Götter, Monster, Nymphen  und mittendrin ein Typ, der einfach nur nach Hause will. Klingt banal? Nicht, wenn Stephen Fry die Geschichte erzählt. Der Mann hats einfach drauf, aus uralten Sagen wieder pures Kopfkino zu machen. Seine Version der Odyssee ist keine staubige Schulbuchlektüre, sondern ein mitreißendes, witziges und ziemlich respektloses Abenteuer, das Homer wahrscheinlich selbst gefallen hätte  zumindest an seinen guten Tagen.
Odysseus irrt hier nicht nur über die Meere, sondern stolpert auch durch die Untiefen menschlicher Eitelkeit, göttlicher Willkür und richtig schlechter Entscheidungen. Fry versteht es, diesen epischen Stoff so lebendig zu machen, dass man sich fast wünscht, mit an Bord zu sein  solange man nicht der Typ ist, den die Sirenen anlächeln. Der Humor ist britisch-trocken, die Dialoge sprühen vor Wortwitz, und trotz all der mythologischen Schwere bleibt das Ganze erstaunlich leichtfüßig.
Was mich besonders fasziniert: Fry schreibt, als würde er selbst irgendwo an Deck stehen, mit einem Glas Wein in der Hand, kommentierend, fluchend und lachend zugleich. Diese Kombination aus Respekt vor der Vorlage und kompletter Frechheit im Ton macht das Buch zu etwas Einzigartigem.
Am Ende fühlt sich Odyssee an wie ein großartiges Finale einer Serie, die man eigentlich nicht enden lassen will. Man klappt das Buch zu und denkt sich: Verdammt, warum hat Zeus keine Fortsetzung bestellt? Wer sich von Göttern, Helden und Frys genialem Erzählstil verführen lassen will  bitte sehr. Aber Achtung: Danach wirken viele moderne Helden nur noch wie blasse Kopien mit GPS.
Fazit: Episch, witzig, klug  und ganz sicher kein antiker Staubfänger.