Dieses Buch lässt sich nicht nach klassischen Maßstäben bewerten. Ohne Sprungtuch ist kein Roman, kein Unterhaltungsbuch und nichts, was man nebenbei liest. Es ist eine schonungslose, ehrliche Geschichte, die nahegeht und lange nachwirkt.
Viele Passagen haben mich emotional sehr getroffen, besonders die Schilderungen rund um Familie, Großeltern und das Gefühl, immer wieder an Stellen zu scheitern, an denen eigentlich Hilfe stehen sollte. Gerade als Mutter ging mir vieles tief unter die Haut.
Peter Gross beschreibt offen seine psychischen Erkrankungen, Klinikaufenthalte und den Umgang mit Behörden, Gutachtern und Institutionen. Besonders erschreckend ist, wie wenig Raum psychisches Leid oft bekommt, was man nicht sieht, scheint nicht zu existieren. Diese Hilflosigkeit und Ohnmacht sind beim Lesen deutlich spürbar.
Sehr wertvoll fand ich zudem die Perspektive von Doris. Ihre Gedanken zeigen eindrücklich, wie es ist, an der Seite eines Menschen mit psychischen Erkrankungen zu stehen, mitzutragen, stark zu sein und trotzdem selbst an Grenzen zu kommen. Diese zweite Sicht macht das Buch noch persönlicher und menschlicher.
Trotz der Schwere ist Ohne Sprungtuch kein hoffnungsloses Buch. Es ist ein Buch über Durchhalten, über Vertrauen, über Liebe und über den Mut, die eigene Geschichte öffentlich zu machen.
Sternebewertung (was mir hier besonders schwer fällt)
5 von 5 Sternen
Nicht, weil es perfekt ist, sondern weil es so unfassbar wichtig ist.
Weil es aufklärt, berührt und einen Blick auf Themen wirft, die viel zu oft verdrängt werden.
Hinweis: Rezensionsexemplar, unbezahlte Werbung