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Produktbild: Blinde Geister | Lina Schwenk
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Blinde Geister

Roman. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2025

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Buch (gebunden)
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Wie kann man die eigene Familie schützen und sich gleichzeitig vor ihr bewahren?

In «Blinde Geister» erzählt Lina Schwenk eine berührende Familiengeschichte von den 1950er-Jahren bis in die Gegenwart. Mit ihrem eindringlichen Romandebüt schreibt sie in eine Zeit hinein, in der drängende Fragen auf ein tiefes Schweigen prallen.

Olivia, die Tochter von Rita und Karl, kennt seit jeher die Angst der Erwachsenen vor einem erneuten Krieg, obwohl seit Jahren Frieden herrscht in Deutschland. Beharrlich überprüft Karl die Speisekammer auf Vorräte, und immer wieder sucht die Familie gemeinsam Zuflucht im Keller, wenn der Vater den Einfall der Russen fürchtet. Für Olivia und ihre Schwester Martha ist es ein Spiel, dem sie sich still fügen, auch weil sie längst wissen, dass den Eltern die Worte für Erklärungen fehlen und das Schweigen nur umso lauter wird, je mehr sie fragen. "Bald bin ich tot", denkt auch Olivia, als die Unruhe der Eltern schleichend zu ihrer eigenen wird. In ihrer ersten eigenen Wohnung fehlt Olivia der Keller - dieser kleine Schutzbunker ihrer Kindheit, der immerhin eins bedeutete: Familienzeit. Die langen Risse, die von den Eltern bis in ihre Generation reichen, erkennt sie erst, als sie später versucht, ihre eigene Tochter vor jenem Bedrohungsgefühl zu schützen. Doch dann kommt der Februar 2022, und das, was zuvor wie ein Phantom wirkte, wird plötzlich erschreckend real. "Blinde Geister" ist ein vielschichtiger und bewegender Roman, der vor dem Hintergrund deutscher Zeitgeschichte tief verwurzelte Ängste freilegt und mit feinem Gespür das Sonderbare und Entrückte im Menschen ergründet.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
05. Oktober 2025
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
191
Autor/Autorin
Lina Schwenk
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
280 g
Größe (L/B/H)
206/127/20 mm
ISBN
9783406837043

Portrait

Lina Schwenk

Lina Schwenk, geboren 1988 in Bochum, arbeitete zunächst als Krankenschwester und in der medizinischen Flüchtlingshilfe. Anschließend studierte sie Medizin in Witten, St. Etienne und Cardiff und ist seither als Ärztin tätig. Mit einem Romanauszug aus «Blinde Geister» war sie 2022 Finalistin beim Open Mike, 2025 beim Alfred-Döblin-Preis. 2024 erhielt sie für das unveröffentlichte Manuskript den GWK-Förderpreis für Literatur. Der Roman ist außerdem auf der Shortlist für den Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals 2025.

Pressestimmen

. . . einer so poetischen, eindringlichen Sprache, dass einem die Protagonisten auf fast schon beunruhigende Weise nahe kommen und man beim Zuklappen des Buches diesen leisen Stich des Abschiednehmens spürt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Melanie Mühl

Lina Schwenk ergründet in ihrem Debütroman Blinde Geister auf so eindringliche Weise das Seelenleben der Nachkriegsgeneration, dass man meinen könnte, sie hätte diese Zeit selbst durchgemacht . . . Schwenks Feingefühl und ihrer Fähigkeit zur Empathie verdanken wir ein fesselndes Buch über Erinnerung und Nähe.
Galore, Anna Chiara Doil

Besonders überzeugend ist ihr genauer Blick für Details, ihre Befähigung, charakteristische Episoden in gut sitzende aufs Wesentliche konzentrierte Sätze zu fassen. Lina Schwenk gelingt es, ein ganzes Frauenleben vor den Leseraugen entstehen zu lassen. Ein bemerkenswertes Debüt.
Deutschlandfunk Büchermarkt, Julia Schröder

