Matthias Heines Verbrannte Wörter ist ein Sachbuch, das sich liest wie ein Krimi spannend, fesselnd und voller überraschender Wendungen. Doch anstelle von Mord und Ermittlungen geht es hier um Sprache: um Worte, die durch das Dritte Reich vergiftet, instrumentalisiert oder ins Zwielicht gerückt wurden. Heine gelingt es auf beeindruckende Weise, hinter die Fassade unserer Alltagssprache zu blicken und ihre dunklen Spuren zurück bis ins nationalsozialistische Deutschland zu verfolgen.
Was das Buch so außergewöhnlich macht, ist die Detailtiefe, mit der Heine jedes Wort beleuchtet. Jedes Kapitel widmet sich einem Begriff manchmal scheinbar harmlos , und enthüllt, woher er stammt, wer ihn prägte und welche Rolle er im Sprachgebrauch der NS-Zeit spielte. Dabei zeigt sich, wie sehr Sprache ein Spiegel der Zeit ist und wie mächtig Worte sein können.
Heine schreibt mit journalistischer Präzision und literarischem Gespür. Er macht deutlich, wie Sprache als Propagandainstrument funktionierte, wie sie manipulierte, ausgrenzte und Gewalt vorbereitete und wie wir heute noch unbewusst Relikte dieser Zeit verwenden. Besonders eindrucksvoll ist, dass das Buch nicht mit erhobenem Zeigefinger daherkommt, sondern Wissen vermittelt, das zum Nachdenken anregt. Und dieses Wissen ist enorm: Wer glaubt, die NS Zeit gut zu kennen, wird hier staunen, wie viel sich allein aus einzelnen Wörtern über die Ideologie, den Alltag und die Mechanismen des Nationalsozialismus herauslesen lässt.
Verbrannte Wörter ist nicht nur ein Beitrag zur Sprachgeschichte, sondern ein wichtiges Werk politischer Bildung. Es schärft das Bewusstsein für den bewussten Umgang mit Sprache und zeigt, wie Geschichte in unseren Worten weiterlebt oft, ohne dass wir es merken. Für alle, die sich für Sprache, Geschichte oder beides interessieren, ist dieses Buch eine absolute Empfehlung. Selten war ein Sachbuch über Wörter so aufrüttelnd, so lehrreich und so spannend.