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Produktbild: Im Schatten der blauen Pferde | Uwe Fleckner
Produktbild: Im Schatten der blauen Pferde | Uwe Fleckner

Im Schatten der blauen Pferde

Roman

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Raffiniert erzähltes Romandebüt um eines der großen Rätsel der Kunstgeschichte

Maximilian Kisch ist ein Besessener. Schon sein halbes Leben jagt der Kunsthistoriker vergeblich ein verschwundenes Gemälde des Blaue-Reiter-Malers Franz Marc. Dessen Spuren verloren sich nach der Münchner Ausstellung »Entartete Kunst« in der privaten Sammlung Hermann Görings. Seitdem rätselt die Kunstwelt über den Verbleib. Ein letztes Mal will Max im Getty Center in Los Angeles Nachlässe auf neue Hinweise durchforsten - und macht, unterstützt von seiner Kollegin Jessica Steiner, tatsächlich einen erstaunlichen Fund. In ebenso spannenden wie historisch belegten Rückblenden erzählt Uwe Fleckner die Geschichte des berühmten Gemäldes: von seiner Entstehung, seinen Sammlern, einer trickreichen Entführung und einem ungeheuren Verdacht.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
01. November 2023
Sprache
deutsch
Untertitel
Roman. Originalausgabe.
Auflage
Originalausgabe
Seitenanzahl
366
Autor/Autorin
Uwe Fleckner
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
548 g
Größe (L/B/H)
216/138/35 mm
ISBN
9783570104743

Portrait

Uwe Fleckner

Uwe Fleckner, geboren 1961 in Dortmund, hat Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik in Bochum und Hamburg studiert. Seit 2004 ist er Professor für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg, Leiter der von ihm gegründeten Forschungsstelle »Entartete Kunst« in Hamburg sowie einer der Direktoren des dortigen Warburg-Hauses. Fleckner ist Autor zahlreicher Buch- und Aufsatzpublikationen, unter anderem zur »entarteten« Kunst, zur Kunst der Moderne und zur politischen Ikonografie sowie Mitherausgeber der Gesammelten Werke Carl Einsteins und Aby Warburgs. Mit »Im Schatten der blauen Pferde« legt er sein Romandebüt vor.

Pressestimmen

»[ ] nicht nur ein packender Detektiv-Roman, sondern ein überaus kenntnisreich geschriebenes zeitgeschichtliches Kompendium. Spannender wurde deutsche (Kunst-) Historie selten aufbereitet. « Westdeutsche Zeitung

»Fleckner entfaltet enorm kenntnisreich ein vielschichtiges Panorama, in dem ihm das Kunststück gelingt, einen Spannungsbogen aufrechtzuerhalten und die Leser in dessen vielfältige Verflechtungen zu involvieren. « Rose-Maria Gropp, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Der Roman vereint auf spannende Weise Kunst-(geschichte), Krimispannung und Gefühle. « Mannheimer Morgen, Heike Sperl-Hofmann

»In historisch belegten Ru ckblenden erzählt der Autor die spannende, wendungsreiche Geschichte des beru hmten Bildes. « SUPERillu

»Gut lesbar für alle, die sich für Kunsthistorie interessieren. « Gong/HÖRZU

»Fleckner beherrscht die Kunst des bildhaften Erzählens und trifft dabei jeweils den richtigen Ton. « Angela Perez, Eschborner Stadtmagazin

Besprechung vom 06.12.2023

Wiehernde Erzengel galoppieren ins Paradies

Der Kunsthistoriker Uwe Fleckner hat einen Roman über die Suche nach Franz Marcs "Turm der blauen Pferde" geschrieben.

Es gibt kein von Legenden noch mehr umflortes, vom Mystizismus seines Schöpfers noch höher mit einer kosmischen Vision aufgeladenes Gemälde als den "Turm der blauen Pferde". Franz Marc schuf das große Bild 1913 in seinem bayerischen Wohnort Sindelsdorf. Seit dem Zweiten Weltkrieg gilt das Werk als verschollen; es ist nur in Reproduktionen überliefert.

