Es ist wieder Zeit für ein gehyptes Buch, das man gerade überall sieht. Und was soll ich sagen, ich springe auf den Hype-Train auf. Und der fährt mit ordentlich Dampf los, mitten hinein in die Abgründe der Menschheit und wortwörtlich in die Hölle.Worum geht's? Alice will in die Hölle, um deren Herrscher darum zu bitten, ihren Professor zurückzuholen, damit sie ihr Studium beenden kann. (Was schon ganz schön abgefahren ist) Begleitet wird sie von Peter, dem Überflieger schlechthin. Beide wollen unbedingt Magier werden und sind bereit, dafür die Hälfte ihrer verbleibenden Lebenszeit zu opfern. Und Oh boy, dieser Trip hat es in sich.Die von R.F. Kuang erschaffene Hölle ist faszinierend und originell. Wir durchlaufen die acht Höfe der Unterwelt, von denen jeder seine ganz eigenen Eigenheiten hat: mal überraschend, mal unangenehm und düster, oft aber auch mit einer Art von Komik, die eigentlich gar nicht komisch ist. Die Wesen, denen wir dort begegnen, sind super interessant, und die Entscheidungen, die Alice und Peter treffen müssen, um in diesem verschachtelten Ort weiterzukommen, sind teils traumatisierend. Dabei offenbaren sich die Abgründe der beiden Protagonisten.Was ich an R.F. Kuangs Schreibstil so mag: Ihre Figuren sind oft nicht wirklich sympathisch und was mich in anderen Büchern manchmal stört, macht es hier gerade spannend. Wie schon in Babel ist der Stil anspruchsvoll, manchmal akademisch, und zwischendurch hatte ich das Gefühl, "zu dumm" für die Geschichte zu sein. Aber gleichzeitig war es so interessant, dass ich unbedingt weiterlesen wollte.Für mich war es ein absoluter Volltreffer, eine Mischung aus philosophischen Fragen, schauriger Höllenreise und dem angespannten Verhältnis der beiden Figuren.