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Produktbild: Der Junge im Taxi | Sylvain Prudhomme
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Der Junge im Taxi

Roman

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eBook epub
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Simon glaubt, seine Familie zu kennen, bis er vom verleugneten Sohn seines Großvaters erfährt wie so viele andere Kinder während der Besatzungszeit in Deutschland gezeugt und nach Abzug der Soldaten vom Vater zurückgelassen. Simon folgt den Spuren der Vergangenheit von Südfrankreich bis an den Bodensee, um das Schweigen seiner Familie zu brechen.
Wer ist dieser M. , über den die Familie nicht reden will? Auf der Beerdigung seines Großvaters erfährt Simon von dessen verleugnetem Sohn. Am Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland gezeugt und zurückgelassen, ist M. nicht mehr als eine Leerstelle, eine vage Erinnerung.

Simon, selbst mit dem Ende seiner Beziehung konfrontiert, lässt der Gedanke an diesen deutschen Jungen nicht los. Was für ein Leben hat er gelebt, war er einsam, verlassen, frei? Ist er es noch? Die Suche treibt Simon von Südfrankreich an den Bodensee, wo sich vergessene Spuren mit den seinen kreuzen und ein neues Bild ergeben.

Hunderttausende Kinder von Besatzungssoldaten haben ihre Väter nie kennengelernt. In einem ebenso persönlichen wie poetischen Roman spürt Sylvain Prudhomme den Echos der Vergangenheit nach.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
10. Juli 2025
Sprache
deutsch
Dateigröße
2,66 MB
Autor/Autorin
Sylvain Prudhomme
Übersetzung
Claudia Kalscheuer
Verlag/Hersteller
Originalsprache
französisch
Kopierschutz
mit Wasserzeichen versehen
Family Sharing
Ja
Produktart
EBOOK
Dateiformat
EPUB
ISBN
9783293311916

Portrait

Sylvain Prudhomme

Sylvain Prudhomme, geboren 1979, ist Schriftsteller und Übersetzer. Seine Kindheit verbrachte er in Kamerun, Burundi, Mauritius und im Niger. In Paris studierte er Literaturwissenschaften und arbeitete danach mehrere Jahre in Afrika. Er ist Autor von mehreren Romanen und Mitbegründer der Zeitschrift Geste. Er wurde u. a. mit dem Prix Femina, dem Prix littéraire Georges Brassens, dem Prix littéraire de la Porte Dorée, dem Prix François Billetdoux und dem Prix Révélation de la Société des Gens de Lettres ausgezeichnet.

Pressestimmen

»Sylvain Prudhomme schreibt eine Prosa, in der man versinken möchte. Sein Roman ist eine Suche, ein Einspruch, eine Wiedergutmachung, um ein kunstvoll inszeniertes Vergessen zu durchbrechen und einen verleugneten Verwandten in die Familie aufzunehmen. « Le Monde

»Sylvain Prudhomme ist einer der besten Schriftsteller seiner Generation. Mit Freude lässt man sich von der klangvollen Stimme des Autors davontragen. « Astrid De Larminat, Le Figaro

»Eine wunderschöne Geschichte, in der Sylvain Prudhomme mit Fingerspitzengefühl die Liebe und ihre Geheimnisse auslotet. In zarter, feinfühliger Sprache und klingenden Sätzen lässt er nuancierte Stimmungen aufleuchten. « Valérie Marin La Meslée, Le Point

»Sylvain Prudhomme erzählt diese berührende Geschichte um ein jahrzehntelang gehütetes Familiengeheimnis in langen, gewundenen Sätzen und poetischen Bildern. Der Junge im Taxi ist ein sanfter, ein schwindelerregender und zum Ende hin auch versöhnlicher Roman, der weit über die Geschichte einer einzelnen Familie hinausreicht. « Sarah Elsing, Deutschlandfunk Kultur

»Der Junge im Taxi, ein melancholischer deutsch-französischer Roman, ist ein eindrucksvolles Plädoyer wider die Geschichtsvergessenheit. Sylvain Prudhomme wartet mit tastenden, brillanten Dialogen auf, besticht durch subtile Gefühlsbeschreibungen und kommt ohne aufgesetzte Pseudo-Dramatik aus. Die vielen, atmosphärisch dichten Schachtelsätze hat Claudia Kalscheuer rhythmisch präzise ins Deutsche übersetzt. « Christoph Vormweg, Deutschlandfunk

