Ungeschönt, ehrlich und mit der typischen Prise Kurt-Krömer Humor
Ich schätze Alexander Bojcan alias Kurt Krömer als Künstler sehr und habe großen Respekt davor, wie offen er sich hier zeigt, weshalb es sich fast falsch anfühlt, ein so persönliches Buch wie dieses zu bewerten. Statt einer klassischen Rezension möchte ich daher lediglich ein paar Eindrücke teilen, die meine persönliche Erfahrung mit diesem Werk beschreiben. Denn auch wenn "Du darfst nicht alles glauben, was du denkst" ein mutiges und wichtiges Buch ist, das den LeserInnen einen ungeschönten Einblick in die Abgründe und Herausforderungen des Lebens mit Depressionen gibt, mit dem Ziel, das Thema zu enttabuisieren, konnte mich das Erzählformat der Autobiografie nicht ganz überzeugen. Der Autor hat sich für einen sehr nahbaren, autobiografischen Bericht in verschiedenen Unterkapiteln entschieden, der sich stellenweise wie ein persönliches Therapietagebuch lesen. Diese große Nähe macht die Erzählung authentisch und berührend, doch zugleich wirkt sie oft sprunghaft und etwas ungeordnet. Es fehlt ganz klar ein roter Faden, eine zeitliche Chronologie oder ein inhaltlicher Schwerpunkt in den Berichten, sodass sich manche Passagen wiederholen und das Buch als Ganzes etwas dünn wirkt. Persönlich hätte ich mir eine stärker chronologisch aufgebaute und gestraffte Darstellung gewünscht.Allerdings war es wohl kaum das Ziel des Autors, hier einen perfekt durchstrukturierten Roman hinzulegen und damit eine zweite Karriere als Schriftsteller zu starten. Stattdessen beeindruckt das Buch vor allem durch seine Offenheit, Direktheit und Menschlichkeit. Alexander Bojcan alias Kurt Krömer erzählt schonungslos offen, ehrlich und mit einer Prise Humor, die für ihn typisch ist, aus seinem Leben. Manche Passagen sind bewusst provokant formuliert, während andere durch eine einfühlsame und reflektierte Perspektive bestechen und hervorheben, dass es sich hier um seinen ganz individuellen Weg handelt, der natürlich nicht auf alle anderen Menschen mit Depressionen übertragbar ist. Er hat nicht den Anspruch, als Ratgeber zu fungieren oder als Schablone für andere Menschen zu gelten und reflektiert auch immer wieder seine Privilegien, die er als vermögender, privatversicherter Deutscher mit vielen Kontakten genießt, sondern möchte einfach von seinen Erfahrungen erzählen. "Ich war dreißig Jahre depressiv. Ich muss damit leben. Und ich habe keinen Bock, das zu verheimlichen."Das Urteil"Du darfst nicht alles glauben, was du denkst" ist ein mutiges und wichtiges Buch, das den LeserInnen Einblicke in die Abgründe und Herausforderungen des Lebens mit Depressionen gibt - ungeschönt, ehrlich und mit der typischen Prise Humor. Trotz der teils sprunghaften Erzählweise und den Wiederholungen bietet der autobiografische Bericht wertvolle Denkanstöße und schafft es, ein Thema zu enttabuisieren, über das viel zu oft geschwiegen wird.