Die Geschichte der Tierfotografie von ihren Anfängen bis heute
Was lösen Fotos von Tieren in uns aus? Warum lichten wir sie so gern ab? Warum ist es wichtig, sie abzulichten? Huw Lewis-Jones hat führende Tierfotograf:innen zu ihrer Motivation und Leidenschaft befragt. Herausgekommen ist ein faszinierender Band voll spannender Antworten sowie außergewöhnlicher und eindringlicher Bilder, der leichtfüßig die Geschichte der Tierfotografie beleuchtet und dazu anregt, unseren bisherigen Umgang mit Tieren und der Natur kritisch zu reflektieren. Und der die Frage stellt: Wie wollen wir in Zukunft mit Tieren leben?
Hochkaräter der Tierfotografie gehen der Frage nach, warum wir Tiere beobachten und sie verstehen möchten
Diese Reportage geht der Frage nach, warum Menschen zu verschiedenen Zeitpunkten in der Geschichte Tiere fotografiert haben und was Tierfotografie in der Gegenwart bedeutet. Anhand von Arbeiten von mehr als 100 renommierten Tierfotograf:innen wird die Bedeutung des Tieres in der Fotografie erkundet. Die weltweit besten zeitgenössischen Fotograf:innen wie Tim Flach, Ingo Arndt, Anup Shah, Tim Laman, Britta Jaschinski, Steve Winter und Dina Litovsky beleuchten in Interviews ihre Einflüsse, Arbeitsmethoden und Motivationen. Ergänzt wird das Ganze durch thematische Essays, die den historischen Kontext der Tierfotografie von ihren Anfängen bis heute darstellen.
Ein eindrückliche Betrachtung der Geschichte der Tierfotografie, die spannende Einblicke gibt in die Arbeitsweise von Fotograf:innen und die Frage stellt, warum uns Tiere so sehr faszinieren, wir sie beobachten und zu verstehen versuchen.
Besprechung vom 11.05.2025
Draußen in der Wildnis
Warum Tiere fotografieren? Dieser Frage geht ein neuer Bildband nach.
Einmal, so erzählt Marsel van Oosten, sei er um sein Leben gerannt, weil ein Tiger ihn verfolgte - ein Moment, der ihm klargemacht habe, dass das Leben in einem Wimpernschlag vorbei sein kann. Der vielfach ausgezeichnete Niederländer ist einer der Gesprächspartner in dem neuen Buch von Huw Lewis-Jones, einer Art Bestandsaufnahme zur Geschichte der Tierfotografie. "Warum wir Tiere fotografieren" versammelt neben Essays auch einige der spektakulärsten Bilder, die je in der Natur gemacht wurden. Besser als mit dem Bild eines Afrikanischen Elefanten am Rande der Viktoriafälle (oben im Bild) kann man Wucht und Zauber dieser Welt kaum beschreiben. Andreas Gurskys Rinderkoppeln in Colorado sind zu sehen, Raritäten wie Professor Dotterweichs Röntgenaufnahmen eines Hummers aus dem Jahre 1900 und Klassiker wie Martin Parrs Pommes frites fressende Möwen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Aber es sind auch Künstler zu entdecken, die weniger die Dokumentation denn die Inszenierung im Fokus haben: Claire Rosen zum Beispiel, die mit ihrer Serie "Fantastical Feasts" Tiere an reich gedeckten Futtertischen zusammenbringt und an da Vincis Abendmahl denken lässt. Rosen stellt diese Tische überall auf der Welt auf, jeweils für eine Art; das können dann Lippenbären, Rotwangen-Schmuckschildkröten, Kobras, Hyänen, Bienen oder auch Seesterne sein. Mit ihren Bildern wolle sie Menschen ermöglichen, die Schönheit einer Tierart zu erkennen und zu verstehen, dass diese Lebewesen ihren Platz im Ökosystem brauchen, auch wenn sie gefährlich sind.
Fotos können verzaubern, irritieren oder sogar Angst einjagen. Wirklich in Gefahr begeben muss sich der Betrachter nicht. Das macht der Fotograf für ihn. Und mit Glück entkommt er dem Tiger. bali
Huw Lewis-Jones: Warum wir Tiere fotografieren. Knesebeck
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