Eine junge Frau, die alles hat Erfolg, Freunde, Halt und Zukunft wirft das alles weg aus Enttäuschung über eine vergangene Liebe. Sie beginnt zu trinken, statt wie bisher als Managerin eines erfolgreichen Restaurants arbeitet sie als Regaleinräumerin in einem Billigladen, statt in ihrer bisherigen schicken Wohnung wohnt sie in einem schäbigen Kellerzimmer.
Dann wird sie dort rausgeworfen und erwirbt von ihrem letzten Ersparten ein verfallendes Haus auf dem Land. Dort wird sie von den Dorfbewohnern dank eines Irrtums für eine Yogalehrerin, eine Art Guru zur Selbsthilfe gehalten. Cassi, statt das aufzuklären, lässt sich weiter treiben und spielt den anderen genau das vor, für das man sie hält. Sie gibt vor, etwas zu sein, was sie nicht ist. Dabei trinkt sie immer weiter und lässt sich eigentlich auch nur immer weiter treiben. Ergreift keine Initiative, außer dass sie beschließt, das erworbene Haus wieder ein bisschen auf Vordermann zu bringen.
Dabei hilft ihr der alte Pavel, der mit den früheren Bewohnern von Cassis Haus eng befreundet war. Nach und nach öffnet er sich ihr und erzählt ihr von damals und wie viel ihm sein Freund bedeutet hatte.
Nett gezeichnet sind die verschiedenen Dorfbewohner, die alle ihre Schrullen und Eigenarten haben. Erst sehr zögerlich, dann immer williger kommen sie zu Cassis Veranstaltungen, ihren Yogasitzungen und Beratungen, deren Inhalte sich Cassi aus dem Internet zusammensucht.
Ansonsten tröpfelt die Geschichte ziemlich vor sich hin, ohne wirklichen Sinn, ohne Tempo, ohne erkennbares Ziel. Dazu kommt die sehr spröde, für mich wenige liebenswerte Hauptfigur, die nicht nur eigentlich eine Betrügerin ist und allen Dorfbewohnern etwas vorgaukelt. Sondern auch ansonsten nicht sympathisch ist, mich nicht überzeugt.
Der Grund für ihren laut Klappentext Burnout (wohl eher eine Depression) schien mir arg überkonstruiert, überzogen, wie auch ihre Reaktion. Warum das Ganze erst nach und nach herauskommt und so ein Wirbel drum gemacht wurde von ihr, wurde mir nicht klar, war für mich nicht schlüssig, nicht nachvollziehbar.
Dazu kommt, dass ich den Roman lange nicht so warmherzig und vor allem nicht so lustig fand, wie der Klappentext verheißt. Ich musste an keiner Stelle lachen, fand Cassis Verhalten eher abstoßend als unterhaltsam, nur die kleinen Pointen in den Dialogen der Dorfbewohner brachten etwas Komik in die Handlung.
Einzig Pavel, der traurige alte Mann, ist sowohl liebenswert wie interessant als Figur und wegen seiner berührenden Geschichte. Die nicht so richtig zu dem ganzen Roman passen will, sich von der übrigen Handlung stark abhebt.
Dieser Roman hatte es wieder einmal sehr schwer, mich zu überzeugen, weil ich die Protagonistin nicht mochte, sie mir fast unsympathisch war. Ich fand weder Zugang zu ihr oder ihrem Verhalten, ihren Reaktionen, ihren Gedanken. Noch fand ich Zugang zur Geschichte, die mir sehr mühsam konstruiert vorkam. So fällt leider mein Urteil über den Roman entsprechend aus, auch wenn mir der Schreibstil der schwedischen Autorin, deren Debütroman das ist, durchaus gefiel. Er ist leichtfüßig, ihr gelingen gute Beschreibungen sowohl vom Setting wie auch von den Figuren.
Johanna Swanberg - Sommer ohne Plan
aus dem Schwedischen von Nina Hoyer
Hoffmann und Campe, April 2025
Gebundene Ausgabe, 413 Seiten, 25,00 €