Das Königreich Asidia liegt in völliger Dunkelheit, seit die Sonnengöttin verschwunden ist. Zudem wird die Gefahr des umliegenden tödlichen Nebels immer größer. Kiara, die in ihrem Dorf als verflucht gilt, landet eines Tages durch einen Zufall als Rekrutin auf einer Mission unter Kommandant Jude Maddox. Die Einheit soll im Nebel nach der Lösung zur Rettung des Königreichs suchen. Während der gemeinsamen Zeit werden Gefühle zwischen Kiara und Jude wach, die sie verzweifelt zu unterdrücken versuchen. Doch Geheimnisse und Puzzleteile decken schon bald ein viel größeres Schicksal für sie auf ...
To Kill a Shadow bringt so viel tolle, spannende Aspekte mit! Abgesehen vom Optischen, der Landkarte und der Charakterkarte ist es inhaltlich super interessant. Ein verfluchtes Königreich, Götter, eine gefährliche Mission, ein heißer Kommandant, eine toughe Protagonistin. Lieben wir.
Kiara hat mir den Einstieg auch ziemlich leicht gemacht, ich fand sie sehr sympathisch. Sie ist aufmüpfig, selbstbewusst, kann sich wehren, man erkennt aber auch die unsichere, weiche Seite unter der harten Schale. Dazu liest sich das Buch auch echt flüssig, man fliegt gut durch die Seiten, das Tempo ist zügig, Dialoge und Erklärungen wechseln sich angenehm ab, es hat Spaß gemacht, in das Buch einzusteigen.
Leider hat es mich dann nach und nach immer mehr verloren und nicht mehr meine Erwartungen getroffen. Von den Konsequenzen der absoluten Dunkelheit hat man wenig mitbekommen, das Setting wurde generell nur spärlich mit eingewebt. Auch die Akademie, an der sie kurz waren, wurde kaum erklärt, vieles blieb oberflächlich oder undurchsichtig. Kiara fing irgendwann an, mich zu nerven.
Und mein größtes Problem war wohl Jude. Jude, der 19 Jahre alt ist und als absolut krassester, tödlichster, berühmt-berüchtigster Assasine in der Gunst des Königs beschrieben wird. Der immer wieder von sich selbst sagt, wie kaltherzig und unbbarmherzig er doch ist und wie viele Leben er schon auf brutalste Weise genommen hat. Das allein fand ich schon sehr unglaubwürdig. Vielleicht bin ich mittlerweile einfach zu alt dafür, aber ich konnte nicht ernst nehmen, dass er mit seinen 19 Jahren diese Rolle ausfüllen sollte. Aber dazu kam auch noch, dass er sich überhaupt nicht so verhalten hat im Buch. Er ist als Charakter total widersprüchlich angelegt. Wie er sein soll/beschrieben wird und wie er sich benimmt, passte gar nicht zusammen.
Auch hab ich leider die Gefühle, die Chemie zwischen den beiden nicht gefühlt. Es kam super plötzlich und wirkte dann irgendwie übertrieben. Ebefalls hatte mich die enge Bindung zwischen Kiara und ihren Freunden irgendwann verloren, als sie sich nach einer gemeinsamen Woche und ein paar Erlebnissen plötzlich in einer emotionalen Ansprache "Familie" nannten. Dabei mochte ich diese Freundschaft, die ein bisschen Found Family Vibes gegeben hat, am Anfang richtig gerne!
Die Handlung nimmt im letzten Drittel nochmal Fahrt auf und dann wurde es auch spannender. Obwohl mich das meiste nicht überrascht hat, gab es schon die ein oder andere unerwartete Entwicklung. Und dann kam auch das große Ganze besser ins Bild, was viele, echt spannende Fragen für Band 2 eröffnet hat.
Aber insgesamt hat mich einfach vieles gestört und im Laufe des Buches wurde das Gefühl immer größer, dass ich mit den Augen rollen wollte (und es manchmal getan habe). Es ist per se kein schlechtes (Jugend!)Buch, aber ich bin echt enttäuscht, weil ich gehofft hatte, dass es mich richtig begeistern wird. Es war aber wohl nicht mein Buch. Ich vermute, dass ich Band 2 nicht mehr lesen werde.
Knappe 3 Sterne