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Produktbild: Der Junge im Taxi | Sylvain Prudhomme
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Der Junge im Taxi

Roman

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»Mit diesem großartigen, schmerzlich schönen und sehr persönlichen Roman erweist sich Sylvain Prudhomme als eine der großen Stimmen unserer Zeit. « Livres Hebdo



Simon glaubt, seine Familie zu kennen, bis er vom verleugneten Sohn seines Großvaters erfährt - wie so viele andere Kinder während der Besatzungszeit in Deutschland gezeugt und nach Abzug der Soldaten vom Vater zurückgelassen. Simon folgt den Spuren der Vergangenheit von Südfrankreich bis an den Bodensee, um das Schweigen seiner Familie zu brechen.

Wer ist dieser M. , über den die Familie nicht reden will? Auf der Beerdigung seines Großvaters erfährt Simon von dessen verleugnetem Sohn. Am Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland gezeugt und zurückgelassen, ist M. nicht mehr als eine Leerstelle, eine vage Erinnerung.

Simon, selbst mit dem Ende seiner Beziehung konfrontiert, lässt der Gedanke an diesen deutschen Jungen nicht los. Was für ein Leben hat er gelebt, war er einsam, verlassen, frei? Ist er es noch? Die Suche treibt Simon von Südfrankreich an den Bodensee, wo sich vergessene Spuren mit den seinen kreuzen und ein neues Bild ergeben.

Hunderttausende Kinder von Besatzungssoldaten haben ihre Väter nie kennengelernt. In einem ebenso persönlichen wie poetischen Roman spürt Sylvain Prudhomme den Echos der Vergangenheit nach.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
10. Juli 2025
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
182
Autor/Autorin
Sylvain Prudhomme
Übersetzung
Claudia Kalscheuer
Verlag/Hersteller
Originalsprache
französisch
Produktart
gebunden
Gewicht
302 g
Größe (L/B/H)
208/127/26 mm
ISBN
9783293006324

Portrait

Sylvain Prudhomme

Sylvain Prudhomme, geboren 1979, ist Schriftsteller und Übersetzer. Seine Kindheit verbrachte er in Kamerun, Burundi, Mauritius und im Niger. In Paris studierte er Literaturwissenschaften und arbeitete danach mehrere Jahre in Afrika. Er ist Autor von mehreren Romanen und Mitbegründer der Zeitschrift Geste. Er wurde u. a. mit dem Prix Femina, dem Prix littéraire Georges Brassens, dem Prix littéraire de la Porte Dorée, dem Prix François Billetdoux und dem Prix Révélation de la Société des Gens de Lettres ausgezeichnet.

Pressestimmen

»Sylvain Prudhomme erzählt diese berührende Geschichte um ein jahrzehntelang gehütetes Familiengeheimnis in langen, gewundenen Sätzen und poetischen Bildern. Der Junge im Taxi ist ein sanfter, ein schwindelerregender und zum Ende hin auch versöhnlicher Roman, der weit über die Geschichte einer einzelnen Familie hinausreicht. « Sarah Elsing, Deutschlandfunk Kultur

»Schweigen bildet den Glutkern dieses eindrucksvollen Buches, wobei Simon über die Schweigenden seiner Familie nicht urteilt. Vielmehr zeichnet er die Beweggründe jener nach, die reden. « Lena Bopp, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Der Junge im Taxi, ein melancholischer deutsch-französischer Roman, ist ein eindrucksvolles Plädoyer wider die Geschichtsvergessenheit. Sylvain Prudhomme wartet mit tastenden, brillanten Dialogen auf, besticht durch subtile Gefühlsbeschreibungen und kommt ohne aufgesetzte Pseudo-Dramatik aus. Die vielen, atmosphärisch dichten Schachtelsätze hat Claudia Kalscheuer rhythmisch präzise ins Deutsche übersetzt. « Christoph Vormweg, Deutschlandfunk

»Es ist ein berührender Text, einer aus dem menschlichen Mikrokosmos. Das liebevolle Gemälde einer Großfamilie und ihrer Beziehungen zueinander. Prudhomme pflegt eine schlichte, klare Sprache, die Bilder im Kopf entstehen lässt und alle Sinne anspricht. So gleichmäßig und ruhig Prudhomme erzählt, schlägt die Geschichte immer wieder unerwartete Haken und bleibt spannend bis zum Schluss. Er zeigt die Verletzungen, die in Kinderseelen unmittelbar nach dem Krieg entstanden sind und erhebt für jene die Stimme, die damals vaterlos und mit einem Makel behaftet aufwachsen mussten. « Stefan May, ORF

