Die gegenwärtig weit verbreitete Verwendung des Emergenzbegriffs darf nicht als eine 'wissenschaftliche Erklärung' der Wirklichkeit verstanden werden, sondern stellt eine naturalistische Interpretation der Wirklichkeit dar.
Das "radikal Neue"
Die philosophische Tradition des evolutionären Emergentismus stellt innerhalb des naturalistischen Paradigmas gegenwärtig die favorisierte Theorieoption dar, unableitbar Neues in der Naturgeschichte zu denken. Diese sind insbesondere in den Phänomenen des "Lebens" und des "Geistes" zu erblicken. Steffen Schmid plädiert vor diesem Hintergrund jedoch dafür, dass der Verweis auf den Emergenzbegriff keine wissenschaftliche Erklärung für die mit ihm bezeichneten Sachverhalte darstellen kann. Vielmehr muss das "radikal Neue" als eine explanatorische Anomalie betrachtet werden, deren angemessene Interpretation im Bereich symbolischer Wirklichkeitsdeutung zu verorten ist. Die schöpfungstheologische Rezeption des Emergenzbegriffs insbesondere der Entwürfe von Wolfhart Pannenberg, Jürgen Moltmann und Eilert Herms lässt daher sowohl die konstruktiven Möglichkeiten als auch die systematischen Grenzen von dessen Integration in theologische Argumentationen deutlich erkennen.