Die Polizei zieht Privatermittlerin Holly Gibney zurate. Ein anonymes Schreiben hat eine Mordserie angekündigt. Das erste Opfer ist eine unbescholtene Frau, in der Hand hält sie einen Zettel. Der Name darauf verweist auf eine Geschworene, die an der Verurteilung eines Unschuldigen beteiligt war, der im Gefängnis erstochen wurde. Der verrückte Täter tötet als "Sühneakt" wahllos Ersatzopfer anstelle der Geschworenen? "Die Schuldigen am Tod des Unschuldigen sollen leiden", hieß es. Das Morden geht weiter. Während Holly fiebrig das Puzzle zusammensetzt, hat sie auch alle Hände voll damit zu tun, Anschläge auf eine Feministin abzuwehren, der sie als Personenschützerin dient. Wie zielgerichtet strebt alles auf eine einzige große Katastrophe zu.Als langjähriger Fan von Stephen King - ich habe tatsächlich alle seine auf Deutsch erschienenen Bücher gelesen - war für mich klar, dass auch Kein Zurück nicht fehlen darf. Ich mag Holly Gibney. Die vertrauten Nebenfiguren wie Jerome Robinson, der an seinem zweiten Roman schreibt, und seine Schwester Barbara, die trotz Literaturpreis mit ihren Gedichten nicht an den Erfolg ihres Bruders heranreicht, sorgen für das typische King-Gefühl: Figuren, die einem über mehrere Bücher hinweg ans Herz wachsen.Der Kriminalfall, in den Holly dieses Mal hineingezogen wird, ist düster und vielschichtig. Detective Izzy Jaynes erzählt ihr von einem Schreiben, das eine Mordserie ankündigt - die Opfer sollen für einen Justizirrtum büßen, an dem sie eigentlich keine Schuld tragen."Die Schuldigen am Tod des Unschuldigen sollen leiden."Die Spur führt zu Cary Tolliver, der im Sterben liegt und ein folgenschweres Geständnis ablegt: Er hat seinem Kollegen Alan Duffrey gefälschte Beweise für Kinderpornografie untergeschoben, um an dessen Job zu kommen. Trotz dieses Geständnisses unternimmt die Justiz nichts, und Duffrey wird im Gefängnis ermordet.Izzy bittet Holly, sich nicht einzumischen - aber wir kennen sie besser.Holly hat zudem einen offiziellen Fall: Sie soll herausfinden, wer Anschläge auf Kate McKay verübt. Nach einem missglückten Attentat arbeitet sie als deren Personenschützerin. McKay kämpft als Feministin für das Recht auf Selbstbestimmung von Frauen und ist ins Visier eines fanatischen Abtreibungsgegners geraten, der einer radikalen Kirche angehört.King nimmt sich viel Zeit, seine Figuren und die gesellschaftlichen Hintergründe zu entfalten. Das sorgt für Tiefe - aber ich muss ehrlich sagen: Diesmal war mein Durchhaltevermögen gefragt. Die Handlung entwickelt sich langsam, und erst im letzten Drittel, als das große Footballspiel als Kulisse für den Showdown dient, kam für mich die gewohnte Spannung auf.Trotz meiner Kritik an der Langatmigkeit: Ich mag Kings Art, Charaktere zu zeichnen und aktuelle, manchmal brisante Themen in einen Krimi zu verweben, immer noch sehr. Seine Haltung, gegen die aktuellen politischen und religiösen Strömungen ist nicht zu überlesen. Kein Zurück ist kein Pageturner im klassischen Sinn, aber ein recht solider Roman - allerdings reicht er nicht an seine früheren Meisterwerke heran. Das kann er besser, und das weiß er auch, wie er in seinem Nachwort erwähnt.