»Sylvain Prudhomme schreibt eine Prosa, in der man versinken möchte. Sein Roman ist eine Suche, ein Einspruch, eine Wiedergutmachung, um ein kunstvoll inszeniertes Vergessen zu durchbrechen und einen verleugneten Verwandten in die Familie aufzunehmen. « Le Monde

»Selten wurde mit so viel Feinfühligkeit von Schuld, Wiedergutmachung und dem schmerzlichen Nachwirken der Vergangenheit erzählt. Eine Entdeckung. « Münchner Merkur

»Sylvain Prudhomme alias Simon will keine Rechnungen aufmachen. Er urteilt nicht, er schreibt mit Empathie, voller Spannung in einer äußerst musikalischen Sprache. « Barbara von Machui, Rhein-Neckar-Zeitung

»Ein Roman gegen Geschichtsvergessenheit. « Focus

»Sylvain Prudhomme ist einer der besten Schriftsteller seiner Generation. Mit Freude lässt man sich von der klangvollen Stimme des Autors davontragen. « Astrid De Larminat, Le Figaro

»Eine wunderschöne Geschichte, in der Sylvain Prudhomme mit Fingerspitzengefühl die Liebe und ihre Geheimnisse auslotet. In zarter, feinfühliger Sprache und klingenden Sätzen lässt er nuancierte Stimmungen aufleuchten. « Valérie Marin La Meslée, Le Point

Besprechung vom 20.08.2025

Wenn es um Onkel M. geht, schweigen plötzlich alle
Spionagespiel am Bodensee: Sylvain Prudhommes autofiktionaler Roman "Der Junge im Taxi"

Auf dem Cover wird das neue Buch von Sylvain Prudhomme als Roman bezeichnet, aber dass die Geschichte, die "Der Junge im Taxi" erzählt, zumindest autofiktional, wenn nicht autobiographisch ist, ahnt man sofort. Zu viele Parallelen gibt es zwischen dem Autor und seinem Ich-Erzähler Simon, der sich gleich auf den ersten Seiten an ein anderes Buch erinnert, das sein Schöpfer Prudhomme vor mehr als zehn Jahren schrieb: In "Là, avait dit Bahi" (Gallimard), das nur auf Französisch vorliegt, wandelte ein ebenfalls an Prudhomme erinnernder Ich-Erzähler in Algerien auf den Spuren eines Großvaters, der dieses Land vor dessen Unabhängigkeit seine Heimat nannte.

Dieser Großvater, damals wie heute wird er nur bei seinem Familiennamen Malusci genannt, taucht nun wieder auf. Als "Der Junge im Taxi" beginnt, ist der greise Malusci gerade gestorben, die Familie versammelt sich zu seiner Beerdigung und erinnert sich - auch an Dinge, über die lange geschwiegen wurde. Ein Verwandter flüstert Simon beim Totenschmaus zu, Malusci habe neben seinen vier anerkannten Kindern noch einen weiteren Sohn, gezeugt mit einer deutschen, am Bodensee lebenden Frau während der Besatzungszeit. Dieser Sohn wird fortan zum Fixpunkt der Geschichte, die chronologisch erzählt, wie Simon sich ihm nähert - zunächst aus der sicheren Entfernung seines Schreibtischs, wo er auf Google Streetview ein schlichtes Haus am Rand eines Dorfes nahe des Sees als das seines Onkels identifiziert haben will. Später nimmt er seine beiden Kinder mit auf einen Roadtrip nach Deutschland, wo sie gemeinsam die Annäherung an den stets nur "M." genannten Sohn als Spionagespiel inszenieren.

Wirklich weiter kommt Simon erst mithilfe von Louis, seinem über achtzig Jahre alten Großonkel, der anders als die meisten anderen Mitglieder der Familie bereit ist, über M. zu sprechen. Simons Mutter erstickt die aufkommende Erinnerung an die Existenz ihres Halbbruders im Keim. Großmutter Imma, Maluscis Ehefrau und patronne de la famille, droht dem behutsam sich nähernden Erzähler gar, ihn zu verstoßen, sollte er weiter in die familiären Untiefen dringen.