Nun ist ein Roman des Kunsthistorikers Uwe Fleckner erschienen, und der heißt "Im Schatten der blauen Pferde". Fleckner traut sich was: Sein Ich-Erzähler Maximilian Kisch, auch er Kunsthistoriker, wenngleich akademisch nicht wirklich reüssiert, hat sein Leben der Suche nach dem Phantombild geweiht. Kischs Recherchen führen ihn ins Getty Center in Los Angeles, um dort die Nachlässe von Exilierten auf mögliche Spuren zu sichten. Entsprechend der realen Lage - niemand weiß bis heute, ob das Gemälde noch existiert oder in den Wirren bei Kriegsende zerstört wurde -, ersinnt Fleckner einen Plot, der wirkliches Geschehen mit Erfundenem vermischt. Die Literaturwissenschaft kennt für einen solchen Hybrid aus historischen Fakten und Fiktion den Begriff Faction-Prosa.

Kunsthistoriker würden, so argwöhnen selbst Angehörige der Zunft, immer nur für ihresgleichen schreiben. Was dabei herauskommen kann, ist im schlechten Fall kompiliertes Handbuchwissen, gepaart mit Beschreibungsakrobatik und bemühten Vergleichen. Allerdings gibt es namhafte Ausnahmen, es kann also auch gut gehen. Und Fleckner weiß sehr genau, was er tut, wenn er nun keineswegs nur für seine Peergroup schreibt. Schon 2003 hatte er an der Freien Universität Berlin die Forschungsstelle "Entartete Kunst" gegründet; einen weiteren Schwerpunkt dieser Einrichtung, die sich nicht zuletzt mit der Beschlagnahme moderner Werke durch die Nationalsozialisten im Jahr 1937 beschäftigt, richtete er dann an der Universität Hamburg ein, wo er heute lehrt. Im Jahr 2011 gab er zusammen mit Max Hollein, damals Direktor des Frankfurter Städels, den Band "Museum im Widerspruch - Das Städel und der Nationalsozialismus" heraus, der auf einer Tagung basierte.

Um die schon manische Fixierung seines Protagonisten auf dessen Lebensthema darzustellen, entfaltet Fleckner enorm kenntnisreich ein vielschichtiges Panorama, in dem ihm das Kunststück gelingt, einen Spannungsbogen aufrechtzuerhalten und die Leser in dessen vielfältige Verflechtungen zu involvieren. Das Berlin der Vorkriegs- und Kriegszeit wird ebenso verlebendigt wie das Hollywood der Vierzigerjahre mit seiner Gemeinde derer, die dort Zuflucht gefunden haben. Immer wieder treffen die Schicksale historischer und ersonnener Personen aufeinander, bis in die Gegenwart. Über allen erzählten Geschehnissen schwebt der Schatten der blauen Pferde.

So begegnet man einer (freilich ersonnenen) Tischgesellschaft vor vegetarischer Kost bei Hitler, der dabei verfügt haben soll, Marcs "Turm der blauen Pferde", zuvor im Besitz der Nationalgalerie in Berlin, aus der schrecklichen Schau "Entartete Kunst" 1937 in München zu entfernen. Was auch tatsächlich geschah, weil der Deutsche Offiziersbund bei der Reichskammer der bildenden Künste Protest eingelegt hatte: Der Künstler war im März 1916 bei einem Erkundungsritt im Ersten Weltkrieg an der Front bei Verdun gefallen. So gelangte das Bild (was den Tatsachen entspricht) in die Hände von Hermann Göring. Fleckner legt nahe, dass Göring, den es nach alten Meistern gelüstete - weshalb er auf die groteske Vermeer-Fälschung "Christus und die Ehebrecherin" des Betrügers Han van Meegeren ebenso kenntnisfrei wie bereitwillig hereinfiel -, es nicht für die eigene Sammlung wollte, sondern für seine Raubzüge Devisen brauchte, die er sich auch vom Verkauf der "Blauen Pferde" im Ausland erhoffte. Was durchaus plausibel klingt. Von hier aus folgt der Autor den (nun notwendig fiktiven) Wegen des Werks.