»Selten wurde mit so viel Feinfühligkeit von Schuld, Wiedergutmachung und dem schmerzlichen Nachwirken der Vergangenheit erzählt. Eine Entdeckung. « Münchner Merkur

»Ein Roman gegen Geschichtsvergessenheit. « Focus

»Schweigen bildet den Glutkern dieses eindrucksvollen Buches, wobei Simon über die Schweigenden seiner Familie nicht urteilt. Vielmehr zeichnet er die Beweggründe jener nach, die reden. « Lena Bopp, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Es ist ein berührender Text, einer aus dem menschlichen Mikrokosmos. Das liebevolle Gemälde einer Großfamilie und ihrer Beziehungen zueinander. Prudhomme pflegt eine schlichte, klare Sprache, die Bilder im Kopf entstehen lässt und alle Sinne anspricht. So gleichmäßig und ruhig Prudhomme erzählt, schlägt die Geschichte immer wieder unerwartete Haken und bleibt spannend bis zum Schluss. Er zeigt die Verletzungen, die in Kinderseelen unmittelbar nach dem Krieg entstanden sind und erhebt für jene die Stimme, die damals vaterlos und mit einem Makel behaftet aufwachsen mussten. « Stefan May, ORF

»Sylvain Prudhomme alias Simon will keine Rechnungen aufmachen. Er urteilt nicht, er schreibt mit Empathie, voller Spannung in einer äußerst musikalischen Sprache. « Barbara von Machui, Rhein-Neckar-Zeitung

