Charmant, schrullige Familie zeigt, dass Normalität nicht das ultimative Ziel ist. Witzig, trotz ein paar Kritikpunkten. 3,5 Sterne.
Wer zieht da mitten in der Nacht im Nebel ins Nachbarhaus ein? Hat Ottilie das alles geträumt? Aber am nächsten Morgen bewohnen wirklich etwas merkwürdige Nachbarn die Sackgasse 13 und den Willkommens-Gugelhupf, den Ottilies Vater gebacken hat und den die schüchterne Ottilie vorbeibringt, den kennen die drei Stimmen hinter. dem Briefschlitz auch nicht.In 1. Band der "Willkommen bei den Grauses"-Reihe dreht sich viel um die Frage des Untertitels: "Wer ist schon normal?". Mit vielen witzigen Einfällen und Sprachspielen zeigt Sabine Bohlmann die Bedeutung von Toleranz und Akzeptanz. Die Schrulligkeit der Grauses liegt darin begründet, dass sie "andersartige Wesen sind", über die Menschen nur aus einer Schule unter Gleichen wissen, und nun als letzten Schritt der Integration versuchen müssen, unter Menschen nicht aufzufallen. Bei zu vielen Minuspunkten wird das Experiment als gescheitert betrachtet.Beim Lesen habe ich viel gelacht. Wir sind nicht nur an Ottilies Seite, sondern erleben auch die Sicht der Grauses auf die ungewöhnliche Menschenwelt. Besonders Opa Schrat versteht die Menschenwelt überhaupt nicht, der Grumpel entwickelt aber bislang unbekannte Gefühle für die motzige Nachbarin. Es geht um Freundschaft und Familie, denn die Grauses sind ein wild zusammengewürfelter Haufen.Zwar wird gerade am Ende hinreichend gebrochen, dass eine "Normalität" nicht das ultimative Ziel sein kann - sie schwebt aber dennoch als Ideal über der Geschichte. Wie auch die drohende Abschiebung in ein beängstigendes Nirgendwo, falls zu viele Minuspunkte gesammelt werden. Die ist als Konstrukt leider zu real - ich mag ja so ernste Bezüge, hier wirkt mit gerade diese beängstigende Unbestimmtheit mit den albernen Elementen für mich unausgewogen. Darum ziehe ich einen Punkt ab, auch, weil einmal das Konzept von "reinr*ssigen Andersartigen" erwähnt wird. Das ist unglücklich funktioniert, weil man auch in Fantasy das Konzept von "R*sse" nicht braucht, erst recht, wenn es ein biologistisches ist.Eine charmant, schrullige Familie zeigt, dass Normalität nicht das ultimative Ziel ist. Witzig, auch, wenn ich ein paar Kritikpunkte habe. 3,5 von 5 Sterne.