Dieses Schweigen bildet den Glutkern des Buches, wobei Simon, dessen emotionale Erzählweise sich formal in rauschhaften Passagen ohne Interpunktion und in elliptischem Stil übersetzt, über die Schweigenden seiner Familie nicht urteilt. Vielmehr zeichnet er mit psychologisch geschultem Blick die Beweggründe jener nach, die reden, und entwirft auf diese Weise etwa das Porträt eines Großonkels, der, obwohl er im familiären Gefüge eine Nebenrolle einnimmt, zu einer der interessantesten Figuren des Buches avanciert.

Ähnliches lässt sich von Franz sagen, dem angeheirateten deutschen Onkel von Simon, "ein echter Deutscher aus Deutschland mit allem, was das an Exotischem hatte in unserer Familie". Will sagen: ein "glatt rasierter Biertrinker" aus Bayern, "Angestellter der berühmtesten Autofirma jenseits des Rheins", ein "Inbegriff der germanischen Tugenden", zu denen zählen: Gutmütigkeit, Leutseligkeit, sympathische Tölpelhaftigkeit. Über so viele Klischees in einem Buch, das in Frankreich immerhin im Jahr 2023 erschien, mag man nur deswegen hinwegsehen, weil sich der Blick des Erzählers auf diesen Franz im Laufe der Geschichte verändert. Denn Franz ist es, der die Brücke zwischen dem französischen und dem verlorenen deutschen Teil der Familie schlägt, der weiß, dass es sehr viele Kinder wie M. gab, die als vaterlose Bastarde in der Nachkriegszeit unter Bedingungen aufwuchsen, für die man sich an der französischen Mittelmeerküste jedenfalls bis in die Gegenwart dieser Erzählung hinein nicht interessierte.

Dass sich der Erzähler Simon diesem Franz plötzlich näher fühlt als all die Jahre zuvor, hat zwar auch damit zu tun, dass er selbst, Simon, gerade frisch von seiner Partnerin getrennt ist und eine neue Art von Einsamkeit, von Außenseitertum erlebt. Passagen über diese Trennung und ihre Folgen tauchen in der Geschichte immer wieder auf, verleihen ihr eine zusätzliche Melancholie und der Entwicklung Simons eine tiefere Glaubwürdigkeit. Aber die Trauer, auf deren Spuren der Schriftsteller Sylvain Prudhomme seinen Erzähler ansetzt, ist weitaus älter als das Ende von dessen Beziehung. Sie reicht zurück in eine Zeit, die dem Vergessen anheimzufallen droht und die Prudhomme mit seinem eindrucksvollen Buch zurück in die Gegenwart führt. LENA BOPP

Sylvain Prudhomme: "Der Junge im Taxi". Roman.

Aus dem Französischen von Claudia Kalscheuer. Unionsverlag, Zürich 2025. 182 S., geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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Von Linda Nicklisch am 27.08.2025

