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The Journey of Humanity - Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende

Über die Entstehung von Wohlstand und Ungleichheit | 'Mehr Weltverständnis ist (...) kaum zu haben.' Deutschlandfunk

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Die erste welt- und zeitenumspannende Wirtschaftsgeschichte - Wachstum und Ungleichheit global erklärt.

Galor ist Nobelpreiskandidat. Dies ist sein großer Wurf.

Oded Galor wagt die ganz große Theorie. Der renommierte Ökonom lüftet das Geheimnis von Wohlstand und Ungleichheit, indem er die Geschichte der Menschheit vom Beginn bis heute neu erzählt: Warum sind wir Menschen die einzige Spezies, die der Subsistenz entkommen ist? Wieso lebte die Masse noch bis Ende des 18. Jh. in Armut, wie gelang der Übergang von Stagnation zu Wachstum? Und: Warum haben wir so ungleiche Fortschritte gemacht, dass der Wohlstand der Nationen so unterschiedlich ausfällt? Galor verschmilzt Ideen aus der Wirtschaftswissenschaft mit Erkenntnissen aus Anthropologie, Geschichte und den Naturwissenschaften und liefert erstmals eine allumfassende, evidenzbasierte Theorie. Ein Big-Idea-Buch von fesselnder Originalität.

Von 'The Times' ausgewählt als eines der besten Bücher 2022

Produktdetails

Erscheinungsdatum
13. April 2022
Sprache
deutsch
Auflage
3. Auflage
Seitenanzahl
384
Autor/Autorin
Oded Galor
Übersetzung
Bernhard Jendricke, Thomas Wollermann
Illustrationen
35 Abb.
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Abbildungen
35 Abb.
Gewicht
558 g
Größe (L/B/H)
217/147/32 mm
ISBN
9783423290067

Portrait

Oded Galor

Oded Galor, geboren 1953, ist israelischer Wirtschaftswissenschaftler und Professor an der renommierten Brown University, USA. Seine Forschungsschwerpunkte liegen insbesondere im Bereich Wirtschaftswachstum. Er hat verschiedene Auszeichnungen erhalten, darunter den Doctor Honoris Causa der Universität Pozna und der Université Catholique de Louvain, und ist gewähltes Mitglied der Academia Europaea in London. Er war Herausgeber des Journal of Economic Growth und des Journal of Population Economics sowie Mitherausgeber anderer wissenschaftlicher Zeitschriften. Bekanntheit erlangte er vor allem als Schöpfer der Unified Growth Theory.

Pressestimmen

Galors Buch hat einen stringenten Gedankengang und eine überreiche Kasuistik, die Unmengen von Forschung verarbeitet. Und sie bietet einen optimistischen Ausblick. Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung

Eine Universaltheorie, die anders als bei Hegel, Spengler und Marx nie den Boden evidenzbasierter Wissenschaft verlässt. Die Zeit, Die Sachbuch-Bestenliste

Ökonom Oded Galor legt die erste umfassende Theorie der Entwicklung der Wirtschaft vor. Die Presse am Sonntag

Dieses Buch bietet eine sehr verständlich geschriebene Quintessenz jahrzehntelanger Forschungen. Mehr Weltverständnis ist auf 300 Seiten kaum zu haben. Wolfgang Schneider, Deutschlandfunk Kultur, Studio 9

Das Buch ist äußerst überzeugend: Galor baut seine Argumente akribisch auf, wobei er seine Annahmen stets mit Beweisen abgleicht, ohne den Eindruck zu erwecken, dass er eine bestimmte Agenda verfolgt. The Guardian

The Journey of Humanity zeichnet sich vor allem durch seinen Optimismus aus. Wenn Sie ein evidenzbasiertes Gegenmittel gegen Schwarzmalerei brauchen, hier ist es. The Guardian

The Journey of Humanity ein hinsichtlich Gegenstand und Anspruch einzigartiges Buch erklärt die gesamte Menschheitsgeschichte als eine unvermeidliche Fortentwicklung von den ersten primitiven Werkzeugen bis hin zu Supercomputern in jeder Tasche. The Washington Post

Dies ist ein inspirierendes, gut lesbares, jargonfreies und fast unmöglich gelehrtes Meisterwerk, der kühnste mögliche Versuch, die Wirtschaftsgeschichte der Menschheit zu schreiben. NEW STATESMAN

