Inhalt:Ein Lehrer wird ermordet und zwei Schüler werden verdächtigt, welche sich auf der Flucht befinden. Doch schnell stellt sich heraus, dass der Fall doch nicht so klar ist. Kalkbrenner wird dabei aus seinem Urlaub gerufen, um diesen zu klären. Dabei stellt er fest, dass die Witwe des Opfers seine alte Jugendliebe ist und der Fall wird zu einer persönlichen Angelegenheit.Gleichzeitig wird in Berlin eine neue Landesregierung gewählt und der antretende Politiker kündigt dabei an, dass er den Machenschaften von Miguel Dossantos, einen Portugiesen welcher Politiker, Polizei etc. besticht, bedroht und allgemein krumme Dinge dreht, ein Ende setzt. Ich fand dieses Buch schwächer als den ersten Fall "Zornesblind". Klar war für mich, dass die beiden Handlungsstränge sich irgendwann vernetzen würden und das taten sie dann auch ab der Hälfte und ab da an wurde es auch spannender. Anfangs hat mich vor allem das Politikergequatsche und diese Intrigen und Machtspielchen gestört. Es hat sich für die Politiker in eine gute Richtung entwickelt und sie dachten, dass sie den machthungrigen und gerissenen Dossantos, der mit seinen Geschäften stinkreich wurde, am Wickel haben, aber dieser hat natürlich nicht so schnell aufgegeben.Inzwischen hat Kalkbrenner am Lehrermord gearbeitet und dabei sehr lange im Dunkeln getappt. Und am Anfang wirkte er so, als wollte er sich wirklich ändern. Im ersten Band hat man ja erfahren, dass Paul Kalkbrenner ein Workaholiker ist und sich ganz in seinem Job verlieren kann. Doch hier wollte er scheinbar etwas mehr für seine Frau und seine Tochter da sein. Allerdings hat seine Arbeit ihn schnell wieder in den Bann gezogen und seine privaten Probleme sind erneut ins Unermessliche gewachsen. Da kam aber auch ein Problem nach dem anderen und es gab für ihn kaum eine Möglichkeit mal durchzuatmen. Reden hätte übrigens sehr geholfen, aber wie im ersten Band schon festgestellt, ist Kalkbrenner eher der grimmige Typ. Mit Reden hat er es nicht so und das hat die Sache dann nur schlimmer gemacht - privat wie auch beruflich. Da hat er schon einen Kollegen an der Seite, aber mal sich ordentlich mit dem Austauschen und sagen was Sache ist... Nein, dafür ist er dann doch zu mundfaul. Ich war da zwischendurch am Schwanken zwischen, dass er mit schon leidtat und dass ich ihn einfach nur schütteln wollte und ihn als Volldeppen beschimpft habe. Die Verwicklungen und Intrigen fand ich in diesem Band zu offensichtlich und auch teils nervig, übertrieben und lästig. Man hat schon bald gemerkt, auf was das hinauslaufen könnte. Klar, an der ein oder anderen Stelle hat mich der Autor auf die falsche Fährte geschickt, aber die wirklich wichtigen Punkte, fand ich doch zu naheliegend.Dossantos ist dafür bekannt, dass er seine Vorteile ergaunert und sich dennoch so in der Öffentlichkeit darstellt, dass er ein Wohltätet / ein Gönner ist. Warum sollte sich das mit einer neuen Regierung ändern? Es gibt immer Menschen die irgendwo Dreck am Stecken haben und dieser Mann hat die Möglichkeit genau das herauszufinden und dies dann für seine Vorteile zu nutzen. Oder es gibt genügend, die korrupt sind und der Spitzenkandidat Frieder von Hirschfeldt hat geglaubt, dass er sich nur mit vertrauensvollen Personen umgibt. Dann ist eine Person nach der anderen eingebrochen, weil Dossantos genau die Schwachstelle gefunden hat. Frieder hat sich dabei zu sehr auf seine Karriere und seinen Aufstieg versteift (auch wenn er immer wieder gesagt hat, dass er das zusammen mit seinen Freunden macht - ja klar), dass er seinen "Freunden" kein Gehör mehr geschenkt hat und die Augen mehr und mehr vor den offensichtlichen Problemen verschlossen hat. Tja, selber Schuld sage ich da nur. Der Schreibstil hat mir wieder gut gefallen. Dynamisch, packend an sich, wenn der Inhalt für mein Empfinden spannender gewesen wäre und die kurzen Kapitel gefallen mir sowieso gut.Die Sexszene weiß ich nicht. Weniger detailliert hätte fürs Verständnis auch gereicht. Das Ende fand ich etwas deprimierend, denn irgendwie war es mir zu realitätsnah. Klar, ein Krimi/Thriller sollte schon realistisch sein und wenn alles zu sehr geschönt wird, gefällt es mir auch nicht, aber bei dieser Thematik hätte man es auch etwas positiver gestalten können. Es war... unbefriedigend. Ich habe gelesen, dass man die Bücher auch unabhängig voneinander lesen kann. Ja, das kann man, denn auf den Fall im Einzelnen hat das keine Auswirkungen. Aber zum Beispiel um die Entwicklung von Kalkbrenner zu verfolgen, bin ich froh, dass ich den ersten Band gelesen habe. Denn hier finde ich das Privatleben von ihm interessant. Bei Krimi/Thriller finde ich es manchmal störend, wenn zu viel davon geplaudert wird, aber hier fügt es sich gut ins Gesamtbild ein und ist zudem auch nicht zu viel. Lustig fand ich, da man hier ja nah an der Realität seine Geschichte spinnt, aber nicht wirklich die bekannten Personen aus der Politik nehmen kann, dass man sich dann eben eigene Figuren genommen hat, die aber einen Bezug zu den wahren Personen haben. Beispielsweise gab es hier auch eine Kanzlerin... von der CDU, nur eben nicht Angela Merkel.Ich meine, bei den polizeilichen Ämtern ist es ja auch so, aber die echten Personen kenne ich da noch weniger, als die aus der Politik. Aber das mit der Kanzlerin, da musste ich schon schmunzeln. Fazit:Der Anfang war etwas schleppend. Interessant fand ich Kalkbrenners Verhalten, sein Bemühen seine Familie zu retten und wie das dann im Laufe der Geschichte immer mehr zusammengebrochen ist. Den zweiten Handlungsstrang mit den Politikern und diesen stinkreichen, arroganten Portugiesen mochte ich allgemein nicht. Das war einfach nicht so mein Thema, weshalb es mir schwerfiel, überhaupt so richtig reinzukommen. Schreibstil hat mir wieder gut gefallen. Ich vergebe 3 Sterne.