Guardinis "Geistliche Übungen" folgen einem klaren Aufbau: Die Meditationen am Morgen führen in praktische Übungen ein, die die Voraussetzungen schaffen, um sich für Gottes Gegenwart zu öffnen: das Schweigen und Zur-Ruhe-Kommen, die Rücksichtnahme aufeinander. Dazu fügen sich die Meditationen am Abend, die von der leiblichen Seite handeln, die dieses innere Bereitwerden unterstützt: gemeinsames Singen und Sprechen, Atemübungen und Gymnastik. Die geschichtliche Gotteserfahrung, wie sie die Heilige Schrift bezeugt, ist Gegenstand der Ansprachen während der Eucharistiefeier. Nichts wird hier verkürzt: Die Erfahrung Gottes als die grenzenlose Liebe kommt gerade zum Leuchten vor dem Hintergrund der alttestamentlichen Zeugnisse vom Geheimnisvollen und Furchtbaren. Die Nachmittagsvorträge schließlich sind den Orten der Gottesbegegnung in der Schrift, im Gewissen, im aktiven Leben von Christinnen und Christen gewidmet. Die Übungen sollen die Bereitschaft wecken, sich der Quelle zu öffnen, aus der wir Leben schöpfen.