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LovelyBooks-BewertungVon Linda_Nicklisch am 27.08.2025
So interessantes Thema, etwas zäh umgesetzt 'Ich betrachtete die Gesichter im vergänglichen Wirbel des Festes, im dringlichen Sog des Aperitifs, der genossen werden musste ... .' (Seite 170)Der Großvater stirbt und Simon der Protagonist erfährt, dass es einen verleugneten Onkel gibt. Onkel M. ist ein Besatzungskind. Während seiner Zeit als Soldat am Bodensee, zeugte Simons Großvater ein Kind mit einer Deutschen. Allein 10.000 Besatzungskinder mit französischen Vätern wurden in der Nachkriegszeit registriert. Insgesamt geht die Zahl in die Hunderttausend. Vielen von ihnen mussten mit Stigmatisierung und Ausgrenzung leben. Das ein Teil der Identität fehlte wurde nicht berücksichtigt. Bücher über Besatzungskinder gibt es inzwischen häufiger. Hier wird die andere Seite beleuchtet.Während des ganzen Buches ging mir dieser Gedanke nicht aus dem Kopf. Wie muss es sich anfühlen, wenn man so etwas in seiner Familie erfährt? Von den Menschen, denen man am Meisten vertraut. Denen man ein behütetes und privilegiertes Leben zu verdanken hat. Wenn man sich über Herkunft nie Gedanken machen muss.Ich kann gut verstehen, dass Simon nicht ruhen kann, eher er mehr erfahren hat. Aber ein Teil der Familie, allen voran die Großmutter blenden das Thema aus, mehr noch, in der Vergangenheit sollte man nicht graben.Hilfe bekommt Simon vom angeheirateten  Onkel Franz. Und so beobachten wir Simon von außen, wie er doch in der Vergangenheit gräbt und sich vieles selbst zusammen reinen muss. Der Gedanke, um diesen verleugnet Sohn lässt ihn nicht los und als Leserin dachte ich selbst oft, wann lernen wir Onkel M. kennen. Die Suche nach dem geheimnisvollen Onkel ist gleichzeitig eine Suche nach der eigenen Geschichte, dem Heimatbegriff und der Frage, was Herkunft eigentlich bedeutet. Wie schnell können Lebenswege sich ändern und vollkommen unterschiedlich verlaufen.Sylvain Prudhomme schreibt ruhig und philosophisch. Vieles spielt sich in seinen eigenen Gedanken ab. Konversationen werden nicht durch Anführungszeichen unterbrochen. Alles fließt ineinander über. Das passt so wunderbar zum Thema, denn alles hängt zusammen und ist, wenn auch auf unsichtbare Weise, miteinander verwoben. Trotz des ruhigen, essayartigen Stils, findet sich ein leichter Spannungsbogen. Ob Simons Suche erfolgreich ist, müsst ihr aber selbst lesen.Und wieder einmal muss ich es einfach sage: Wie schön ist die französische Sprache? Ich mag den Bodensee, aber Urlaub am Lac de Constance klingt doch gleich viel mondäner.
LovelyBooks-BewertungVon ins_lebenlesen am 23.08.2025
Ich hab es wegen seiner feinfühligen Zeichnung der Charaktere und seiner poetischen Sprache sehr geliebt "Denn in der Ordnung der Familien besteht das Verbrechen seit jeher darin zu reden, niemals zu schweigen." S.16Simons Leben steckt in einer Zwischenlösung fest. Seit einem Monat teilt er sich Wohnung und Sohn wochenweise mit A., der ehemaligen Lebenspartnerin. Trennung ohne Trennung. Vorerst. Mit dem Tod des bald 100jährigen Großvaters erwacht eine an Besessenheit grenzende Leidenschaft und Neugier für ein unglaubliches Familiengeheimnis, das er bei dessen Beerdigung erfährt. Der algerisch-stämmige Großvater hat als Soldat der Besatzungsmacht Frankreich im zweiten Weltkrieg am Bodensee in der Nähe von Ravensburg ein Kind gezeugt und mit der deutschen Mutter zurückgelassen. Ein Junge, M., der heute ein alter Mann von 80 Jahren ist oder wäre. Kein seltenes Schicksal. "Es hat 400.000 Kinder wie M. gegeben, die von alliierten Soldaten gezeugt wurden." 1946 geboren, sind die meisten von ihnen als sogenannte "Bastarde" ohne ihre Väter, in einer Gefühlswelt zwischen Sehnsucht, Wut und Scham aufgewachsen. Wie besessen macht Simon sich nun auf Spurensuche. Wer weiß davon? Warum hängt ein Mantel aus Schweigen darüber? Warum spricht seine Großmutter ein eiskaltes Verbot aus, weiter nach M. zu suchen? Das er zunächst respektiert. Sie hat ja vielleicht recht: warum kümmert er sich nicht um die Fragmente seines eigenen Lebens? Ist es die Sehnsucht nach Ablenkung und Abenteuer, die dahintersteckt oder hat dieses vergessene Leben mehr mit ihm zu tun als er denkt?Sylvain Prudhomme erzählt von einer behutsamen Suche, indem er Details aus der Familiengeschichte, vor allem der Geschichte der Großeltern zwischen Algerien und Toulouse, zwischen Heimat und Exil, zwischen Welt- und Kolonial-Kriegen nur sehr langsam aufblättert. Die Puzzlesteine fügen sich zunächst überwiegend in Simons Vorstellung zu einer Geschichte. Dabei gewinnt sein eigenes Leben Kontur und verwebt sich mit der Vergangenheit des Großvaters, mit dessen ungelebter Liebe. In zeitweise atemlosen Sequenzen ohne Punkt und Komma blättert der Autor die ganze schmerzvolle Geschichte von Verrat und Enttäuschung, Liebe und Sehnsucht, Verleumdung und Zurückweisung auf. Der Junge im Taxi geht mit seiner melancholischen Poesie zu Herzen, unter die Haut und erschüttert. Es gab Stellen, die haben mich so erfasst, dass der Sog des Textes Tränen gelöst hat, die nicht manipuliert, sondern rein waren. Ich weine wirklich selten beim Lesen. Auf mehreren Zeitebenen begeben wir uns auf die Suche nach dem Verstehen. Warum tun Familien sich solche Geschichten an? Warum investieren sie so viel Kraft, sich ihre eigene Vergangenheit zurechtzulegen, und dieses Konstrukt am Leben zu erhalten? "... weniger eine Handlung im eigentlichen Sinne als vielmehr ein fortgesetztes Nicht-Handeln, eine fehlende Bereitschaft, gegen den Willen der Familie zu verstoßen und einen Skandal zu verursachen, ein Befolgen des ewigen Gebots, bloß keine Wellen zu schlagen." S.15Und darin erkennen wir uns auch wieder, in diesem "Gesetz der Familie", zwischen diesen Fronten, die nicht nur durch Welt- und Bürgerkriege errichtet werden, sondern durch Scham, Angst, Gewohnheit, die Zeit, die Unzulänglichkeit der Liebe. Ich hab's sehr geliebt.