Lassen sich aus der Frisur eines griechischen Porträts Hinweise auf die politische Einstellung der dargestellten Person gewinnen? Begünstigten die auf Nivellierung ausgerichtete Politik des demokratischen Athen der Hochklassik standardisierte Normbildnisse gegenüber individuell unterscheidbaren Porträts? Finden sich im griechischsprachigen Ostmittelmeerraum hellenistische Bildnisse, die durch Anlehnung an römische Porträts die Dargestellten als "Römerfreunde" ausweisen? Solche und ähnliche Fragen sind nicht leicht zu beantworten, machen aber deutlich, wie wichtig die Berücksichtigung des politischen Umfeldes im weitesten Sinne für die Beurteilung von (nicht nur) griechischen Porträts ist. Umgekehrt unterstreichen sie auch die Bedeutung der Bildnisse als historische Quellen. Die Studie behandelt in loser chronologischer Reihung Denkmäler und Themen, die zumeist schon des Öfteren im Fach diskutiert wurden, im hier gegebenen Kontext aber unter neuen Perspektiven erscheinen können. Dazu zählen etwa die Individualität des Themistokles- Porträts, die Aussage der Demosthenes-Statue oder die Deutung des `ThermenherrschersŽ als Dioskur, römischer Feldherr oder hellenistischer Fürst.