Mascha Unterlehbergs Debütroman Wenn wir lächeln ist eine intensive, fast schon beklemmende Geschichte über Freundschaft, Abhängigkeit und die ungeschönte Realität des Erwachsenwerdens. Im Zentrum stehen zwei Mädchen, Anto und Jara, deren Beziehung weniger von Loyalität als von Zweckmäßigkeit geprägt ist eine toxische Freundschaft, die sie zusammenschweißt, aber auch zerfrisst.
Die Handlung ist bewusst zeitlos gehalten, vermutlich in den 2000ern angesiedelt, und versprüht einen rauen Großstadtvibe. Die Mädchen streifen durch die Nächte, bewaffnet mit Baseballschlägern und Schlagringen, trinken zu viel und verlieren sich in einer Welt, die sie nicht aufhält. Es geht dabei aber nicht nur darum, wie sie auf die Welt reagieren, sondern auch, wie die Welt auf sie reagiert: Sie sind unsichtbar in ihrer Körperlichkeit für sich selbst und für die Welt um sie herum und ihre Umwelt verstärkt dieses Gefühl nur noch. Sie sind minderjährig, doch niemand hält sie auf, niemand fragt nach ein beunruhigend authentisches Porträt jugendlicher Desillusionierung.
Besonders eindrucksvoll ist die Sprache des Romans. Der Schreibstil ist poetisch, fragmentarisch, fast schon klaustrophobisch. Die Kapitel sind extrem kurz, brechen mitten im Satz ab, springen zwischen Szenen eine stilistische Entscheidung, die den Inhalt treffend widerspiegelt, mich als Leserin aber nicht komplett überzeugen konnte. Trotzdem bleibt der Text zugänglich: Er lebt von dem Ungesagten. Hier zeigt sich für mich die Stärke des Romans er erklärt nicht, sondern lässt uns fühlen.
Trotz kleinerer persönlicher Kritikpunkte ist Wenn wir lächeln ein bewegendes Buch, das nachhallt. Kein absolutes Highlight für mich, aber eine wichtige Geschichte, die erzählt werden musste.
Content Note: Das Buch thematisiert Gewalt, sexualisierte Gewalt und Suizid.
PS: Ich liebe das Cover!