Der Roman zur US-WahlAm 05. November 2024 haben die US-Amerikaner ihren neuen Präsidenten gewählt. In der Nacht auf den 06. November habe ich sehr unruhig geschlafen (zu viel Donald Trump in den Nachrichten), denn ich ahnte, wie das Ergebnis aussehen würde. Ein Blick auf mein Handy mitten in der Nacht hat diese meine Befürchtungen bestätigt. Schlaf endgültig vergessen, also habe ich mich meiner Lektüre gewidmet: "Das Ding - Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl" von Jürgen Neffe. Dass ich ausgerechnet dieses Buch gerade an diesen Tagen gelesen habe, war kein Zufall. Nachdem es relativ lange ungelesen in meinem Regal stand, habe ich die Gelegenheit genutzt und es rechtzeitig zum großen (und letztendlich tragischen) Ereignis rausgeholt. Die perfekte Lektüre zum aktuellen Thema.Sehr lange hatte ich nichts mehr von Jürgen Neffe gelesen. Seine Biografien über Albert Einstein und Charles Darwin haben mir großes Vergnügen bereitet, und seine Biografie über Karl Marx ist eines der herausforderndsten Bücher, die ich je gelesen habe. "Das Ding - Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl" ist sein zweiter Roman, und auch wenn die Erzählweise als locker empfunden werden kann, macht die Handlung nachdenklich. Und macht Angst.Also anscheinend hat Donald Trump noch ein Hühnchen zu rupfen mit Jürgen Neffe, aber nicht, weil er ihn bestohlen hat. Es geht vielmehr um sein Ego. Ende der 90er Jahre traf Jürgen Neffe Trump. Er sollte einen mehrseitigen Artikel über Menschen in New York für SPIEGEL schreiben, und zu diesem Zweck hat er ihn ein paar Mal getroffen, einmal sogar ganz privat in seinem Penthouse - Trump musste natürlich bei dem deutschen Journalisten angeben und demonstrieren, warum er sich für den König von New York hielt. Leider (für Trump) hat sich Jürgen Neffe für einen anderen Protagonisten für seinen Artikel entschieden. Während seines Aufenthaltes In New York hat er jemanden kennengelernt, dessen Geschichte ihn noch viel mehr beeindruckt hat als die von Trump. Dieser Mensch ist "The Keeper oft he Flame", der Hüter der Flamme der Freiheitsstatue. Der Artikel von 1998 ist übrigens noch im Internet zu finden. Trumps Rache kommt fast zehn Jahre später, als Neffe versuchte, ihn wieder zu treffen. Nur ist er diesmal Präsident geworden und die Sache sieht ganz anders aus.Wir erfahren sehr viel über den Romanhelden, Jürgen Neffe selbst. Zum Beispiel, dass er zur Kleptomanie neigt. Er hat ein Ding gestohlen, das Trump gehörte. Auch wenn er nie sagt, was er gestohlen hat, bin ich sicher, dass ich es am Ende herausgefunden habe. Kleiner Test des Autors für seine Leser.Man erfährt auch, , was man sowieso schon immer wusste, und zwar, dass Trump ein Ekelpaket ist. Neffe erzähl vieles aus erster Hand und fasst Trumps Lebensgeschichte in wenigen Seiten zusammen, was für mich ausreichend war, weil ich nicht vorhatte, mich lange mit seiner Vergangenheit zu beschäftigen. Trotzdem ist dieser Roman auch eine Biografie von Trump geworden. Auf eine gewisse Art etwas indirekt und untypisch für Neffe: kompakt. Ich hoffe, ich konnte einigermaßen verständlich ausdrücken, was ich damit sagen möchte.Kein Wunder, dass ich eine schlaflose Nacht verbracht habe In meinem Kopf vermischten sich Roman und Realität. Letztere passiert in diesem Moment und liefert die Fortsetzung des Romans. Ach, wie schrecklich. Wobei, das muss ich hier deutlich sagen, Neffes Buch ist trotz der Figur Trump alles andere als schrecklich. Ganz im Gegenteil.