Blinde Geister ist ein Roman, der an einem Nachmittag gelesen werden kann, aber lange nachhallt. Das Buch bietet Einblicke in die Weiterwirkung von Geschichte in Familien und präsentiert sich als literarisch präzises und emotional waches Debüt.
Ippen Media, Sven Trautwein

Behutsam und doch eindringlich.
SPIEGEL, Felix Bayer

Besprechung vom 26.08.2025

Die Macht des Kellers
Lina Schwenks Roman "Blinde Geister"

Lina Schwenk gelingt in ihrem schmalen Debütroman "Blinde Geister" ein kleines Kunststück: Auf nur 190 Seiten entfaltet die Autorin eine Familiengeschichte, verhandelt Kriegstraumata und deren transgenerationale Weitergabe, erzählt von der Wucht des Schweigens und dem Gift sorgsam gehüteter Geheimnisse. Und sie tut dies in einer so poetischen, eindringlichen Sprache, dass einem die Protagonisten ihres Romans auf fast schon beunruhigende Weise nahe kommen und man beim Zuklappen des Buches diesen leisen Stich des Abschiednehmens spürt.

Bis auf Prolog und Epilog wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt. Olivia wächst mit ihren Eltern Rita und Karl sowie der älteren Schwester Martha im Nachkriegsdeutschland auf. Wie allen Familien sieht man auch dieser nicht an, was sie im Inneren erschüttert. Mit ihrem Bulli fahren sie ans Meer, wo die Landschaft und der Himmel weit sind. Im Radio läuft das neue Lied von den Beatles. Nachts schmiegen sich alle im Bus aneinander, und wenn eines der Kinder Angst bekommt, wird Schattentheater gespielt. Die Lust aufs Meer bricht bei den Eltern oft derart spontan aus, dass sie ihre Kinder aus der Schule nehmen.

Für die Ich-Erzählerin Olivia ist jede verpasste, von militärischem Drill geprägte Sportstunde, in der die Tennisbälle wir "Geschosse" fliegen, ein Geschenk. Krieg spielt die Familie schließlich schon zu Hause - wobei der Begriff "spielen" der Dimension der tief sitzenden Vaterängste natürlich nicht gerecht wird. Denn den Umzügen der Familie in den feuchten Keller, die Stunden oder Tage dauern können, wohnt nur aus Kindersicht ein Abenteuer inne. Für Karl, der an der Ostfront kämpfte, und unter der Erde dem Transistorradio lauscht, die Russen gefühlt im Nacken, ist der Familienbunker ein Schutzraum. Schwenk schreibt: "Der Keller, der Keller, der Keller. Unser geliebter Bunker. In den wir immer mit mussten, alle zusammen, während all der fernen Kriege. Es ist ständig irgendwo Krieg. Bloß stört das die meisten nicht. Für uns hieß das Familienzeit, die Füße in dicken Strümpfen, ohne Tageslicht zusammenhocken, nächtelang. Das erste Mal erinnere ich 1962, während der Kubakrise." Zu Essen gibt es aufgewärmte Dosenravioli. Für die Schwestern wird der Keller zum Ort der Intimität, und die große Martha erzählt der kleinen Olivia, wen sie geküsst hat, wie man sich die Beine rasiert und im Schatten der Öllampe Mitesser ausdrückt.

Dass Schwenk den Keller nicht zum Horrorbunker stilisiert, macht ihn nur umso unheimlicher und mächtiger. Für die Kinder, die älter werden, nutzt sich das Kellerabenteuer bald ab, sie wollen raus an die Luft, unter den Himmel, atmen, frei sein - dabei sind sie längst Unfreie. Der Krieg hat sich durch das Verhalten und Sprechen beziehungsweise Schweigen und Verschweigen der Eltern auch in ihre Seelen und Körper eingeschrieben. So werden die Nachgeborenen zu Geiseln.

