Was bleibt, wenn jemand verschwindet - und die Welt sich weiterdreht? Eine spannende Frage, mit der sich Leon de Winter in "Stadt der Hunde" beschäftigt. Der Protagonist, Jaap Hollander, ein brillianter Neurochirurg, hat den Verlust seiner Tochter nie verwunden und kehrt Jahr für Jahr in die israelische Wüste zurück, sucht nach Antworten und hofft auf ein Wunder. Als er eine fast unmögliche und lebensgefährlich riskante Operation an einer jungen Frau übernehmen soll, die aus einer mächtigen Familie stammt und wichtig für die Zukunft des Landes ist, überschneiden sich plötzlich private Hoffnung und politische Realität. Auf wunderbare Weise verwebt de Winter hier persönliche Trauer mit den Konflikten des Nahen Ostens - leise, aber intensiv. Er schreibt ohne Pathos, aber mit viel Tiefe. Ein, wie ich finde, klug komponiertes Buch über Schuld, Wahrheitssuche und das Ringen mit einer Welt, die oft unbegreiflich bleibt - eindringlich, bewegend und unbedingt lesenswert. Ein wirkliches Highlight für mich.