
Durch Zufall landet Jasper auf der Insel der Schlasocks - seltsame Wesen, die nicht wissen, was ein Kind eigentlich macht. Kann er das Rätsel dieses geheimnisvollen Ortes knacken?
Wenn das nicht die Chance aufs Abenteuer seines Lebens ist!
Mitten in der Nacht fliegt Jasper mit einer Drohne übers Meer, denn zu Hause fühlt er sich im Stich gelassen. So landet er auf der Insel der Schlasocks. Schnarnas und Trütass gibt es dort auch. Aber was sind das nur für seltsame Monster, die nicht wissen, was ein Kind so macht? Kann Jasper das Rätsel dieses geheimnsivollen Ortes knacken? Mit viel Fantasie und Witz und einer gehörigen Portion Mut schafft er es, diesen monströs müden Haufen aufzumischen und Freundschaften zu schließen. Doch dann gerät plötzlich die ganze Insel in größte Gefahr. Wenn überhaupt noch etwas hilft, dann die Hoffnung, dass sie alle gemeinsam anpacken . . .
Besprechung vom 27.10.2025
Die ewige Pipibitte
Nils Mohl schreibt gegen schlaffe Socken
Nils Mohl hat es selbst gemerkt: "Dank der Erlebnisse auf einer Insel im Meer der Langeweile, wo sie die verlorenen Schätze der Fantasie entdecken", lässt er am Ende seines ersten Kinderromans den großväterlichen Nachbarn feierlich die Geschichte zusammenfassen, "finden Kinder durch gemeinsame Tatkraft heraus, wie wunderbar es ist, ein Kind zu sein ..." Bonnie, die große Schwester des tatkräftigsten dieser Kinder, nennt es "Hippie-Quatsch", und man kann sie verstehen: So beherzt der Autor seine Geschichte auch mit überdrehten Figuren und ihren Eigenheiten würzt, die Moral seiner Geschichte schmeckt vor. Und wem soll sie schmecken?
In "Die Insel der Schlasocks" finden zwei Jungs im Wackelzahnalter für ihre beiden recht unterschiedlich angelegten Probleme eine gemeinsame Lösung. Jasper kommt mit seiner Schwester Bonnie kaum über die Runden, sie wissen nicht, wie es weitergehen soll. Als er erfährt, dass sie an ein Internat für ihn denkt, glaubt Jasper, alles wäre einfacher, wenn er verschwände. Honz hingegen, der verwöhnte Enkelsohn des Nachbarn, soll nebenan die Sommerferien verbringen und will nur zurück: Zu Hause könnte er in aller Ruhe rumgammeln, hier gehen ihm die Aktivitätsvorstellungen des Großvaters so auf die Nerven, wie sie Jasper begeistern.
Der Plan der beiden: Jasper tritt die Reise an, die sich der Nachbar für seinen Enkel ausgedacht hat. Der Großvater soll glauben, Honz sei wie geplant unterwegs, und Jaspers Schwester, der gute Nachbar hätte gleich beide Kinder in ein Ferienlager eingeladen, während sich Honz nach Hause durchschlagen will. Doch er kann sich nicht rechtzeitig aufraffen und läuft seinem Großvater in die Arme.
Jasper hingegen ist nach einem Drohnenflug auf der Insel abgesetzt worden, wo die willenlosen Kerle wohnen: monströse Schlasocks und vogelfantenförmige Schnarnas. Sie haben etwas gegen "Wirbeltamtam", machen am liebsten gar nichts, sehen sich darin von Jasper gestört und dulden den Jungen nur deshalb auf Probe, weil er die Idee hatte, ihnen Namen zu geben, die ihnen - zugegeben - ein bisschen gefallen. Und das ist erst der Anfang: Nach und nach schafft Jasper es, die trägen und offenbar auch vergesslichen Wesen zu animieren. Doch als auch Honz, vom Großvater kurzerhand hinterhergeschickt, auf der Insel landet, wird es den Ureinwohnern zu viel.
Wobei: Ureinwohner? Honz, der bei den Schlasocks nicht gut ankommt, verwandelt sich vor aller Augen in einen Lalutsch, und den ersten dämmert: So sind wohl auch sie einmal hierhergekommen. Hier landen antriebslose Kinder. Hier werden sie - Achtung, Kofferwortspiel - auch äußerlich zu dem, was sie sind, zu schlaffen Socken, Schnarchnasen und lahmen Lutschern. Doch das Wirbeltamtam hat die Insel aus dem Gleichgewicht gebracht, und bevor sie untergeht, ist die erwähnte gemeinsame Tatkraft gefragt.
Auch in den Jugendromanen von Nils Mohl geht es turbulent zu. Dort zeigt der Autor seine Meisterschaft im Wechsel zwischen dem lustvollen Spiel mit Typen, Posen, Sprachstilen und leiseren Tönen, Momenten der Einsicht oder einer Begegnung, in der oft hochgerüstete Figuren ihre Waffen und Masken sinken lassen. Seine Lyrik - Woche für Woche veröffentlicht er ein "Montagsgedicht" auf Instagram - bestätigt sein sprachliches Gespür. Doch in "Die Insel der Schlasocks" kommt Nils Mohl aus dem Wirbeltamtam kaum heraus.
Jedes Schlasock ist dazu verdammt, die sprachliche oder gestische Eigenheit, die Mohl sich für es ausgedacht hat, unablässig zu wiederholen, und sie haben es noch gut im Vergleich zu den beiden Trütass, die - "wie pipibitte?!" - in jeder Wortmeldung eine kleinkindliche Ausscheidungsanspielung unterbringen müssen. So werden selbst interessantere Szenen in der konventionellen Konstruktion der Geschichte übertönt, etwa die Kontroverse der Schlasocks, den Eindringling lästig oder unterhaltsam zu finden. Kindern, die man weder zum Lesen von Büchern noch zu anderen Abenteuern überreden muss, wird das angestrengt vorkommen - und schlaffe Socken kennen die Platte schon in anderer Verpackung. FRIDTJOF KÜCHEMANN
Nils Mohl: "Die Insel der Schlasocks".
Mit Bildern von Michael Roher. Dtv Verlag, München 2025. 288 S., geb., 15,- Euro. Ab 8 J.
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