Karin Smirnoff erzählt die Geschichte eines Wunderkinds, dem es gelingt sich mit fantastischer Stärke und Galgenhumor aus einer Welt ohne Liebe zu befreien. Dass sie auf ihre Mutter nicht zählen kann, kapiert Agnes sofort. Milch kriegt sie nur, wenn sie schreit, bis die Nachbarn klopfen. Wenn sie überleben will, muss sie der Bosheit ihrer Mutter immer einen Schritt voraus sein, die sich dafür rächt, dass Agnes ihre Karriere als Pianistin zerstört hat und die Frechheit besitzt, selbst ein Wunderkind zu sein. Als Agnes den Talentförderer Frank kennenlernt und mit seiner Gruppe auf Tournee geht, wendet sich nur scheinbar alles zum Besseren . . . Mit unverwechselbarer Lakonie erzählt Karin Smirnoff von Gewalt und Machtmissbrauch, doch sie überlässt diese Welt der Willkür nicht den Tätern. Die Kinder dieses Romans sind mit so viel fantastischer Stärke und Galgenhumor ausgestattet, dass es ihnen gelingt, sich zu befreien.
Karin Smirnoff, geboren 1964 in Umeå, hat als Altenpflegerin, Fotografin, Karatelehrerin und Journalistin gearbeitet. Ihr Debütroman Mein Bruder (2021) wurde für den renommierten schwedischen Augustpreis nominiert und in zehn Länder verkauft. Zuletzt erschien ihr Roman Wunderkind (2023).
Pressestimmen
Karin Smirnoff lässt nichts aus an harten Themen . . . Aber sie schafft es, das auszubalancieren. Und das ist ganz bemerkenswert, das ist fast das größte Wunder an dem Buch: Man muss lachen. Wie kann man solche Themen literarisch verarbeiten? Dafür muss man sehr mutig sein. Ein magischer Roman über das Böse der Welt. Tim Felchlin, SRF 1 Buchzeichen, 24. 01. 23
Karin Smirnoff sieht das Böse im Menschen sehr deutlich. Aber sie lässt es nicht gewinnen. Katharina Granzin, taz, 01. 03. 23
In diesem Buch wird erzählt, was das Zeug hält. . . . Ein fast magischer Realismus der allerdings nie zu irgendeinem Märchenhauch führt oder in einer romantischen Phantasie enden würde. Stephan Opitz, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01. 03. 23
Smirnoff erzählt auf herzzerreißende Weise von den Grausamkeiten, die Erwachsene Kindern antun können . . . in einer fast lakonischen Sprache, was die Geschehnisse umso plastischer macht. Erstaunlich ist, dass sie dennoch Raum für berührend-witzige Schilderungen lässt, für die Sicht aus einer kindlichen Welt . . . beeindruckend. Doris Kraus, Presse am Sonntag, 12. 02. 23
Karin Smirnoff legt ihren Figuren einfache Sätze in den Mund, die lakonisch die Grausamkeiten des Lebens beschreiben. . . . Smirnoff zeigt Machtgefüge, Gewalt und Machtmissbrauch, dennoch werden Agnes und ihre Freund*innen nicht als Opfer dargestellt. . . . Schwere Kost, leicht zu lesen! Michaela Drenovakovi , Missy Magazine, 16. 01. 23
Wie schon bei ihrem Debüt Mein Bruder` schlägt Karin Smirnoff, außer einem Punkt am Satzende, jedes Zeichen aus. Das gibt ihrem Stil Zug und Entschlossenheit. Als würde jemand mit Nagelschuhen hart auftreten. Nicht auf Straßenpflaster, sondern auf jene Stellen, unter denen das Herz schlägt. Ingrid Mylo, Badische Zeitung, 11. 02. 23
Ein Roman, der wehtut, der anstrengt. Ein Roman, den man liest, obwohl man ihn nicht lesen will, den man abbricht, obwohl man weiterlesen möchte.
In Ich-Form erzählt Agnes ihre Geschichte. Ihre Geschichte als Tochter von Anitamama. Anita, die alles ist, nur ganz sicher nicht das, was das Wort Mama bedeutet. Von Geburt an hasst, ja verabscheut Anita ihre Tochter, gibt ihr die Schuld an ihrem eigenen Versagen, dem Ende ihrer vermeintlichen Karriere, dem Verlust ihrer Schönheit, dem Verlassensein.
Sie vernachlässigt das Kind, das erst in die Obhut der Großmutter kommt, dann aber doch zu Anita muss. Sie lässt Agnes hungern, versorgt sie nicht mit ausreichend Kleidung. Sie erzählt Lügen über ihr eigenes Kind. Und sie verbietet ihr das Einzige, was Agnes wirklich etwas bedeutet. Das Klavierspielen.
Denn Agnes ist ein Wunderkind. Schon als sie noch ganz klein ist, kann sie nach dem Gehör und nach eigenem Gespür ganz wunderbar Klavier spielen. Doch die Mutter neidet ihr dieses Talent, übertrifft das Kind doch ihre eigenen, längst nicht in solchem Maße vorhandenen Fähigkeiten, wie Anita von sich selbst glaubt.
Erst als Frank Leide, ein Talentförderer, der auch schon mit Anita gearbeitet hatte, in Agnes Leben tritt, scheint sich ihre Situation zu bessern. Heimlich übt er mit ihr, mit ihr und anderen Kindern, Jungen. Hier ahnt man oder befürchtet vielmehr, worauf das dann hinausläuft.
Als schließlich Agnes ein Brüderchen bekommt, ergeht es diesem wenig besser als dem Mädchen. Wenn nicht Agnes, die selbst immer noch ein kleines Kind ist, sich um das Baby kümmern würde, würde er wohl verhungern.
So geht es durch den gesamten Roman, Szenen, in welchen Agnes ihrer Leidenschaft für die Musik frönen kann, wechseln mit ganz erschütternden Beschreibungen, zu was Anita fähig ist. Und schließlich zu den Schilderungen und Rückblicken auf das Leben von Frank Leide, der immer größeren Raum in der Geschichte einnimmt.
Ich muss ehrlich zugeben, dass mich der Roman abstößt. Nicht stilistisch, sondern inhaltlich. Er ist schwer zu ertragen, wenn, dann immer nur in kleinen Dosen, kurzen Abschnitten. Erschwerend kommt die, in meinen Augen völlig unnötige Formatierungseigenheit hinzu. Denn es gibt im gesamten Buch keinerlei Satzzeichen als den Punkt am Satzende. Keine Kommata, keine Anführungszeichen bei wörtlicher Rede, nichts dergleichen. Das erschwert die Lektüre ungemein, macht sie neben dem inhaltlichen Aspekt sehr ermüdend. Der Sinn einer solchen Eigenheit erschließt sich mir leider nicht. Ein Roman sollte durch seinen Inhalt und seinen Stil wirken, durch Figuren und Plot, und es nicht nötig haben, durch solche formellen Besonderheiten aufzufallen.
Insgesamt fällt es mir schwer, den Roman zu empfehlen, ob er lesenswert ist, muss jede selbst entscheiden.
Karin Smirnoff Wunderkind
aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein
Hanser Berlin, Januar 2023
Gebundene Ausgabe, 319 Seiten, 26,00 €
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