Auf diese Frage wird man ganz unterschiedliche Antworten erhalten. Zum Beispiel, dass man dem Wolf sein Existenzrecht zurückgeben müsste. Oder dass er schon immer hier war und zur Biodiversität gehört. Solche Antworten besitzen einen Absolutheitsanspruch, hinter dem man sich gut verstecken kann. Möchte man sich einen sachlichen Überblick frei von ideologischen Betrachtungsweisen verschaffen, dann hat man nun mit diesem Buch eine gute Grundlage dafür. Das kann man nur begrüßen.Ein paar Kilometer von meiner Haustür entfernt leben Wolfsrudel. Mich stören sie nicht, die Landwirte in der Gegend schon. Wölfe reißen vorwiegend Schafe, gelegentlich, wenn auch selten, sogar Rinder. Und genau das war einst der Grund, warum man den Wolf in Mitteleuropa ausgerottet hat. Damals waren das nicht etwa die vom Adel bezahlten Jäger, sondern die kleinen Leute, deren Existenzgrundlage ihr weniges Vieh war. Heute springt der Staat ein und bezahlt den von Wölfen angerichteten Schaden zum Wohle der Biodiversität. Dort, wo Wölfe sich ansiedeln, rotten sie übrigens in hoher Geschwindigkeit das Muffelwild aus, das man auch aus Gründen der Biodiversität erst angesiedelt hatte.Wenn Wölfe im Blutrausch in eine Schafherde einfallen, sterben in der Regel wenigstens 20 Schafe und bleiben liegen. Der Rest der Herde ist traumatisiert und verstört. Schäfer geben nach dem mehreren Überfällen, die auch von Schutzzäunen nicht verhindert werden können, meist auf, da sie sowieso schon kaum etwas mit ihrer Arbeit verdienen. Sie verlieren im Angesicht solcher Massaker die Lust an ihrer Arbeit vollends. Fleisch und Wolle kommen dann woanders her, was die Verfechter lokaler Produktionsketten nicht freuen wird.Noch schlimmer trifft es die Almwirtschaft. Dieser Wirtschaftszweig läuft auch ohne den Wolf schon im Rückwärtsgang, weil er kaum etwas abwirft. Mit Zäunen und extrem schwierig zu beschaffenden und sehr teuren Schutzhunden kommt man dann erst recht nicht auf einen grünen Zweig. Stirbt die Almwirtschaft, so wird sich die Landschaft im alpinen Raum verändern. Wiesen werden verschwinden, die übrigens auch einen besonderen Beitrag zur Biodiversität leisten. Almwirtschaften besitzen auch einen touristischer Anreiz, den es dann nicht mehr geben wird.Ist der Wolf erst einmal da, dann wird es sehr schwer, ihn wieder zu vertreiben oder in seiner Vermehrung zu begrenzen. Das Einzige, was helfen würde, wäre eine intensive Bejagung. Doch die Jagdpächter werden daran kein Interesse haben, selbst wenn Abschüsse erlaubt sein sollten. Die Wolfsjagd ist extrem aufwendig, und der Wolf selbst ist als Jagdobjekt keine lukrative Beute.Liest man das Buch aufmerksam, in dem diese unbestreitbaren Fakten alle angeführt, aber Schlussfolgerungen vermieden werden, dann ergibt sich ein klares Bild: Wieder einmal hat die Vernunft verloren und infantiles Denken gewonnen. Man schafft sich ohne Not ein schwer lösbares und kostenintensives Problem. So kostet die Ohrdrufer Problemwölfin in Thüringen bereits die stattliche Summe von 170.000 € pro Jahr. Gewöhnliche Wölfe bringen es nur auf die Hälfte. Auch diese gesicherten Zahlen findet man im Buch. Immerhin gibt es auch Profiteure auf dieser Spielwiese. Und das sind die selbsternannten Naturschützer, für die es nun Planstellen zur Ausübung ihres Hobbys gibt. Was man in diesem Buch nämlich nicht findet, ist eine wirklich praktisch nachvollziehbare Begründung, wozu man den Wolf in Deutschland tatsächlich braucht. Er verändert durch permanenten Stress das Verhalten seiner Beutetiere ohne einen erkennbaren Nutzen für den Rest von Flora und Fauna und richtet ansonsten nur Schaden an.Ein klares, unparteiisches und sachliches Buch. Sehr empfehlenswert für Leute, die sich eine Meinung zu diesem Thema bilden möchten.