EPISODENROMAN - MAILAND ZU ZEITEN DER PANDEMIE...Mailand im Sommer 2020: Die sonst so lebendige Via Marghera wirkt wie ausgestorben. Nur das Café Royal ist geöffnet. Man trifft sich vorsichtig, auf Abstand - und ist doch so froh, dass menschliche Begegnungen wieder möglich sind. Auch der Schriftsteller Michele hebt den Blick vom Bildschirm, verlässt das Haus und findet Gesellschaft, die seine Fantasie entfacht. Langsam kehrt wieder Leben in das Café Royal ein. Und in die Menschen, die es besuchen. (Verlagsbeschreibung)Episodenhaft und nur lose zusammenhängend werden hier 17 Menschen vorgestellt, kurze Einblicke in deren aktuelle Lebenssituation gewährt, alle unter dem tiefen Eindruck der vorherrschenden Pandemie mit ihren Einschränkungen und Lockdowns. Das stillgelegte Mailand erwacht 2020 vorsichtig wieder zum Leben, in der Via Marghera öffnet das Café Royal seine Türen, vorsichtige erste Begegnungen finden statt.Jedes Kapitel beleuchtet ein anderes Schicksal, manchmal begegnet man dabei aber auch Charakteren, die in vorherigen Kapiteln bereits eine kleine Rolle spielten. Dadurch kommt es vor, dass eine Situation aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird, was mitunter verblüffende Unterschiede zutage fördert. Gerade diese sich überkreuzenden Lebenswege fand ich sehr interessan zu lesen. Da ist allerdings auch ein aufmerksames Lesen erforderlich, um die Personen wiederzuerkennen, denn es dauert oft etliche Kapitel, bis der Faden wieder aufgegriffen wird. Durch die Kürze der einzelnen Kapitel werden die Personen nur kurz beleuchtet, Themen wie Träume, Sehnsüchte, Liebe, zwischenmenschliche Krisen, Einsamkeit und Nähe lediglich angerissen und wie Perlen auf einer Kette nebeneinander aufgereiht. Wirklich nahe kommt einem dabei niemand, und von welchen Themen man sich berührt fühlt, ist sicherlich sehr individuell. Ein wenig enttäuscht war ich, dass das titelgebende Café Royal nur eine wenig bedeutsame Nebenrolle spielte. Ein Treffpunkt für einige der vorgestellten Figuren, in anderen Erzählungen kam es gar nicht vor. Ich hatte mir mehr von dem Café versprochen, mehr Atmosphäre, mehr Begegnung, ein Fixpunkt. Der Schreibstil ist sehr präzise gehalten, hier erscheint kein Wort zu viel. Alles in allem ein kaleidoskopartiger Roman, der mich nur bedingt fesseln konnte. Die beiden vorherigen Werke Balzanos konnten mich mehr überzeugen...© Parden