Die Tochter von Ingmar Bergmann und Liv Ullmann wird mit 16 Jahren von einem 44-jährigen Modefotografen angesprochen, ob sie nicht nach Paris kommen und sich für die französische Vogue fotografieren lassen möchte.
Linn wohnt mit ihrer Mutter in New York, möchte endlich erwachsen sein, wie alle Jugendlichen in diesem Alter, und fliegt im Januar 1983 gegen den Willen der Mutter nach Paris.
Es ist ein autofiktionaler Roman, in dem sich die Autorin 2021 während der Pandemie nach über 40 Jahren daran erinnert, wie sie in jener Nacht im Winter in Paris auf der Straße steht, ihr weder das Hotel noch die Straße einfallen, in dem sie wohnt, und sie auch nicht Französisch spricht. Einzig einen Zettel hat sie dabei, wo die Adresse des Fotografen notiert ist, zu dem sie mitten in der Nacht geht und völlig überfordert von der Situation, in die sie sich leichtfertig begeben hat in seinem Bett landet. Ein sexueller Missbrauch?
Das Foto von damals gibt es nicht mehr und auch der Fotograf hat wahrscheinlich keine Erinnerung mehr an sie.
Schon die längste Zeit wollte Linn Ullmann diese zig Jahre lang danach noch als traumatisch erlebte Geschichte aufschreiben, es ist ihr jedoch nicht gelungen daran zu denken und sich zu erinnern, obwohl dieses Ereignis sie ihr Leben lang leidvoll begleitete. Die Autorin versucht sich zu erinnern, bricht die Gedanken ab, greift sie neu auf, bricht wieder ab, sie fügt unterschiedliche Lebensereignisse hinzu. Die Gedanken sind nicht chronologisch niedergeschrieben, sondern wie sie ihr gerade einfallen.
Eine eindrucksvolle Geschichte über das Sichtbar-sein-Wollen und Unerfahrenheit als junges Mädchen, übers Erinnern und Vergessen, ohne explizit die Frage, ob es sich um sexuellen Missbrauch handelte, anzusprechen.
Uneingeschränkte Empfehlung