Kurzgeschichten sind für mich "Fluch" und "Segen" zugleich. Knapp überwiegt bei "Vollgas" der Segen.
(3,5 von 5)
Mit der Kurzgeschichten-Sammlung von Joe Hill (also dem Sohn von Stephen King) darf sich der Leser an insgesamt 13 Kurzgeschichten erfreuen. Zwei davon hat er gemeinsam mit seinem Vater geschrieben ("Vollgas" und "Im hohen Gras"). Eine Rezension über ein Buch mit Kurzgeschichten ist ein Wagnis, welches ich bisher nicht eingegangen bin. Aufgrund der Kürze der Geschichten, ist es nur eingeschränkt möglich auf die Inhalte einzugehen, ohne dabei zu spoilern. Ich versuche aber kurz zu jeder Geschichte - spoilerfrei - etwas zu schreiben:Vollgas: Entstanden in Zusammenarbeit mit seinem Vater. Eine Rockergruppe wird von einem LKW-Fahrer verfolgt. Die Rangordnung in der Gruppe ist darin auch Theme, ebenso die Beziehung von Vater und Sohn, die beide Teil der Gruppe sind. Es ist nicht zu verleugnen, dass die Geschichte dem alten Horrorfilm "Duell" nachempfunden ist. Das Ende fand ich verwirrend. 3/5Das Karussell:Das Setting und der Verlauf haben mir sehr gefallen. Die Gruppe geht unbeschwert auf einen Jahrmarkt und dann wird es zur Mitte übernatürlich und actionreich. 4/5Wolverton Station:Eine Werwolf-Geschichte. Irgendwie wie ein Fiebertraum. 2/5An den silbernen Wassern des Lake Champlain: Die Geschichte spielt an einem Strand. Zwei Kinder finden dort einen Dinosaurier. Ob das dem Spiel und der Fantasie der Kinder entspringt, ist Thema der Geschichte. Diese Geschichte hat mir sehr gefallen 5/5Faun: Hier geht es um 4 durch ihren Reichtum versaute Männer, die auf einer Safari die "Big Five" erschießen möchten. Sie bekommen im Zuge dessen vom Veranstalter die einmalige Möglichkeit durch eine Tür in eine Fantasiewelt einzutauchen, um dort Trophäen anderer Art zu sammeln. Sehr atmosphärisch und spannend. 4/5Überfällig: Es geht um einen arbeitslosen Mann, der einen Job in einem Büchermobil annimmt und dort Besuch von bereits verstorbenen bekommt, die Bücher zurückgeben oder neue Bücher ausleihen möchten. Die Dialoge sind recht zäh und es gibt mehrere Themen, die alle aber nur oberflächlich behandelt werden. Die Idee hat mir aber gefallen. 3/5Meine Welt dreht sich nur um Dich: Die Geschichte spielt in der Zukunft. Ein einsames Mädchen hat Geburtstag und findet am Straßenrand einen Roboter, den man nach Münzeinwurf "mieten" kann. Dieser ist dann eine Stunde für sie da und die Welt dreht sich für den Roboter in dieser Zeit nur um das Mädchen. Die beiden verbringen eine schöne Zeit und dann kommt mit Vollgas das Finale. Stark! 5/5Daumenabdruck:Hat mir überhaupt nicht gefallen. Eine Irak-Krieg-Veteranin wird nach ihrer Rückkehr von einem Stalker verfolgt. Es gibt Rückblenden in das Kriegsgeschehen. War nicht meins. 2/5Der Teufel auf der Treppe: Eine der kürzesten Geschichten in dem Buch. Es geht um einen Mann, der auf einem Hügel wohnt und dort nur über eine lange Treppe hoch- und runter kommt. Dort gibt es eine Abzweigung in die Unterwelt. 3/5 Tweets aus dem Zirkus der Toten:Die Geschichte ist in Tweets geschrieben. Die Tweets behandeln einen Zirkusbesuch, der etwas makaber verläuft. Skurril und anders. Gefällt mir! 4/5Mums:Das war sowas von langweilig. Ich habe es tatsächlich nur überflogen. Es geht um Samen, mit denen man Mütter pflanzen kann. Keine Ahnung, was ich dazu schreiben soll. 1/5Im hohen Gras:Das war mich die beste Geschichte in dieser Sammlung. Ein Geschwisterpaar will ein Wochenende mit einem Kurztrip zu verbringen. Bei einer Pause hören sie aus einem hochgewachsenen Grasfeld eine Kinderstimme, die nach Hilfe ruft. Mehr möchte ich nicht verraten. Das Setting ist super und hat total Spaß gemacht. 5/5Wir geben sie frei: Wie Mums hat mir die Geschichte überhaupt nicht gefallen. Die Geschichte spielt in einem Flugzeug, die Erde unter ihnen wird bombardiert (3. Weltkrieg). Die Dialoge im Flugzeug sind belanglos und politisch angehaucht. Ne danke. 1/5Ich habe für dieses Buch relativ lange gebraucht, habe es immer wieder unterbrochen und auf andere Bücher gewechselt. So Kurzgeschichten sind für mich "Fluch und Segen" zugleich. Einerseits liebe ich die Abwechslung, andererseits finde ich es auch anstrengend, sich innerhalb eines Buchs immer wieder in eine neue Geschichte reinzudenken und auch die Motivation zu halten weiterzulesen, gerade wenn man die vorherige Kurzgeschichte nicht so gut fand. Aber die paar Juwelen in "Vollgas" reißen es dann doch wieder raus und ich bereue es überhaupt nicht.Insgesamt gebe ich dem Buch 3,5 von 5 Sternen.