Eine historische Person ist auch die deutsche Jüdin Galka Scheyer (Bilder und Zeiten vom 2. Dezember), die schon 1931 die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte und in den Vereinigten Staaten eine unermüdliche Förderin deutscher Künstler war, besonders Alexej Jawlenskys. Bei einem der Feste in ihrem Haus in Hollywood lässt Fleckner (historisch korrekt) Marlene Dietrich auftreten, in Begleitung von Erich Maria Remarque (der tatsächlich eine eindrucksvolle Impressionisten-Sammlung besaß, dokumentiert in einem Band, der 2013 bei Vandenhoek & Ruprecht erschien). Solche Exkurse - samt den Sackgassen, in die sie führen oder die nur winzige Hinweise liefern für Maximilian Kischs Recherchen zum "Turm der blauen Pferde" in der Gegenwart - machen die mühsame Forschungsarbeit sichtbar, die die Rekonstruktion der Herkunft und, im glücklichsten Fall, die Auffindung von Werken "entarteter" Künstler erfordert. Auch wer bisher noch keine Ahnung davon hatte, wird auf 366 Seiten auf diese Pfade mitgenommen. Allein diese durchaus spannend vermittelte Erfahrung macht Fleckners Buch lesenswert. Und wo die Fakten verstummen, beginnt sein Nachtritt in die Fiktion, unterwegs zu den "Blauen Pferden". "Am Ende findet der Roman seine eigene, eine literarische Wahrheit", so steht es ehrlich im Nachwort.

Weil es also ein Roman ist, so mag sich der Autor gedacht haben, gehöre auch eine Liebesgeschichte dazu. Die gerät dann doch ein wenig kitschig zwischen Kisch und Jessica Steiner, einer attraktiven Provenienzforscherin am Getty Center. Doch das hat, wenngleich nicht ganz elegant geschildert, immerhin einen tieferen Grund. Erstens braucht Fleckner einen side kick für seinen Helden, weil sich so weitere Anregungen zu dessen versessenen Forschungen nach den Blauen Pferden in Gesprächen und durch Verbindungen, über die Jessica verfügt, vorantreiben lassen. Zweitens kann, wer mag, Kischs Hingerissenheit von der Frau, die ihn an Amedeo Modiglianis Bildnisse von dessen Geliebter Jeanne Hébuterne erinnert (nur am Rand: Modigliani-Fälschungen sind ungezählt), als ein Ersetzungsmodell verstehen zu seinem - im Kern, wie er selbst weiß, auch einigermaßen sentimentalen - Begehren nach Marcs Gemälde.

Natürlich darf das einigermaßen gewagte Ende des Romans hier nicht verraten werden. Nur so viel: Seine Schlusspointe führt an den Anfang zurück. Denn das erste Kapitel - es beginnt so: "Die Pferde, immer waren es die Pferde, die mich retteten" - ist ein fiktiver innerer Monolog Franz Marcs, kurz vor seinem Todesritt an die Front, in anverwandelter Imitation expressionistischer Prosa. Dort findet sich ein (reales) Zitat aus dem Briefwechsel der Dichterin und Malerin Else Lasker-Schüler mit Marc: "Deine glückseligen, blauen Pferde sind lauter wiehernde Erzengel und galoppieren alle ins Paradies hinein", schreibt sie, der er die wundervollsten Postkarten mit seinen Tiermotiven geschickt hat. Das letzte, das 46. Kapitel, ist dann wieder ein innerer Monolog eines ganz anderen Künstlers, dessen Identität sich beim Lesen erst herausschält. Aber Vorsicht: Diese Volte ist schon verwegener Möglichkeitssinn! Der (erfundene) Text offenbart sich nur kryptisch als das, was er ist - eine buchstäbliche Überschreibung, genauer Übermalung von Franz Marcs Sehnsuchtsbild, "ein Palimpsest der ganzen Kunstgeschichte ist das. Und tief unter der Farbe verborgen liegt eine andere Welt und die ist überbordend mit Gedächtnis gefüllt." Dieses "Gedächtnis" wachzuhalten gegen alles dumpfe Vergessen, das ist die Botschaft von Uwe Fleckners Roman. ROSE-MARIA GROPP