Ein höchst lesenswertes Buch. Tillmann Neuscheler, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Der Ökonom Oded Galor entwirft ein spannendes Panorama der Geschichte der Menschheit: Wirtschaftlichen Erfolg haben Gesellschaften, die Vielfalt akzeptieren, ohne den Zusammenhalt zu verlieren. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Oded Galors inspirierende Erkundung der Menschheitsgeschichte macht große Lust, neue Zusammenhänge zu entdecken. Und lüftet das Geheimnis von Wohlstand und Ungleichheit. (. . .) Es macht schlichtweg Spaß, von ihm zu neuen Betrachtungen inspiriert zu werden. Man staunt dabei über seine Begabung, große wissenschaftliche Themen zugänglich, fast schon plaudertonhaft zu vermitteln. Sylvie-Sophie Schindler, Galore Magazin

Galor verschmilzt Ideen aus den Wirtschaftswissenschaften mit Erkenntnissen aus Anthropologie, Geschichte und den Naturwissenschaften und liefert erstmals eine allumfassende, evidenzbasierte Theorie. Claudia Panster, Handelsblatt

This readable, yet deeply argued book brilliantly weaves the threads of global economic history technology, demography, culture, trade, colonialism, geography, institutions to deconstruct the rich tapestry that is the modern world. A tour de force! Dani Rodrik, Harvard University

Big Science at its best. It grapples with some of the broadest questions in social science, integrating state-of-the-art economic theory with a rich exploration of a wide range of empirical evidence. Stephen N. Durlauf, University of Chicago

The resulting book is a powerful mixture of fact, theory and interpretation. Robert Solow, Nobel laureate in economics

What's more, The Journey of Humanity is beautifully written, in elegant and accessible prose. It's a page-turner, a suspense-filled thriller full of surprises, mind-bending puzzles and profound insights. Glenn C. Loury, Merton P. Stoltz Professor of the Social Sciences

"The Journey of Humanity Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende von Oded Galor ist ein großartiges Wirtschaftsbuch. Business Insider

Der Ökonom Oded Galor hat die historischen Quellen von Wohlstand und Ungleichheit aufgespürt. Wirtschaftswoche

Weil Oded Galor viel zu sagen hat, kann er es klar sagen: Mehr Verständnis für die wirklich langfristigen Entwicklungen ist in einem Buch kaum zu haben. Wolfgang Schneider, Der Tagesspiegel

Frankfurter Allgemeine Zeitung - RezensionBesprechung vom 17.04.2022

Der lange Weg zum Wohlstand

Der Ökonom Oded Galor entwirft ein spannendes Panorama der Geschichte der Menschheit: Wirtschaftlichen Erfolg haben Gesellschaften, die Vielfalt akzeptieren, ohne den Zusammenhalt zu verlieren.

Von Gerald Braunberger

Seit langer Zeit haben sich bedeutende Denker immer wieder mit zwei grundlegenden Fragen befasst. Erstens: Welche Ursachen führten zur industriellen Revolution, mit der sich die Menschheit aus einer unausweichlich erscheinenden Armutsfalle zu befreien vermochte? Und zweitens: Warum profitieren nicht alle Länder in gleichem Maße von den Früchten materiellen Wohlstands, der sich unter anderem in einer höheren Lebenserwartung, einer robusteren Gesundheit und einem insgesamt angenehmeren Leben äußert? Gerade in einer Zeit, in der sich viele Ökonomen immer mehr Detailuntersuchungen zu widmen scheinen, verdient das Wagnis Anerkennung, mit einem großen Wurf wichtige Fragen der Menschheit erklären zu wollen.

Oded Galor hat sich seit Jahrzehnten diesem höchst ehrgeizigen Ansinnen verschrieben. Mit seiner "Einheitlichen Wachstumstheorie" vertritt der aus Israel stammende und seit vielen Jahren an der amerikanischen Brown University lehrende Ökonom die "Überzeugung, dass eine verlässliche und vollständige Erkenntnis der globalen wirtschaftlichen Entwicklungsfaktoren nur möglich ist, wenn man die primären Antriebskräfte hinter dem gesamten Entwicklungsprozess in den Blick nimmt und nicht bloß in Bezug auf einzelne Epochen". Die Einheitliche Wachstumstheorie erfasst "die Reise der Menschheit seit dem Erscheinen des Homo sapiens in Afrika vor fast 300 000 Jahren über den gesamten Verlauf der Geschichte hinweg".

