In Schweigermutter wird die Geschichte von Asa und ihrem Sohn Andreas erzählt. Früh vom Vater verlassen, wächst Andreas bei seiner Mutter auf und beide haben ein entsprechend inniges Verhältnis. Nun stößt Josefin, die Freundin von Andreas und gleichzeitig die Tochter von Asas bester Freundin in ihr Leben und Andreas konzentriert sich mehr und mehr auf sie. Als sie aufgrund einer Baumaßnahme vorübergehend bei Asa einziehen, freut diese sich auf gemeinsame Familienzeit. Das Pärchen zieht sich jedoch zurück.
Asa kann mit dieser Ablehnung schwer umgehen. Es ist schwer hier nicht zu viel zu verraten. Der Großteil des Buches wird aus Asas Perspektive geschildert, bevor auch Andreas Sicht deutlich wird. Einzelne Szenen bekommen so rückblickend eine ganz andere Bedeutung und eine Menge Konflikte werden zu Tage befördert.
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Es ist richtig schön beschrieben und ich schwankte zwischendurch zwischen Verständnis und Unverständnis für alle Beteiligten. Warum so gehandelt wird, klärt sich auf. Und für mich ist es ein Fall von Gut gemeint heißt nicht, gut gemacht. Doch geht das Buch weit tiefer bis hin zu psychischen Belastungen. Die Eltern-Kind-Beziehung ist so vielfältig wie besonders, aber auch komplex. Während man als Kind, alleine des Überlebens willen, zu 100% loyal zu den Eltern ist und auch auf sie angewiesen ist, ist es normal, dass der Nachwuchs flügge wird und sich abnabelt. Eine schwere Zeit, in der Eltern viel falsch machen können. Aber diese Abnabelung ist so wichtig. Ich wurde an so vielen Stellen im Buch getriggert und hätte manches 1:1 unterschrieben. Das Ende beschäftigt mich etwas. Es kommt relativ abrupt und ich bin mir noch nicht sicher, wie ich es einordnen soll. Die Figuren sind sehr detailliert und die Autorin zeigt hier ein sehr feines Gespür, auch die psychische Komponente dezent einfließen zu lassen. Stichwort emotionale Erpressung wunderbar zwischen den Zeilen fühlbar. Insgesamt ein tolles Buch, welches ich absolut empfehle bewegend, tiefgründig, sanft und mit vielen Emotionen.