Entgegen den aktuellen kulturwissenschaftlichen Ansätzen, die sich einseitig am Phänomen der Schrift oder an Bild oder Bildmedien orientieren, ist das Buch von Reinhart Meyer-Kalkus ein Plädoyer zugunsten der klanglich-musikalischen Dimension der Sprache und der Sprechkünste.
Es erschließt eine weitverzweigte Diskussion in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die in Literatur- und Theaterwissenschaft, in Psychologie, Sprachwissenschaft und Ästhetik geführt und durch die neuen Medien Telefon, Schallplatte, Radio und Tonfilm stimuliert wurde.
"Reinhart Meyer-Kalkus, Koordinator am Wissenschaftskolleg zu Berlin, hat ein wunderbares Buch zur Geschichte der Stimme verfasst. (. . .)
Wer jemals Zweifel hatte, ob Geisteswissenschaften 'gesellschaftsrelevantes' Wissen zu produzieren vermögen (. . .), der wird durch Reinhart Meyer-Kalkus mit Nachdruck eines Besseren belehrt. Solche Wissenschaft wird niemand missen wollen: Sie hat den 'Sitz im Leben' und geht doch keine schlechten Kompromisse ein nach Inhalt und Darstellungsform."
(Daniel Krause, www. klassik. com)
Inhaltsverzeichnis
1; Inhaltsverzeichnis; 6
2; I. EINLEITUNG: Rede, damit ich dich sehe! ; 10
2. 1; 1. Lichtenberg über die Physiognomik der Stimme; 13
2. 2; 2. Rückblick auf die Geschichte der Physiognomik der Stimme; 22
2. 3; 3. Ausdruckswahrnehmung und Verkörperung als symbolische Form; 37
2. 4; 4. Physiognomische Trugschlüsse; 51
2. 5; 5. Die Stimme als Gestalt und akustische Maske; 55
2. 6; 6. Koexpressivität von Stimme und Gestik; 60
2. 7; 7. Körperlose Stimmen Suspendierte Koexpressivität und Rekonfiguration; 69
2. 8; 8. Der physiognomische Blitz; 79
3; II. PHILOLOGIE: Die Schallanalyse von Eduard Sievers; 82
3. 1; 1. Ohren- statt Augenphilologie; 82
3. 2; 2. Sievers rhythmisch-melodische Studien; 88
3. 3; 3. Die Rutzsche Typenanalyse; 97
3. 4; 4. Sievers und die experimentelle Psychologie der Leipziger Wundt-Schule; 103
3. 5; 5. Zeitgenössische Rezeption und Kritik der Schallanalyse; 115
3. 6; 6. Die Arbeit am System der Schallanalyse; 124
4; III. Echos der Ohrenphilologie; 135
4. 1; 1. Sprachwissenschaft und Sprecherziehung; 135
4. 2; 2 . Russischer Formalismus und Cercle linguistique de Prague; 140
4. 3; 3. Theorie der Vielstimmigkeit erzählender Texte (Michail Bachtin); 144
5; IV. AUSDRUCKSPSYCHOLOGIE UND SPRACHWISSENSCHAFT: Karl Bühler über den Ausdruck in Stimme und Sprache; 152
5. 1; 1. Darstellung, Ausdruck und Appell das Organon-Modell; 152
5. 2; 2. Resonanz und Indizien Bühlers physiognomisches Radio-Experiment; 163
5. 3; 3. Bühlers Dialog mit der Phonologie (N. S. Trubetzkoy); 171
5. 4; 4. Ansätze zu einer Lautstilistik; 181
5. 5; 5. Ludwig Wittgenstein über Tonfälle und Ausdrucksspiele; 183
6; V. Expressive Lautsymbolik; 188
6. 1; 1. Nostalgie nach sprachlicher Unmittelbarkeit Karl Bühlers Analyse der Lautmalerei; 188
6. 2; 2 . Heinz Werners Physiognomik der Sprache; 194
6. 3; 3 . Ernst Jüngers Lob der Vokale ; 203
7; VI. Sprechkünste im 20. Jahrhundert; 222
7. 1; 1. Der Wandel vokaler Vortragsformen soziale und historische Voraussetzungen; 222
7. 2; 2. Die Sprechkunstbewegung um 1800; 232
7. 3; 3. Der "Sprechsänger mit dem Stimmreiz" Josef Kainz; 260
7. 4; 4 . Sprechmelodien und absolute Schauspielkunst im Sturm -Kreis (Rudolf Blümner, Kurt Schwitters); 272
7. 5; 5. Dadaistische Lautpoesie Hugo Ball; 290
7. 6; 6. Sprechmelodien im Melodrama Arnold Schönbergs Zusammenarbeit mit Albertine Zehme in Pierrot Lunaire ; 308
7. 7; 7. Akustische Masken Elias Canetti; 327
7. 8; 8. Gesang und Sprache bei Mensch und Tier: Charles Darwin und Franz Kafka; 345
8; VII. Tonfilm und Radio in der Weimarer Republik; 355
8. 1; 1. Vom Stumm- zum Tonfilm (Béla Balázs, Fritz Lang); 355
8. 2; 2 . Die Stimme am Mikrophon Theorien der Radiokunst; 372
9; VIII. PSYCHOANALYSE: Die Triebtheorie der Stimme; 391
9. 1; 1. Hören mit dem Dritten Ohr (Freud und seine Schüler); 391
9. 2; 2. Die Psychoanalyse als Linguistik der Rede (Freud, de Saussure, Lacan); 400
9. 3; 3. Die Stimme der Psychose; 410
9. 4; 4 . Der Anrufungstrieb; 417
9. 5; 5. Die Ethik der Rede und die Sprechkunst des Psychoanalytikers; 430
10; IX. Die Wiederkehr der Physiognomik der Stimme Roland Barthes über das Korn der Stimme; 436
11; X. Nachwort; 454
11. 1; 1. Ausdruckswahrnehmung; 456
11. 2; 2 . Medien; 460
11. 3; 3. Literatur für Stimme und Ohr; 465
11. 4; 4 . Text als Partitur; 471
12; Anhang; 474
12. 1; Dank; 476
12. 2; Literaturverzeichnis; 478
12. 3; Abbildungen; 506
12. 4; Namenregister; 508