INHALT:
Als Akiko die hübschen Hochzeitsbilder von Freundin Naoko betrachtet, die sich kürzlich selbst geheiratet hat, beginnt sich etwas in ihr zu regen. Sie fragt sich, was sie eigentlich im Leben möchte und ob sie sich selbst genug kennt. Sie ist doch zufrieden mit ihrem ruhigen Singledasein und ihrer geregelten Arbeit als Buchhalterin, oder etwa nicht?
Nach 13 Jahren trifft sie ihre heimliche Jugendliebe Kento wieder. Sie sind zusammen zur Highschool in Nara gegangen, ehe Akiko mit ihrer alleinerziehenden Mutter nach Tokio gezogen ist.
Schon damals sind sie beide recht still gewesen.
Doch Kento verbrachte nicht nur die Pausen allein und galt als seltsam. Irgendwann hat er sein Zimmer nicht mehr verlassen und verweigerte schließlich die Schule.
Akiko muss betroffen feststellen, dass er mittlerweile zurückgezogen als Hikikomori lebt, der sich (wenn überhaupt) nur nachts auf die Straßen wagt und Menschen meidet, was ein weitverbreitetes Problem in Japan darstellt.
Und doch ist es Kento, der Akiko schließlich dazu anregt, sich den tiefgründigeren Fragen in ihrem Leben zu stellen und sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Aber als sie im Nachlass ihrer verstorbenen Mutter auf eine Lebenslüge stößt, gerät plötzlich alles ins Wanken ...
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MEINUNG:
Bücher, die in Japan spielen, reizen mich immer wieder aufs Neue.
Meine Befürchtung, dass mir die hiesige Lektüre zu sehr auf eine kitschige Liebesgeschichte hinauslaufen könnte, erwies sich glücklicherweise als völlig unbegründet.
Vielmehr stehen verschiedene Lebensformen und die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte und -Gestaltung im Mittelpunkt.
Der Trend der Solo Weddings in Japan wirkt auf mich schon sehr befremdlich. Nicht, dass ich etwas gegen ein gesundes Maß an Selbstliebe hätte, aber auch in der Geschichte beschlich mich das Gefühl, dass es vielen dabei mehr um kostspielige Selbst-Inszenierungen und aufwendige Foto-Shootings mit perfekten Bildern geht, die man anderen präsentieren kann.
Da fragt man sich schon, wo das noch alles hinführen soll ....
Auch das Phänomen der sich isolierenden Hikikomori (v. a. in Japan), sollte uns als Gesellschaft zum Nachdenken anregen.
Beides waren Themen, mit denen ich mich vorher nicht befasst habe. Daher fand ich die Einblicke interessant.
Vor allem Kento bringt eine philosophische Note in das Buch, welches insgesamt eine eher ruhige und melancholische Stimmung erzeugt. Es stellt dem Oberflächlichen das Tiefgründige entgegen.
Im ersten Drittel des Buches bin ich durch die Seiten geflogen und auch das Ende hat mich gepackt. Es waren vor allem die leisen Szenen, die sich zwischen Akiko und Kento ereigneten, die mich erreicht haben und wovon ich gerne noch mehr gelesen hätte.
Dazwischen verlor sich die Story für mich etwas zu sehr in Nebensächlichkeiten, wodurch ich hier weniger Nähe zu den Figuren spürte und mir einen noch stärkeren Fokus gewünscht hätte.
Akikos Entwicklung dagegen, wie sie nach und nach herausfindet, was sie selbst möchte, hat mir dafür gut gefallen.
Zudem wirkte das Ende auf mich stimmig, zumal bald eine Fortsetzung erscheinen soll.
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FAZIT:
Vor allem die leisen Szenen und die langsame Annäherung zwischen Akiko und Kento haben mir gut gefallen sowie der ruhige Erzählton und die gesellschaftlichen Themen (u. a. Solo Weddings und Hikikomori).
Dazwischen hätte ich mir etwas weniger Nebensächlichkeiten, einen prägnanteren Fokus und mehr Nähe zu den Figuren gewünscht - so, wie es im ersten Drittel und am Ende für mich gegeben war.
Ich liebäugle bereits mit dem Fortsetzungsroman, welcher im September auf Deutsch erscheinen soll.
3,5-4/5 Sterne für die hiesige Geschichte!
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INFO: Auch das Hörbuch kann ich empfehlen, welches den ruhigen Erzählton gekonnt widerspiegelt.