Nicht nur die Erziehungsmethoden von (Menschen-) Kindern sind immer wieder Änderungen beziehungsweise Anpassungen unterworfen, sondern auch die Methoden im Umgang mit Hunden. Was vor 20 (oder gar weniger) Jahren noch als Status quo galt, entspricht in Teilen nicht mehr dem heutigen Stand. Man kann das gut oder schlecht finden, tatsächlich aber kann man viele Erkenntnisse durchaus als Fortschritt betrachten.Nehmen wir das Beispiel Hunde. Man kann zweifelsohne althergebrachte Methoden im Umgang mit Hunden anwenden. Ob das aber dem Hund - und damit letztlich auch Frauchen/Herrchen - gut tut, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Viele ältere Methoden beziehen sich vor allem auf Erkenntnisse, die auf Beobachtungen von Wölfen beruhen. Kann ja nicht falsch sein, denkt sich Otto Normalbürger, schließlich stammt der Hund wie wir alle wissen vom Wolf ab. Tatsächlich aber gibt es aber nun einmal große Unterschiede zwischen Wölfen und Hunden. Insofern ist es im Nachhinein überraschend, wie lange es brauchte, bis man sich beim Umgang mit Hunden nicht mehr an Wolfsrudeln orientierte.Dazu beigetragen hat unter anderem die Norwegerin Turid Rugaas, die dank ihrer Beobachtungen die so genannten "Calming Signals - Beschwichtigungssignale" der Hunde entdeckte und einordnete. Erfreulicherweise hat Frau Rugaas ihre Erkenntnisse nicht nur ausgewählten Menschen in Vorträgen nahe gebracht, sondern irgendwann auch ein Buch veröffentlicht, in dem sie diese Beschwichtigungssignale super erklärt. Der "animal Learn"-Verlag hat eine deutsche Übersetzung veröffentlicht - und meiner Meinung nach ist jeder Cent der 19 Euro, die man für das Buch bezahlen muss, gerechtfertigt. Zum einen handelt es sich bei dem Buch um ein Hardcover, zum anderen ist der Inhalt dermaßen gut, dass das Buch eine echte Hilfe sein kann. "Calming Signals - Die Beschwichtigungssignale" der Hunde ist schnell gelesen. Es ist nicht besonders dick, die Schrift ist eher groß und zum besseren Verständnis sind die Beobachtungen mit vielen Bildern versehen. Ich finde das gut, denn zum einen schreckt die Kürze nicht gleich ab, zum anderen helfen die Bilder ungemein zu verstehen, was genau eigentlich gemeint ist. Die Texte sind klar und leicht verständlich verfasst. Selbst Laien wie ich können alles verstehen und nachvollziehen.Turid Rugaas erhebt mit ihrem Buch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Im Gegenteil erklärt sie deutlich, dass es noch viel zu entdecken gibt und weist darauf hin, dass jede*r Hundebesitzer*in selbst genau beobachten muss. Mir gefällt grundsätzlich der Ansatz, mit Hunden gewaltfrei kommunizieren zu können. Mir gefällt auch, dass die Signale nicht nur zwischen den Hunden wichtig sind, sondern auch zwischen Hund und Mensch große Bedeutung haben für ein friedliches, harmonisches Miteinander."Calming Signals" ersetzt kein Erziehungshandbuch, stellt aber eine tolle Ergänzung dar, von der ich mir vorstellen kann, dass selbst "altgediente" Hundehalter*innen noch viel mitnehmen können, sofern ihnen die Beschwichtigungssignale der Hunde noch nicht bekannt sind.Für mich war und ist das Buch eine echte Hilfe im Umgang mit Hunden, weshalb ich es ohne Einschränkungen empfehle. Anmerkung: Ich habe keinen Hund. Trotzdem helfen mir die Erkenntnisse aus dem Buch auf meinen Spaziergängen, bei denen ich unweigerlich auf die verschiedensten Hunde treffe. Das Buch ist also durchaus auch für Menschen ohne eigenen Hund geeignet. ;-)