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Besprechung vom 19.03.2020
Tritt sacht auf meine Träume
Heute ein künstlich geschaffenes Bundesland, bestand Sachsen-Anhalt als historisches Territorium aus etlichen Fürsten- und Bistümern, deren Herrschaften einander an Glanz und Gloria zu übertreffen gedachten. Deshalb gibt es dort nicht eine schmucke Residenz, sondern viele; nicht einen Schlosspark, sondern eine Fülle von Gartenkunst. Viel davon lädt noch immer zum Bewundern und Lustwandeln ein. "Hier ist's jetzt unendlich schön", schrieb schon Goethe an Frau von Stein, nachdem er durch den Wörlitzer Park "geschlichen" war, und lobte den reformfreudigen Fürsten Franz, dem die ganze Welt eine Gartenlust war und die Götter erlaubt hatten, "einen Traum um sich herum zu schaffen". Nach Spiegelberg war Wörlitz der erste Landschaftspark im "natürlichen" englischen Stil, ein kontinentaler Trendsetter, in dessen Gefolge zahllose formale Anlagen untergepflügt wurden. In Hundisburg allerdings hat ein prächtiger Barockgarten überlebt. Ein schwelgerischer Bildband zeigt nun die vielfältige Hortikultur des Landes, vom Rosarium in Sangershausen bis zum Alpingarten auf dem Brocken, vom jahrhundertealten Botanischen Garten in Halle bis zum modernen Elbauenpark in Magdeburg. Dreimal zeigt er auch die steinerne Gestalt, die halb verwittert unter den Bäumen auf einer Insel im Wallwitzer See im Dessauer Georgium schläft. Die Gestalt ist der von den Göttern geschaffene Hermaphrodit. Die Insel ist unzugänglich. Niemand tritt auf seinen Traum.
letz.
"Leidenschaft für Schönheit - Gartenträume in Sachsen-Anhalt" herausgegeben von Christian Juranek, Fotos von Janos Stekovics. Verlag Janos Stekovics, Dößel 2019. 270 Seiten, zahlreiche Farbfotos. Gebunden
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