In zwölf Kapiteln, die jeweils ein neues Schlaglicht auf die Lebenswelt eines Jungen werfen, wird es wieder lebendig und verstehbar: das Kindsein im Nachkriegsdeutschland - eine Welt voller dunkler Geheimnisse, voll spürbarer innerer Spannungen und Zerstörtheiten bei den Erwachsenen. Eine Welt des Übergangs, in der die aufwachsende Generation mit schwer verstehbaren Belastungen aus der Vergangenheit konfrontiert ist.
In Paul Kerstens direkter, zitierender Sprache, die einen kindlichen Blick auf das Deutschland um 1950 einfängt, entlarven sich die Erwachsenen in Sprüchen und Handlungsweisen, die zum Teil voller grotesker Komik sind: der Arzt, der immer vom Krieg spricht, der Onkel, der über deutsche Musik doziert, der autoritär-pathetische Pastor und viele weitere Figuren einer menschlichen Komödie vor Kinderaugen. Die Verdichtung einer Zeit in einem Stück Literatur. Mit einem feinen Blick für menschliche Schwäche, schonungslos ironisch und ergreifend.
Die Nachkriegskindheit, wie sie wirklich war: mehr Ex-Nazis als Nierentische, mehr Kriegskrüppel als Italienurlauber, mehr Jugendverbot als Existenzialismus, Opfer und Täter nah beieinander und dazu das ganz normale Aufwachsen mit Ängsten, Hoffnungen und Neugier. Ein literarisches Dokument der Erinnerung, ohne Romantisierungen, aber auch ohne Zeigefinger und mit einem Witz, der die Tragikomik dieser Zeit scharf herausarbeitet