Der Protagonist Simon ist Geiger von Beruf und erlebt während eines Konzertes schmerzhaft, das zwei seiner Finger ihren Dienst versagen. Seine Freundin Mai bietet ihm das Haus auf einer einsamen Insel als Ort an, an dem sich Simon sammeln und herausfinden kann, wie sein Leben in Zukunft aussehen soll. Der Roman ist wunderbar geschrieben und punktet vor allem bei Musik-Kennern und Hobby-Ornithologen. Die einheimische Insel-Vogelwelt wird sehr detailliert und sachkundig beschrieben, so wie auch die Natur insgesamt, die so vor den Augen des Lesers lebendig wird. So wird das scheinbar banale und eintönige Leben auf der Insel für Simon gut nachvollziehbar, was wichtig ist, weil die Ankunft auf der Insel Simon ja auch tatsächlich in eine für ihn völlig neue Realität bringt. Auf die Frage der Identität liefert das Buch für den Protagonisten aber leider keine zufriedenstellende Antwort, um nicht zu sagen: gar keine Antwort. Das ist schade, allerdings ist das offene Ende eine legitime Art, die Geschichte zu Ende zu führen und vielleicht auch gar nicht so unrealistisch. An verschiedenen Stellen wird zudem der Ukraine-Krieg thematisiert, wogegen grundsätzlich nichts spricht. Die wenigen Passagen, in denen das geschieht hängen jedoch in der Luft, denn das Buch ist kein politischer Roman und will es offenkundig auch nicht sein, was die Frage aufwirft, warum der Ukraine-Krieg so behandelt wird.