Nachdem Galor über viele Jahre in zum Teil sehr anspruchsvoll angelegten Fachaufsätzen seine Thesen entwickelt hat, tritt er nun mit einem populär verfassten, auch in deutscher Übersetzung erschienenen Werk ("The Journey of Humanity. Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende") an eine größere Öffentlichkeit.

Galors Anspruch ließe sich entgegenhalten, dass es an plausiblen Erklärungen für die Entwicklung von Wohlstand und Ungleichheit nicht mangelt. Eine bekannte, von dem Nobelpreisträger Douglass North popularisierte These sieht eine überragende Voraussetzung für eine positive wirtschaftliche Entwicklung in der Existenz von Institutionen, die Eigentumsrechte sichern, einen Rechtsrahmen für ein gedeihliches Zusammenleben schaffen und die Ballung wirtschaftlicher Macht verhindern.

Vor einigen Jahren haben Daron Acemoglu und James Robinson in ihrem Bestseller "Warum Nationen scheitern" den Beginn der industriellen Revolution in England mit günstigen institutionellen Veränderungen nach der "Glorreichen Revolution" des Jahres 1688 erklärt. Man kann in der Spurensuche nach institutionellen Veränderungen noch weiter zurückgehen. Der Frankfurter Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe erkennt in seinem Buch über den Kapitalismus ("Das kalte Herz") in der frühmittelalterlichen Fronhofverfassung der Karolinger eine Entwicklung, die, zusammen mit anderen Einflüssen, viel später im Nordwesten Europas Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Aufbruch schuf.

Eine zweite Interpretation zielt auf die geographischen Bedingungen des Wirtschaftens ab. In seinem Buch "Arm und Reich" erklärt der Evolutionsbiologe Jared Diamond die frühe mesopotamische Hochkultur mit günstigen klimatischen Voraussetzungen für den Ackerbau. Für den Aufstieg Europas macht er unter anderem eine fragmentierte Geographie verantwortlich, die einer Bildung dauerhafter Großreiche entgegenstand.

Galor lehnt die auf Institutionen und Geographie beruhenden Erklärungen keineswegs ab. Er hält sie für hilfreich, um einzelne Entwicklungen zu erläutern, aber sie besitzen aus seiner Sicht keine umfassende Erklärungskraft. So lässt sich aus Galors Sicht mit dem Verweis auf Institutionen erläutern, warum die industrielle Revolution gerade in England ausbrach - aber es lässt sich so nicht erklären, warum es überhaupt eine industrielle Revolution gegeben hat.

Galors Erklärung fußt auf einer überragenden Rolle des technischen Fortschritts und der Bereitschaft der Menschen, sich auf diesen einzulassen, vor allem durch Bildung. Als vor vermutlich rund 60 000 Jahren Menschen begannen, ihre Heimat in Ostafrika zu verlassen und sich über den Globus zu verbreiten, blieb ihre Zahl lange Zeit gering. Nach Schätzungen bevölkerten vor 12 000 Jahren nur 2,5 Millionen Menschen die Erde. Fachleute bezeichnen diese bis zur industriellen Revolution reichende Epoche in Erinnerung an den britischen Ökonomen Thomas Malthus als "malthusianische Falle". Die meisten Menschen kämpften unter ärmlichen Bedingungen um ihr Überleben; langfristige Lebensplanung war gar nicht möglich. Jedwede Verbesserung der wirtschaftlichen Lage erhöhte die Zahl der Kinder, die ihre ersten Jahre überlebten. Nach Malthus' berühmter Formel wuchs die Bevölkerung in einer geometrischen Reihe (1, 2, 4, 8, . . .), das Angebot an Nahrungsmitteln aber nur in einer arithmetischen Reihe (1, 2, 3, 4, . . .). Eine Zunahme der Bevölkerung musste daher in eine schwere Krise führen, weil es für die schnell wachsende Zahl hungriger Münder nicht genug zu essen gab. Die Menschheit kam über lange Zeit nicht recht voran: Landwirtschaft im Jahre 1000 war kaum ertragreicher als Landwirtschaft in der Zeit um Christi Geburt. Die meisten Menschen lebten in bedrohlicher Nähe zum Subsistenzniveau.