Schwenk ist eine ausgezeichnete Beobachterin. Anstatt halbherzig beschriebene Szenen sogleich mit einer nachgereichten Erklärung Gewicht zu verleihen, wie es Autoren tun, denen das nötige Sprachvermögen fehlt, schwingt bei ihr in wenigen Sätzen oft Entscheidendes mit. Einmal sagt die Ich-Erzählerin: "Mir fehlt der Keller. Er war irgendwann einfach verschwunden. Von heut auf morgen weg. Wurde zu einer geschlossenen, einer blinden Tür, einer Requisite."

Als Erwachsene gerät die feinnervige Olivia in eine seelische Krise, kommt in eine Psychiatrie, findet eine angeklebte Rasierklinge unter dem Spülstein und wäscht sich wochenlang nicht die Haare, damit sie so klebrig und knotig sind wie ihre Seele. Schwenk erzählt episodisch, wirft Schlaglichter auf einzelne Lebensereignisse. Die Liebe zu Paul, die Heirat, ihre Mutterschaft: Schwenk verdichtet geschickt. Nie hat man beim Lesen den Eindruck, betrogen zu werden. Jeder Satz sitzt. Keine einzige Phrase, nicht eine. Abgegriffene Metaphern? Natürlich nicht! Dieser Text ist stilistisch das reinste Vergnügen.

Wie es ihrem Wesen entspricht, wird Olivia Krankenschwester: "Vielleicht hatte Martha Recht und es sind doch diese Berührungen, nach denen ich schon immer gesucht habe und es noch immer tue. Diese Nähe, für die ich Krankenschwester wurde." Die 1988 geborene Lina Schwenk hat ebenfalls als Krankenschwester gearbeitet, bevor sie Ärztin wurde. Jetzt hat sie einen Roman geschrieben, von dem man hofft, dass er ein Auftakt ist. MELANIE MÜHL

Lina Schwenk:

"Blinde Geister".

Roman.

Verlag C. H. Beck, München 2025. 190 S.,

geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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Von buch_im_koffer am 08.09.2025

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Karl und Rita. Ein Prolog, eine der ergreifendsten und Liebe-vollsten Szenen, der mich so tief getroffen hat und mir noch jetzt die Tränen in die Augen treibt. Und dann die Lebensgeschichte von Olivia, ihrer Tochter, die bereits in jungen Jahren so viel Stille und Schweigen erleben muss und davon über Jahrzehnte hinweg geprägt ist. Ich konnte schon morgens spüren, wie der Tag werden würde, an der Art, wie Karl in die Küche kam. Und an schlechten Tagen hieß das: in den Keller. Dort verbringt Olivia viel Zeit ihrer Kindheit, spielend mit der älteren Schwester Martha, während Mutter Rita Geschichten vorliest mehr zu Karl als zu den Kindern. Kaum volljährig wird Olivia zum Auszug gezwungen doch die Geister, die den Vater Zeit seines Lebens heimsuchen, haben auch die Tochter längst erfasst. Und so ist auch ihr Lebensweg von unzähligen Kriegen gezeichnet, die niemals kamen. Doch während die Kriegsgeneration mit ihren Traumata allein zu kämpfen hatte, so gelingt es Olivia, sich der Dunkelheit zu stellen. Dennoch ist auch ihr Weg bis in die Gegenwart vorbestimmt und von den Erlebnissen der Kindheit und den Eindrücken des Vaters geprägt. Wie lebt es sich mit Eltern, die für das Erlebte des Krieges keine Worte finden? Wie sind die folgenden Generationen von diesen unausgesprochenen Traumata geprägt? Lina Schwenk findet Worte, wo Schweigen, vielleicht auch Starre herrscht. Mal wunderbar einfühlsam, ja nahezu poetisch, dann wieder fordernd und direkt, oftmals nur in Andeutungen schreibt sie von einer Mutter, die versucht, die Familie zusammenzuhalten, von Töchtern, die sich aus der Vergangenheit der Eltern befreien. Sie schreibt von Nähe, Berührungen, Durchatmen, von blinden Geistern.
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