Beobachtet man Hundebesitzer dabei, wie sie mit ihren Tieren umgehen, dann kann einem gelegentlich angst und bange werden. Obwohl sich der Hund in seiner Sprache kommunikativ eindeutig verhält, wird er nicht verstanden. Eigentlich müsste man doch davon ausgehen können, dass ein angeblich überlegenes Wesen, sich wenigstens bemüht, ein intelligentes Tier und seine Sicht auf die Welt sowie seine Körpersprache zu verstehen. Doch dafür reicht es leider oft nicht. Viele Hundebesitzer begreifen noch nicht einmal, dass ein Hund ganz anders tickt als ein Mensch. Vielmehr behandeln sie ihn wie einen geistig etwas minderbemittelten Menschen. Und das irritiert einen Hund erheblich. In der Folge kommt es zu Missverständnissen, im schlimmsten Fall zu Beißattacken. Beißt ein Hund zu, dann hat sein Halter entweder vorangegangene Eskalationsstufen nicht bemerkt oder es wurde unwissentlich der Jagd- oder Verteidigungstrieb des Hundes aktiviert, der leider oft Kinder trifft.In seinem Buch beschreibt Jochen Stadler einige dieser tragischen Fälle. Seine Erklärungen fallen völlig anders aus als man das aus den Medien kennt. Statistiken, soweit es sie gibt, unterstützen jedoch seine Sicht. Es sind nicht die als Kampfhunde bezeichneten Rassen, die besonders in solchen Statistiken herausstechen. Und es sind auch nicht fremde Menschen, die am häufigsten von Hunden gebissen werden. Spitzenreiter beim Beißen sind Schäferhunde. Und es trifft fast immer das unmittelbare, dem Hund bekannte menschliche Umfeld. Nun hat man seltsamerweise noch nie davon gehört, dass ein Verbot von Schäferhunden droht.Was läuft also schief zwischen Menschen und Hunden? Tiere kommunizieren untereinander sehr eindeutig. Wenn ihnen etwas missfällt, wenn also beispielsweise ihr Revier verletzt wird oder sie Schmerzen zugefügt bekommen, warnen sie eindringlich. Jeder Tierarzt, so Stadler, kennt die zehn entsprechenden Eskalationsstufen bei Hunden. Erst bei Stufe 10 beißt der Hund, denn er ist gewöhnlich sehr geduldig und möchte eigentlich eine solche Attacke vermeiden. Hundehalter wissen in der Regel nichts von alledem. Sie interpretieren ihren Hund oft völlig falsch, was das Tier dann zu einer neuen Eskalationsstufe zwingt. Leider werden sie dabei auch noch von gewissen "Experten" unterstützt. Stadler hingegen empfiehlt einen freundlichen und respektvollen Umgang mit Hunden, was ganz selbstverständlich das Erlernen ihrer eigentlich völlig einfachen Kommunikation beinhaltet.Dieses Buch umfasst alles, was man vom Hundeverhalten, der Hundeerziehung und zur Auswahl der Rassen wissen muss, um ein spannungsfreies und auf Respekt beruhendes Verhältnis von Mensch und Hund zu garantieren. Aus meiner Sicht ist es eines der besten Bücher über Hunde und Menschen, das ich jemals gelesen habe. Um einen Eindruck zu vermitteln, folgen die wichtigsten Kapitelüberschriften:- Wie gefährlich Hunde und ihre Menschen sind- Welche Risiken gehen von Hunden aus- Das Wesen der Hunde- Das Wesen der Menschen- Was einen Hund ausmacht: Gene und Epigene- Alltagstraining für Hunde- Alltagstraining für Menschen.Vielleicht klingt das zunächst wie eine theoretische Abhandlung. Doch das ganze Gegenteil ist wahr. Stadlers Buch ist ein sehr liebevolles und praktisch orientiertes Hilfsmittel für Menschen, die ihren Hund wirklich verstehen und vernünftig erziehen möchten, damit die Mensch-Hund-Beziehung glücklich und unfallfrei bleibt. Sehr engagiert geschrieben und leicht nachzuvollziehen - einfach ein tolles Buch.