Gleichwohl wäre es falsch, die Zeit bis zum Ausbruch der industriellen Revolution als in wirtschaftlicher Hinsicht völlig ereignislos zu betrachten; ebenso wenig, wie man sich die industrielle Revolution als eine plötzliche Explosion wirtschaftlicher Dynamik vorstellen sollte. Galor spricht von einem "Sturm unter der Oberfläche". Vor der industriellen Revolution schritt der technische Fortschritt nur langsam voran, aber es gab ihn. Er zeigte sich nicht in einer Zunahme materiellen Reichtums für viele Menschen - die meisten blieben bitterarm -, aber der Fortschritt zeigte sich in der Fähigkeit, eine wachsende Bevölkerung zu ernähren. Nach Schätzungen lebten um Christi Geburt etwa 200 Millionen Menschen auf der Erde, um das Jahr 1600 könnten es immerhin schon 600 Millionen Menschen gewesen sein.

Nun begann sich langsam eine Dynamik zu entfalten, denn das Angebot wie die Nachfrage nach Technologie hängen von der Bevölkerungsgröße ab. Je mehr Menschen leben, umso mehr Köpfe können Neues denken. Mit der Bevölkerungszahl nehmen auch die Möglichkeiten einer die Produktivität steigernden Arbeitsteilung zu. Gleichzeitig entsteht durch eine wachsende Bevölkerung auch der wirtschaftliche Anreiz, innovative Produkte zu entwickeln, weil die Zahl potentieller Käufer zunimmt. Ein in Gang kommender technischer Fortschritt steigert die Anreize, weitere Innovationen zu entwickeln.

So kam es zur industriellen Revolution, die sehr viel verständlicher wirkt, wenn sie nicht als eine plötzliche Eruption verstanden wird, sondern als ein längerfristiger Prozess. Es habe in dieser Phase zu keinem Zeitpunkt einen "Ruck" gegeben, schreibt Galor: "Zwar vollzog sich der Übergang im Verhältnis zur gesamten Menschheitsgeschichte in der Tat sehr schnell, doch die Produktivitätssteigerungen während dieser Zeit erfolgten in kleinen Schritten. Zu Beginn der industriellen Revolution stieg die Bevölkerungszahl aufgrund des zunehmenden technologischen Wandels zwar sprunghaft an, aber die Durchschnittseinkommen erhöhten sich in nur sehr bescheidenem Maße, genau wie es die malthusianische Theorie vorhersagte."

Der Sprung aus der malthusianischen Falle gelang erst rund ein Jahrhundert später, als das Bevölkerungswachstum in den entstehenden Industrienationen zurückging und damit die Pro-Kopf-Einkommen steigen konnten. Nach Ansicht Galors war es der Umgang mit der Technologie, der diesen Wandel erzeugte. Denn die Menschen begannen zu verstehen, dass ein erfolgreicher Umgang mit dem technischen Fortschritt eine deutlich bessere Bildung erforderte. Anstatt ihre materiellen Ressourcen in kinderreichen Familien zu verbrauchen, bevorzugten viele Menschen kleinere Familien, die es ermöglichten, die Ressourcen in die Bildung der Kinder zu investieren. Zusammen mit dem materiellen Fortschritt verbesserten sich Lebensbedingungen und Lebenserwartung. Immer mehr Menschen bauten Ersparnisse auf; nun erst wurde eine vorausschauende Lebensplanung möglich. Der Fortschritt der Menschheit beruht wesentlich auf dem Zusammenwirken von Technologie und Bildung. Technischer Fortschritt gestattet nicht nur eine wachsende Bevölkerungsgröße, er nimmt auch Einfluss auf die Zusammensetzung der Bevölkerung.

Industrialisierung kann aber ebenso in eine Falle führen. Galor erwähnt als Beispiel den Norden Frankreichs, der zu Beginn der Industrialisierung zu den reichsten Regionen des Landes zählte, als er Industrien, etwa zur Herstellung von Textilien, beherbergte. Sie erforderten viel einfache Arbeit, aber nicht den Zwang zu einer immer besseren Bildung, um mit den jeweils modernen Technologien Schritt halten zu können. Heute sind Regionen reich, in denen die Anwendung technischen Fortschritts die Zahlung hoher Arbeitseinkommen gestattet.

