Manchmal stolpert man über Bücher, die mehr mit einem machen als man gedacht hätte genau das ist mir hier passiert. Eigentlich wollte ich nur ein paar Seiten reinschnuppern, und plötzlich saß ich da, mitten in einer emotionalen Achterbahnfahrt, die ich so nicht auf dem Schirm hatte. Sarah Marie schreibt, als würde sie direkt durch die Schädeldecke spazieren, sich in den Gedanken einnisten und dann noch mit einem charmanten Augenzwinkern den Spiegel vorhalten.
Das Ganze fühlt sich an wie ein poetischer Abend mit einem guten Freund, der ein bisschen zu viel Wein intus hat und plötzlich völlig ehrlich wird schonungslos, aber gleichzeitig schön. Nähe, Distanz, Liebe, Freundschaft, Missverständnisse das sind keine abstrakten Schlagworte mehr, sondern kleine Szenen, die man wiedererkennt. Ich habe mich an der einen oder anderen Stelle verdächtig ertappt gefühlt.
Und trotzdem ist es kein schweres, trübes Lyrikbuch, das man nur mit Kerzenlicht und Weltuntergangsstimmung erträgt. Im Gegenteil: Die Texte sind leichtfüßig, mit einer Sprachmelodie, die fast Musik im Kopf erzeugt. Mal schmunzelt man, mal kratzt es kurz im Herzen, dann wieder nickt man zustimmend wie ein Philosoph mit Kaffeeüberschuss.
Was mich am meisten überrascht hat: Diese Gedichte sind verdammt nahbar. Nicht verkopft, nicht abgehoben, sondern mitten aus dem echten Leben. Sie bringen dich dazu, an deine Freunde, deine Beziehungen und sogar an diesen einen Fremden an der Bushaltestelle zu denken, der dir nie wieder aus dem Kopf ging.
Kurz gesagt: Dieses Buch ist kein mal gucken, ob es was ist, sondern eher ein Mist, warum habe ich es nicht schon viel früher gelesen?. Zwischenmenschliches ist wie ein kleines Herz, das man sich ins Bücherregal stellt und das ständig weiterklopft.