Der Einstieg war etwas schwierig, aber dann offenbart sich eine fantasievolle Welt mit einem spannenden Abenteuer und guten Figuren.
Merle ist froh endlich aus dem Waisenhaus wegzukommen und eine Alternative zu bekommen. Sie darf beim Spiegelmacher Acrimboldo eine Lehre anfangen. Dort lernt sie den Weberjungen Serafin kennen, welcher eine Lehre beim verfeindeten Umberto mach. Schon bald stürzen sich die beiden in ein Abenteuer, indem sie die fließende Königin retten muss, die schon seit vielen Jahren Venedig vor dem Pharaonenreich und damit den Ägyptern beschützt. Damals als Jugendlich habe ich die Reihe gelesen und jetzt dachte ich mir, dass es Zeit ist, diese zu rereaden. Ich hatte ja mal versucht seine andere bekannte Reihe "Arkadien" zu lesen, aber leider habe ich schon nach dem ersten Band gemerkt, dass diese mir nicht zusagt und damit abgebrochen. Etwas gescheut habe ich mich wegen dieser Erfahrung vor dem ReRead, denn hätte es sein können, dass Kai Meyer einfach nicht mehr mein Autor ist.Doch nachdem ich dieses Buch nun gelesen habe, bin ich beruhigt. Anfangs fiel es mir etwas schwer in das Buch reinzukommen, was aber weder am Schreibstil, noch an den Figuren selbst lag. Ich war einfach am Anfang etwas überfordert mit der Welt, die der Autor geschaffen hat. Es war für mich sehr undurchsichtig und da frage ich mich schon, ob das dann überhaupt gut für Kinder ist und diese das durchschauen. Andererseits hatte ich damals vielleicht noch etwas mehr Fantasie und habe deshalb direkt durchgeblickt.Mit den Meerjungfrauen in den venezianischen Kanälen war ich begeistert, da diese super dort hineinpassen. Auch wenn der Hintergrund der Meerjungfrauen ziemlich traurig ist und mal wieder den Abgrund der Menschheit zeigt, aber das hat Kai Meyer auch noch an anderen Stellen gezeigt. Kritisch hat er die Gesellschaft gezeichnet, mit Menschen die nur auf Macht und Geld aus sind, was dann mit viel Ausbeutung endet. Kai Meyer hat einen sehr bildlichen Schreibstil. Die Beschreibungen waren nicht zu lang, aber präzise genug, dass ich mir vorstellen konnte, was der Autor darstellen wollte. Es war eine fantasievolle Welt, die immer mehr bot, je mehr man in diese eintauchte. Am Anfang konnte ich mir zum Beispiel nicht so richtig erklären, was denn Venedig mit Ägypten zu tun hat, aber Ägypten dient hier als Weltherrschaft und ist damit mal etwas Anderes. Meerjungfrauen, Steinlöwen, Zauberer, Spiegel, die mehr sind als sie scheinen... es gab viel zu entdecken.Tatsächlich ist mir von damals wenig hängen geblieben. Ich wusste noch, dass die Geschichte in Venedig spielt, sie sehr fantasievoll war und Merle durch die Kanäle geirrt ist, um die fließende Königin zu retten, welche eine mystische Figur war. Aber das mit der Bedrohung von Ägypten, was hier als Imperium benannt wird oder mit der Hölle war mir gar nicht mehr im Kopf. Merle als Figur fand ich jetzt nicht sonderlich besonders, aber eine Figur, der ich gerne folge. Sie ist loyal, mutig und auch eigensinnig. Ich glaube, sie ist eine Figur, der Mädchen einfach gern folgen.Ihre Freundin Junipa fand ich interessant und Serafin könnte auch noch spannend werden, der im Laufe des Buches ab und an als Perspektivfigur herhielt. Wie interessant er am Ende ist, kann ich jetzt noch nicht sagen. Dafür hat man ihn hier noch zu wenig kennengelernt. Fazit:Das Buch und wahrscheinlich damit auch die Reihe gefällt mir noch immer sehr wie damals. Es ist eine fantasievolle Welt mit interessanten Einfällen, die man so selten liest. Der Schreibstil ist wunderbar beschreibend und doch nicht langweilig und je länger man in dem Buch verweilt, umso spannender wird es. 4 Sterne.