Prosa mit Spannung

'Ich betrachtete die Gesichter im vergänglichen Wirbel des Festes, im dringlichen Sog des Aperitifs, der genossen werden musste ... .' (Seite 170) Der Großvater stirbt und Simon der Protagonist erfährt, dass es einen verleugneten Onkel gibt. Onkel M. ist ein Besatzungskind. Während seiner Zeit als Soldat am Bodensee, zeugte Simons Großvater ein Kind mit einer Deutschen. Allein 10.000 Besatzungskinder mit französischen Vätern wurden in der Nachkriegszeit registriert. Insgesamt geht die Zahl in die Hunderttausend. Vielen von ihnen mussten mit Stigmatisierung und Ausgrenzung leben. Das ein Teil der Identität fehlte wurde nicht berücksichtigt. Bücher über Besatzungskinder gibt es inzwischen häufiger. Hier wird die andere Seite beleuchtet. Während des ganzen Buches ging mir dieser Gedanke nicht aus dem Kopf. Wie muss es sich anfühlen, wenn man so etwas in seiner Familie erfährt? Von den Menschen, denen man am Meisten vertraut. Denen man ein behütetes und privilegiertes Leben zu verdanken hat. Wenn man sich über Herkunft nie Gedanken machen muss. Ich kann gut verstehen, dass Simon nicht ruhen kann, eher er mehr erfahren hat. Aber ein Teil der Familie, allen voran die Großmutter blenden das Thema aus, mehr noch, in der Vergangenheit sollte man nicht graben. Hilfe bekommt Simon vom angeheirateten Onkel Franz. Und so beobachten wir Simon von außen, wie er doch in der Vergangenheit gräbt und sich vieles selbst zusammen reinen muss. Der Gedanke, um diesen verleugnet Sohn lässt ihn nicht los und als Leserin dachte ich selbst oft, wann lernen wir Onkel M. kennen. Die Suche nach dem geheimnisvollen Onkel ist gleichzeitig eine Suche nach der eigenen Geschichte, dem Heimatbegriff und der Frage, was Herkunft eigentlich bedeutet. Wie schnell können Lebenswege sich ändern und vollkommen unterschiedlich verlaufen. Sylvain Prudhomme schreibt ruhig und philosophisch. Vieles spielt sich in seinen eigenen Gedanken ab. Konversationen werden nicht durch Anführungszeichen unterbrochen. Alles fließt ineinander über. Das passt so wunderbar zum Thema, denn alles hängt zusammen und ist, wenn auch auf unsichtbare Weise, miteinander verwoben. Trotz des ruhigen, essayartigen Stils, findet sich ein leichter Spannungsbogen. Ob Simons Suche erfolgreich ist, müsst ihr aber selbst lesen. Und wieder einmal muss ich es einfach sage: Wie schön ist die französische Sprache? Ich mag den Bodensee, aber Urlaub am Lac de Constance klingt doch gleich viel mondäner.
LovelyBooks-BewertungVon Linda_Nicklisch am 27.08.2025
So interessantes Thema, etwas zäh umgesetzt 'Ich betrachtete die Gesichter im vergänglichen Wirbel des Festes, im dringlichen Sog des Aperitifs, der genossen werden musste ... .' (Seite 170)Der Großvater stirbt und Simon der Protagonist erfährt, dass es einen verleugneten Onkel gibt. Onkel M. ist ein Besatzungskind. Während seiner Zeit als Soldat am Bodensee, zeugte Simons Großvater ein Kind mit einer Deutschen. Allein 10.000 Besatzungskinder mit französischen Vätern wurden in der Nachkriegszeit registriert. Insgesamt geht die Zahl in die Hunderttausend. Vielen von ihnen mussten mit Stigmatisierung und Ausgrenzung leben. Das ein Teil der Identität fehlte wurde nicht berücksichtigt. Bücher über Besatzungskinder gibt es inzwischen häufiger. Hier wird die andere Seite beleuchtet.Während des ganzen Buches ging mir dieser Gedanke nicht aus dem Kopf. Wie muss es sich anfühlen, wenn man so etwas in seiner Familie erfährt? Von den Menschen, denen man am Meisten vertraut. Denen man ein behütetes und privilegiertes Leben zu verdanken hat. Wenn man sich über Herkunft nie Gedanken machen muss.Ich kann gut verstehen, dass Simon nicht ruhen kann, eher er mehr erfahren hat. Aber ein Teil der Familie, allen voran die Großmutter blenden das Thema aus, mehr noch, in der Vergangenheit sollte man nicht graben.Hilfe bekommt Simon vom angeheirateten  Onkel Franz. Und so beobachten wir Simon von außen, wie er doch in der Vergangenheit gräbt und sich vieles selbst zusammen reinen muss. Der Gedanke, um diesen verleugnet Sohn lässt ihn nicht los und als Leserin dachte ich selbst oft, wann lernen wir Onkel M. kennen. Die Suche nach dem geheimnisvollen Onkel ist gleichzeitig eine Suche nach der eigenen Geschichte, dem Heimatbegriff und der Frage, was Herkunft eigentlich bedeutet. Wie schnell können Lebenswege sich ändern und vollkommen unterschiedlich verlaufen.Sylvain Prudhomme schreibt ruhig und philosophisch. Vieles spielt sich in seinen eigenen Gedanken ab. Konversationen werden nicht durch Anführungszeichen unterbrochen. Alles fließt ineinander über. Das passt so wunderbar zum Thema, denn alles hängt zusammen und ist, wenn auch auf unsichtbare Weise, miteinander verwoben. Trotz des ruhigen, essayartigen Stils, findet sich ein leichter Spannungsbogen. Ob Simons Suche erfolgreich ist, müsst ihr aber selbst lesen.Und wieder einmal muss ich es einfach sage: Wie schön ist die französische Sprache? Ich mag den Bodensee, aber Urlaub am Lac de Constance klingt doch gleich viel mondäner.
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