Der Titel des Buches ist sprachlich stark und clever gewählt das tiefergelegte Wortspiel passt hervorragend zum Thema, die schwarze Gestaltung der Wörter unterstreicht die inhaltliche Tiefe zusätzlich. Auch das Vorwort überzeugt: Es ist informativ, anregend und voller neuer Details, die Lust auf das Weiterlesen machen.
Inhaltlich bietet das Buch viele spannende Einblicke. Besonders interessant fand ich Begriffe wie Gottgläubig, fanatisch oder Turnen im historischen Kontext Letzteres in Verbindung mit Turnvater Jahn, dessen 'Wortprägung' mir so nicht bekannt war. Auch der Begriff Posemuckel hat mich überrascht ich kannte ihn zwar, wusste aber nicht, woher er kommt. Dass Gauleiter heute z.B. von der Ukraine zur Beschreibung russischer Besatzer verwendet wird, fand ich ebenfalls aufschlussreich. Und Begriffe wie Dog Whistling im Abschnitt Alles für Deutschland regen besonders in der heutigen politischen Lage zum Nachdenken an.
Gleichzeitig gibt es aber auch einige Kritikpunkte:
Die Auswahl der Begriffe wirkt stellenweise willkürlich. Einige wichtige Worte fehlen, während andere enthalten sind, bei denen man sich fragt, ob sie heute überhaupt noch verwendet werden etwa vernegern, das wohl niemand (mehr) aktiv benutzt.
Auch formal ist das Buch nicht optimal gestaltet: Das Inhaltsverzeichnis gehört meines Erachtens an den Anfang, die innenliegenden, sehr kleinen Seitenzahlen erschweren die Orientierung. Gerade auf Doppelseiten ist das Blättern und Nachschlagen mühsam. Eine außenstehende Kennzeichnung der Stichworte hätte hier viel geholfen.
Was mich besonders gestört hat, ist der Ton einiger Einordnungen: Die kurzen Bewertungen am Ende eines Begriffs sind manchmal zu flapsig, ironisch oder sarkastisch das wirkt bei einem Werk, das sich mit sensiblen Begriffen aus der NS-Zeit befasst, schlicht unangemessen. Ein Beispiel dafür ist der Eintrag zu bis zur Vergasung, bei dem der abschließende Kommentar aus meiner Sicht nicht trägt.
Insgesamt bleibt ein gemischter Eindruck:
Das Buch bietet spannende Einblicke und viele Denkanstöße gerade auch, was den heutigen Sprachgebrauch betrifft. Aber Auswahl und Kommentierung wirken nicht immer stimmig, und der Ton trifft nicht durchgehend die richtige Balance. Gerade bei einem Verlag wie Duden hätte ich mir hier mehr Konsequenz und redaktionelle Sorgfalt gewünscht.