Galor verschreibt sich offensichtlich keinerlei Geschichtsdeterminismus: Nichts ist vorbestimmt. Keine Gesellschaft hat materiellen Reichtum auf alle Zeiten gepachtet; ebenso wenig ist eine Gesellschaft im Umkehrschluss dazu verdammt, für immer in der malthusianischen Falle zu verharren.

Aber warum gibt es dann Länder, die seit Langem reich sind, und andere Länder, die sich nie aus dem eisernen Griff der Armut zu befreien vermochten? Für Galor lautet die Antwort: Es kommt in einer Gesellschaft auf ein optimales Maß an Diversität an, verbunden mit der Fähigkeit, häufig jahrtausendealte Prägungen zu überwinden. Für solche Prägungen hat er ein interessantes Beispiel parat. Bevor die Menschen vor mehreren Tausend Jahren den Pflug erfanden, teilten sich Männer und Frauen die Arbeit in der Landwirtschaft. Da der Gebrauch des Pfluges aber eine körperliche Kraft erforderte, die Männer für diese Tätigkeit bevorzugte, beförderte nach der Schilderung Galors die Erfindung des Pfluges eine Arbeitsteilung, in der sich der Mann stärker auf die Arbeit auf dem Feld konzentrierte und die Frau stärker auf die Arbeit im Haus. Wegen unterschiedlicher Eignungen der Böden spielte der Pflug in der europäischen Geschichte im Süden früher eine wichtigere Rolle als im Norden. Die Beobachtung, dass die berufliche Gleichstellung der Frau in modernen Gesellschaften heute im Norden Europas in der Tendenz stärker ausgeprägt ist als im Süden, erklärt Galor auch mit den Unterschieden in der Nutzung des Pflugs in der Landwirtschaft vor vielen Jahren.

Diversität besitzt nach Ansicht des Ökonomen erhebliche Vorteile, aber sie sind nicht ohne Kosten zu haben. Diversität in Gesellschaften in Verbindung mit Bildung steigert die Wahrscheinlichkeit auf technischen Fortschritt. Die Vereinigten Staaten, wo Studenten aus vielen Ländern auch an den besten Universitäten studieren können, sind ein Musterbeispiel für diese These. Diversität kann aber in Form gesellschaftlicher Spannungen ebenso mit erheblichen Kosten einhergehen, wie sich gerade ebenfalls in den Vereinigten Staaten beobachten lässt. In anderen Ländern lassen die Gesellschaften Diversität nur widerwillig zu; dafür sind sie oft wirtschaftlich nicht erfolgreich.

Für Galor besteht ein Erfolgsrezept zur Lösung dieser Schwierigkeiten im Verzicht auf allgemeine Handlungsempfehlungen für die Politik, wie sie in der Vergangenheit nicht selten von internationalen Organisationen ausgesprochen wurden. "Privatisierung der Industrie, Liberalisierung des Handels und Sicherung der Eigentumsrechte mögen wachstumsfördernde Maßnahmen für Länder sein, in denen bereits die sozialen und kulturellen Voraussetzungen für wirtschaftliches Wachstum bestehen, aber dort, wo diese Grundlagen fehlen, wo der soziale Zusammenhalt schwach und Korruption weit verbreitet ist, laufen solche umfassenden Reformen oft ins Leere", schreibt der Ökonom. "Keine noch so effiziente Reform wird ein verarmtes Land über Nacht in eine fortschrittliche Volkswirtschaft verwandeln, denn ein Großteil der Kluft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern ergibt sich aus seit Jahrtausenden bestehenden Prozessen. Institutionelle, kulturelle, geographische und gesellschaftliche Merkmale aus ferner Vergangenheit haben die Zivilisationen auf ihren unterschiedlichen historischen Wegen vorangetrieben und die Unterschiede im Wohlstand der Nationen vertieft." Gute Politik zur Überwindung der Armut ist nicht einfach, aber sie ist nach Ansicht Galors möglich. Die Botschaft seines Buches ist eine optimistische.

Oded Galor:

The Journey of Humanity - Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende: Über die Entstehung von Wohlstand und Ungleichheit.

dtv, München 2022, 384 S.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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