Der Stadtteil Sommerrode ist ein Ort, an dem kein Grashalm schiefsteht alles ist durchgetaktet, ordentlich, glattgebügelt. Nur eine einzige grüne Fläche trotzt der Perfektion. Genau diese kleine Oase wird zum Schauplatz eines erbitterten Bandenstreits zwischen den wilden Robbins und den Rittern auf Rädern. Als der Bürgermeister beschließt, dort einen Spielplatz zu errichten, den niemand der Kinder will, stehen plötzlich beide Gruppen vor einer gemeinsamen Herausforderung.
Was nach einer frechen, kreativen Geschichte über kindlichen Zusammenhalt klingt, entpuppt sich in der Umsetzung leider als überzogen und in Teilen fragwürdig. Zwar ist die Grundidee zwei rivalisierende Gruppen müssen sich zusammentun, um gemeinsam für ein Ziel zu kämpfen durchaus reizvoll. Auch die Figur der Anführerin Rieke bringt mit Cleverness und Mut Potenzial mit. Doch der Ton des Buches driftet allzu oft in eine Richtung ab, die eher belehrend als charmant wirkt.
Die Kinderstreiche sind nicht einfach harmloser Unfug, sondern überschreiten wiederholt Grenzen sowohl gegenüber Erwachsenen als auch im Umgang untereinander. Problematisch wird es, wenn dabei körperbezogene Hänseleien wie bei Bretti nicht nur beiläufig erwähnt, sondern wiederholt hervorgehoben werden, ohne dass es eine Korrektur oder Reflexion gibt. Auch die ständige Ironisierung erwachsener Ansichten etwa durch spöttische Kommentare zu Fahrzeugtypen wirkt aufgesetzt und wenig kindgerecht.
Der Handlungsverlauf leidet unter überzeichneten Aktionen und einem teils sprunghaften Aufbau. Logische Ungereimtheiten wie mehrfach auftauchende bedrohte Tiere untergraben zusätzlich die Glaubwürdigkeit. Was als spannendes Kinderabenteuer mit Witz und Herz hätte funktionieren können, verliert sich in einem wilden Durcheinander aus Übertreibung und moralischer Schieflage.
Einzig die Illustrationen von Iris Hardt setzen gekonnt Highlights. Sie fangen die Dynamik der Geschichte bildlich ein und liefern Momente der Leichtigkeit, die dem Text selbst oftmals fehlen.
Fazit:
"Die wilden Robbins" will wild, witzig und einzigartig sein, verliert aber unterwegs sein Maß. Was bleibt, ist eine Idee mit Potenzial, die in ihrer Umsetzung nicht überzeugt. Für Kinder ab acht Jahren gibt es bessere Geschichten über Freundschaft, Zusammenhalt und kreative Rebellion mit mehr Herz und weniger Chaos.