuch, das komplizierte Familiengeflecht der Grimms zu durchleuchten. Frankfurter Allgemeine Zeitung
Ferdinand war ein Enfant terrible der Familie. Er verfügte über viele Fähigkeiten und noch mehr Interessen. Sein schauspielerisches Talent ließ ihn Leute, die er nicht mochte, trefflich imitieren oft war er krank immer fehlte ihm Geld. Dies alles waren Eigenschaften und Marotten, die es Jacob und Wilhelm auf die Dauer schwermachten, ihren zweitjüngsten Bruder zu lieben, vor allem, ihn geduldig zu alimentieren. ( ) Vom Unglück Ferdinands war oft die Rede, auch von seiner Unnatur und dass er verkehrt gelebt habe. ( ) Aber die Briefstellen könnten darauf deuten, dass Ferdinand homosexuell war und er seinen Brüdern am Weihnachtstag 1810 berichtet hatte. Es könnte die heftige Reaktion der Brüder erklären: Homosexualität galt im neunzehnten Jahrhundert vielerorts als Krankheit oder Verbrechen. Auch Jacob und Wilhelm Grimm werden nicht anders gedacht haben.
Ferdinand Grimm starb unter elenden Umständen Postum erschien noch ein Band mit Burg- und Bergmärchen , die wie seine beiden andren Bücher zum festen Märchen- und Sagenbestand der deutschen Literatur gehören müssten. Frankfurter Allgemeine Zeitung