Uwe Fleckner: "Im Schatten der Blauen Pferde". Roman.

C. Bertelsmann, München 2023. 368 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon DHO am 24.06.2024
Bis auf die - eher peinliche - Liebesgeschichte, ein spannendes und augenfällig gut recherchiertes Buch
Von Kristall86 am 05.03.2024

Ein sehr gelungenes Debüt!

Klappentext: Raffiniert erzähltes Romandebüt um eines der großen Rätsel der Kunstgeschichte Maximilian Kisch ist ein Besessener. Schon sein halbes Leben jagt der Kunsthistoriker vergeblich ein verschwundenes Gemälde des Blaue-Reiter-Malers Franz Marc. Dessen Spuren verloren sich nach der Münchner Ausstellung »Entartete Kunst« in der privaten Sammlung Hermann Görings. Seitdem rätselt die Kunstwelt über den Verbleib. Ein letztes Mal will Max im Getty Center in Los Angeles Nachlässe auf neue Hinweise durchforsten und macht, unterstützt von seiner Kollegin Jessica Steiner, tatsächlich einen erstaunlichen Fund. In ebenso spannenden wie historisch belegten Rückblenden erzählt Uwe Fleckner die Geschichte des berühmten Gemäldes: von seiner Entstehung, seinen Sammlern, einer trickreichen Entführung und einem ungeheuren Verdacht. Im Schatten der blauen Pferde war Uwe Fleckners Debüt. Und was soll ich sagen? Die Geschichte rund um Max Kisch und dem von ihm so extrem begehrten Gemälde von Franz Marc, bekannt durch seine blauen Pferde, war mehr als gelungen. Wer sich mit Maler Franz Marc beschäftigt, kommt um seine Gemälde rund um Pferde nicht herum. Besonders die blauen Pferde sind auch heute noch weltbekannt. Rund um diese Gemälde ranken sich einigen Mythen und Geschichten und Autor Uwe Fleckner hat sich hier einen ganz spannenden Geschichte gewidmet. Protagonist Kisch ist so angefixt von der Suche nach diesem einem bestimmten Bild, dass er sehr tief in der Geschichte wühlen muss und selbst dabei auf braunen Boden stößt. Aber nicht nur das! Fleckner hat der Geschichte, die auch so sehr spannend ist, einen sehr treffenden und angemessenen Spannungsbogen verpasst, der gekonnt zusammen gesetzt ist. Man ist mehr als gespannt ob Max das Bild endlich findet und wie er wohl dann reagieren wird. Ob er es denn aufspüren wird? Das müssen Sie schon selbst erlesen! Fleckners flüssiger Schreibstil und auch sein Ausdruck lassen diese Geschichte vor dem inneren Auge aufleben und man hat nicht nur das entsprechende Gemälde vor Augen sondern auch seine Geschichte. Die Mischung aus Realität und Fiktion ist Fleckner wirklich perfekt gelungen. Ein eintauchen in die Geschichte war sehr schnell gegeben und bis zum Schluss war es wirklich ein Lesevergnügen! Ich bin gespannt was wir zukünftig von diesem Autor noch erwarten dürfen!
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