Beim Aufschlagen von Papyrus legt sich ein Sog über die Sinne: Werkstätten am Nil erscheinen vor dem inneren Auge, bleiche Rollen rascheln, und Hände falten Worte wie zarte Blätter. Die Lektüre fühlt sich an wie eine Entdeckungsreise durch eine Welt, in der Bücher nicht nur Gegenstände, sondern lebendige Brücken zwischen Zeiten sind. Vallejo schreibt mit einer Wärme, die Wissen tragbar macht; ihre Szenen sind anschaulich, voller kleiner Helden Buchhändler, Schreiber, eine Nonne, die Schriften bewahrt und jede von ihnen hinterlässt ein Bild, das nachklingt.
Die Verbindung von erzählerischem Schwung und fundierter Forschung beeindruckt: Fakten werden nicht trocken aufgereiht, sondern in Geschichten eingebettet, so dass das Lesen selbst zur Handlung wird. Manchmal verlangt die Fülle an Exkursen aktive Aufmerksamkeit; der rote Faden löst sich stellenweise auf, und gelegentliche Abschweifungen fordern Geduld. Genau hier liegt aber auch der Reiz: Wer bereit ist, sich treiben zu lassen, wird mit überraschenden Einsichten belohnt.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Bücher mehr sind als Information sie sind Überlieferung, Rettung und Widerstand gegen das Vergessen. Für alle, die Geschichte fühlen möchten und Lust auf ein leidenschaftlich erzähltes Sachbuch haben, ist Papyrus ein bereichernder Schatz. Wer eine streng lineare Darstellung sucht, könnte sich stellenweise geordnetere Strukturen wünschen. Insgesamt aber hat dieses Buch den Blick auf das geschriebene Wort vertieft und lange nachklingen lassen.